Winter in Afrika

Pfarrer Winter berichtet von seiner Arbeit für den Jesuiten Flüchtlingsdienst in Uganda

Seit etwa dreieinhalb Monaten arbeitet Pfarrer Friedrich Winter, zuletzt Pfarrer in Riesa, für den Jesuiten Flüchtlingsdienst in Uganda. Seine jüngsten Erlebnisse können Sie hier nachlesen...

Freier Tag in Adjumani
2007-02-24


Der Freitag Abend brachte ein heftiges Gewitter, etwas Abkühlung und nicht viel Regen. Samstag Morgen bin ich dann um 5.30 Uhr aufgestanden und habe als erstes nach den Sternen geschaut. Diese waren zahlreich zu sehen und so konnte es losgehen. Nach Kaffee und etwas Brot habe ich mein Motorrad vor das Tor geschoben, um die anderen nicht zu stören und bin losgedüst. Ab und zu huschen ein paar dunkle Gestalten vorbei. Gut, wenn sie mit einem weißen Tuch bekleidet sind und so schon rechtzeitig erkannt werden. Nachts sind die Straßen genau so schlecht. Der gut zu befahrende Randstreifen scheint aber noch schmaler zu sein als zu anderen Tageszeiten. Da gilt es, sehr konzentriert zu fahren, damit man nicht in den sandigen Straßenrand abrutscht, der in der Regenzeit als Regenrinne dient und recht tief ist. Zu dieser Tageszeit ist es recht frisch und es ist gut, dass ich meine dünne Jacke übergestreift habe, die ich bisher immer nur gegen die Sonne gebraucht habe, damit meine Arme nicht total verbrennen. Es ist nicht immer leicht, die gute Straßenseite zu finden. Die Straße ist frei, aber das Licht nicht so besonders hilfreich. Plötzlich war es ganz aus. Fahrt durch die dunkle Nacht, mein Gott. Aber nur das Abblendlicht ist ausgefallen. Mit dem Fernlicht geht es auch (nicht besser).

Schon langsam beginnt es zu dämmern. Der Himmel färbt sich etwas rötlich. Wenn man so über den Busch schaut, dann möchte ich gleich stehen bleiben und auf den Sonnenaufgang warten. Ziel ist aber der Nil. Nach etwa 14 km komme ich an eine mir nicht unbekannte Stelle. Ich fahre von der Straße runter und finde schnell einen Platz für das Motorrad und einen Pfad auf die zahlreichen riesigen Steine. Der Weg ist auch dornenreich. Gut, dass ich eine lange Hose anhabe, auf der die Spuren der Dornen abzeichnen. Ich erklimme einen herrlichen Platz mit dem Blick auf den Nil. Er ist nicht ganz frei, da ein Baum vermutlich die Sicht etwas behindern wird. Macht nichts. Einen anderen Platz jetzt noch zu suchen macht keinen Sinn, da es ja dann sehr schnell geht. Dann wird der Himmel rot und die Sonne erscheint am Himmel. Es geht wirklich rasend schnell. Ich mache viele Fotos, um dann die besten auszusuchen. Es ist wunderschön, aber viel zu schnell vorbei, um es so richtig zu genießen. So klettere ich wieder den Berg hinunter. Von oben habe ich einen Weg durch die Gegend entdeckt. Das Gras ist völlig verbrannt, die Bäume beginnen neue Blätter zu treiben, bei dieser Trockenheit. Vögel habe ich gesehen und gehört und auch die Affen waren da. Sie waren gerade beim Aufstehen und nicht so fotogen. Menschen sind zu hören, einer schlägt einen großen Ast zurecht, andere laufen auf den Wegen in die Richtung, wo sie ihre Boote haben oder fahren mit dem Rad dahin.

