So leben, dass andere nach Gott fragen

Dr. Zdarsa zum Bischof von Görlitz geweiht


Bischof Reinelt (links) legt seinem Amtsbruder K. Zdarsa die Hände auf.
23. Juni, Weihetag des Bischofs von Görlitz. Am Eingangstor vor dem Fußweg zur Kathedrale warnt ein Schild die Besucher: Vorsicht, Baustelle. Hier wird künftig Konrad Zdarsa als Bischof, als Bauherr mitbauen helfen...

Dresden/Görlitz, 27.06.07 (KPI): Samstag, 23. Juni 2007, Weihetag des Bischofs von Görlitz. Noch zwanzig Minuten sind es bis zum Beginn des Gottesdienstes, in dessen Verlauf Dr. Konrad Zdarsa, zuletzt Generalvikar des Bistums Dresden-Meißen, zum Bischof von Görlitz wird. Die St. Jakobus-Kathedrale, Bischofskirche des östlichsten deutschen Bistums, liegt auf einer kleinen Anhöhe, einen Steinwurf vom Görlitzer Hauptbahnhof entfernt. Am Eingangstor vor dem kurzen Fußweg zur Kathedrale warnt ein Schild die Besucher: Vorsicht, Baustelle. Hier wird künftig Dr. Konrad Zdarsa als Bauherr, als Bischof seiner Gläubigen das Bistum Görlitz mitbauen.

Fast auf den Tag genau vor einem Jahr hatte sein Amtsvorgänger Rudolf Müller den Ruhestand angetreten. Nun sind etwa tausend Christen aus den Bistümern Görlitz und Dresden-Meißen, Verwandte und Freunde des neuen Bischofs an die Neiße gereist, um den Weiheakt vor Ort mitzuerleben.

Die Kirche ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Wer ohne Eintrittskarte da ist, hat kurz vor Beginn der Messe die Chance, noch auf einen der etwa 250 frei zugänglichen Plätze zu gelangen. Für alle übrigen ist auf dem Gelände des benachbarten evangelischen Paul-Gerhard-Hauses eine Großbildleinwand aufgebaut, auf der das Geschehen in der Kirche live mitverfolgt werden kann. Gelebte Ökumene.

Georg Kardinal Sterzinsky salbt Konrad Zdarsa mit Chrisam.

21 Bischöfe aus Deutschland, Polen und Tschechien nehmen an der Bischofsweihe teil. Darunter natürlich der Görlitzer Altbischof Müller, Bischof Joachim Reinelt und Weihbischof Georg Weinhold vom Bistum Dresden-Meißen, der Botschafter der Vatikans in Deutschland Erzbischof Erwin Josef Ender und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann. Die Weihe leitet Erzbischof Georg Kardinal Sterzinsky aus Berlin. In seiner Predigt geht er auf die Frage Jesu an Petrus ein: „Liebst Du mich?“ Der Kardinal nennt es die wichtigste Aufgabe des neuen Görlitzer Bischofs, diese Liebe immer neu unter Beweis zu stellen.


Der Mitteldeutsche Rundfunk berichtet live von der Weihe

Stimmgewaltig und ergriffen tönt der Gesang der Gläubigen durch die Hallen der neogotischen Kathedrale. Von der ersten Kirchenbank aus verfolgen Sachsens Landtagspräsident Erich Iltgen, Justizminister Geert Mackenroth und der Görlitzer Oberbürgermeister Joachim Paulick das Geschehen. An den Längsseiten der Kathedrale reihen sich die Fahnenträger der Kolpingsfamilien, der Sorben und einzelner Gemeinden aneinander. Scheinwerfer des MDR – der live von der Weihe berichtet - erhellen die Szene. Draußen vor der Kirche beginnt es zu regnen, und wie das Wetter einige Kapriolen an diesem Tag schlägt, entsteht auch in der St. Jakobus-Kathedrale ein wenig Unruhe, als es vor der Verlesung des päpstlichen Ernennungsschreibens kleine Abstimmungspannen im Ablauf der Liturgie gibt.

Dr. Konrad Zdarsa selbst scheint für den Beobachter im Verlauf des Weihegottesdienstes ein Wechselbad der Gefühle zu durchleben. Ruhig und besonnen wirkt er zu Beginn der Messe. Als Erzbischof Sterzinsky, assistiert von Bischof Reinelt und Altbischof Müller, die Weihe vollzieht, blickt er konzentriert und angespannt. Als er die bischöflichen Amtszeichen erhält, wirkt er gefasst und gesammelt. Gelöst und freudestrahlend hingegen nimmt er schließlich im Anschluss an die Weihezeremonie die Glückwünsche der Amtsbrüder entgegen.


Kraft des neuen Bischofsamtes

In seiner Ansprache zum Ende des Gottesdienstes scheint es, als ob mit der Bischofswürde bereits die Kraft des neuen Amtes aus Bischof Zdarsa spricht, als er sich in einer kurzen Rede an die Festgemeinde wendet und die Schönheit des Glaubens preist. Kräftig, frei, bewusst und stark spricht er, als er davon berichtet, dass er bereits kurz nach der Ernennung zum Bischof immer wieder gefragt worden sei, ob er schon ein Programm habe. „Ich hatte noch nicht einmal einen Wahlspruch“, so Dr. Zdarsa wörtlich.

Gelöst wirkte Bischof Dr. Zdarsa nach der Weihe.

Auch die Frage nach der Freude über das neue Amt habe er skeptisch gesehen. „Die Freude, die von Gott kommt, ist nachhaltiger. Sie kann wachsen.“ Unter Beifall verkündet der neue Bischof dann schließlich doch noch ein Programm. Er will seine Gemeinden dazu ermutigen „so zu leben, dass andere nach Gott fragen.“

Michael Baudisch

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