Der Weg führt mich zu einer Siedlung auf eine Art Halbinsel. Mit dem knatternden Motor bin ich meilenweit zu hören. Die Bewohner sind schon munter. Ich winke von weitem und halte Ausschau nach einem ruhigen Plätzchen. Schnell sind die kleinen Jungen der Familie bei mir. Ich reiche die Hand, spreche mit ihnen. Mit meinem Vokabular kann ich mich ein wenig verständlich machen, mit den notwendigsten Worten dieser Welt. Sie umspielen mich, ihr Hund erkennt mich als Freund und so muss ich nur warten, bis es ihnen zu langweilig wird und sie von dannen ziehen. Denkste. Ich suche mir einen Platz auf einem riesigen Stein. Doch sie sind wieder da. Dann sind sie ganz aufgeregt. Der Größere hat einen Aligator durch den gebrannten Papyrusstreifen laufen sehen. Ich aber kann keine Spur von ihm entdecken. Dann ruft jemand und die beiden lassen mir meine Ruhe. Vögel zwitschern, irgendwelche Tiere rufen, Wasser plätschert, Stimmen sind zu hören. Irgendwo über dem Wasser, auf der anderen Seite sind Menschen. Ab und zu trägt der Wind ein paar Laute über das Wasser. Dann drehe ich noch eine Runde und fahre zurück zur Straße, und merke mir die Zufahrt. Ich komme bestimmt wieder.

Noch fahre ich nicht nach Hause, sondern schlage die Richtung "Fähre" ein. Da, am Straßenrand, nicht weit entfernt, eine Gruppe von größeren Affen. Sie haben sich gerade einen Mangobaum geplündert. Unter dem Baum liegen lauter abgerissene grüne Blätter und angebissene grüne Mangos. Als ich mich nähere, ziehen sie sich zurück. Ein paar Fotos schieße ich, auf denen sie zu erkennen sind. Den kurzen Weg zur Fähre bringe ich schnell zu Ende. Dieser Platz ist immer wieder schön.

Fisch, Mandazi – in Öl gebackene Art von Pfandkuchen, Süßigkeiten, Coca Cola und andere süße Getränke werden verkauft, Bananen, Mineralwasser und verschiedene Sorten Bier stehen zur Auswahl. Ein ankommender Bus aus Gulu bringt viele Menschen, die den Platz beleben. Das Leben ist sehr bunt, ebenso die Bekleidung der Frauen. Viele Fahrräder sind abgestellt, mit großen Säcken auf dem Gepäckträger. Holzkohle, Sweet Potatos (Süßkartoffeln), andere essbare Wurzeln oder Grundstoff für einheimisches Bier – was wird da wohl drin sein. Die Säcke sind so groß und schwer, dass auch schon mal ein Vorderrad ausgehoben wird und das Rad nicht mehr zu halten ist. Manchmal hilft einer mit auf.

Inzwischen fotografiere ich Jungen, die Fisch reinigen. Ein kleiner Junge mit einem großen Messer versucht einen Fisch aufzuschneiden, ihn von seinen Schuppen zu befreien. Alles muss gelernt sein, denn der Fisch gleitet immer wieder weg. Im alltäglichen Leben und Umgang mit der Lebensader Nil wird er es bald im Traum beherrschen.

Dann kommt die Fähre, mit Autos und vor allem mit Fahrrädern und Menschen beladen. Da nur ein Motor funktioniert, müssen die Autos rückwärts runterfahren. Schnell füllt sich wieder die Fähre: zuerst der Bus, dann das Auto, Die Radfahrer mit den Rädern und die zahlreichen Personen. Beim Warten hatte ich ein Gespräch mit einem Mann. Als er bei seinem Kind hockte, habe ich ihn fotografiert. Er ist aus dem Sudan, geflohen vor 5 Jahren, lebt in Gulu. Geht immer mal für eine Woche nach Wau zurück. Er arbeitet in Gulu im Hospital.

Zahlreiche Personen klettern auf einen LKW, andere schieben ihr Rad den Berg hinauf, andere laufen. Die Fähre legt ab. Da kommt ein Mädchen gerannt, wohl 20 kg in einem Sack auf dem Kopf, hoffend, die Fähre noch zu erreichen. Aber der Abstand vom Ufer ist schon zu groß. Sie setzt den Sack ab und setzt sich drauf. Da heißt es warten, bis die Fähre zurück kommt. Nun ist der Platz an der Fähre leer, bis die nächste kommt und Menschen ausspuckt und aufnimmt.

Ich starte mein Zweirad und fahre langsam den Berg empor, für Radfahrer mit einem schweren Sack eine schweißtreibende Aktion. Die Straße ist bei genauerem Hinsehen eine Katastrophe. Langsamfahren ist angesagt. Unterwegs kommt mir eine Gruppe von Frauen entgegen mit ihrem "Gepäck" auf dem Kopf. Ich stoppe und präpariere meine Camera. Sie scherzen und lachen. Ich erkenne Jane aus Kejo, eine aus der Frauengruppe. Gern posieren sie für ein Foto – strahlendes Gesicht, 20 Liter Wasser auf dem Kopf oder Wäsche zum Waschen.

Im Busch steht ein Feuerbaum. Er leuchtet mit seinen roten Blüten schon von Weitem. Außerdem ist er eine stattliche Erscheinung. Es ist immer wieder schön, was die Natur für wunderbare Dinge hervorbringt. Gleich sind natürlich auch Kinder da. Ganz Mutige, die gleich meine Hand ergreifen, als ich sie hinreiche. Andere sind eher scheu und vorsichtig, man weiß ja nie. Wie immer bereitet es große Freude, wenn sie sich selbst auf dem Bildschirm der Camera sehen. Ich starte mein Motorrad, hole zweimal Schwung und bin wieder auf der Hauptstraße die von Mojo über Gulu nach Kampala führt. Eine weite und gefährliche Reise bei den Straßenverhältnissen. Mir kommen ein Bus und ein LKW entgegen. Es gibt nur eine Fahrbahn. Wetten, der Stärkere gewinnt. In diesem Fall sind das die anderen. Deshalb bremse ich auf dem Schotter ab, fahre links in die tiefe Abflussrinne. Eine riesige Staubwolke zieht hinter dem Fahrzeug her. Als der Staub sich lichtet, fahre ich weiter. Häufig gibt es unzählige kleinen Bodenwellen, losen Schotter, festgefahrenen Lehmboden, die unregelmäßig wechseln. Selten erreiche ich meine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h. Beim Überholen von Fußgängern oder Radfahrern bin ich auch besonders vorsichtig und rücksichtsvoll. Ein Spurenwechsel bringt die Gefahr des Wegrutschens. Einheimische hupen kräftig und die Radfahrer fahren an die linke Seite, in die Regenrinne. Nicht selten geht das nicht gut aus, denn sie haben jemanden auf dem Gepäckträger oder eine große Last, eine Regentonne oder neu gekaufte Schubkarre. Wenn dann die Straße aus dem Niltal kilometerlang ansteigt, lässt auch die Konzentration nach und sie kippen nach der einen oder anderen Seite. Aber sicher komme ich zu Hause an. Und schon auf der Fahrt habe ich mir vorgenommen, ähnliches bald wieder zu machen.
Auf Fotos habe ich einige Eindrücke festhalten können. Am Nachmittag überspiele ich sie auf den PC, suche die besten heraus und gebe sie in den Ordner, in dem ich viele, viele Bilder verstaut habe.



Alltag in Adjumani
2007-02-22


Die Morgenstunden sind in Adjumani die schönsten Stunden. Das soll nicht heißen, dass ich zu einem Frühaufsteher geworden bin, doch am Morgen ist es kühl und angenehm. Inzwischen sind die Temperaturen am Nachmittag bei fast 40 �C angelangt, was auch für die Einheimischen bedeutet: Heute ist es ganz schön heiß. Im Laufe des Vormittags steigt dann die Temperatur stetig an. Im Büro sind dann alle Fenster geöffnet und ein Ventilator wirbelt die warme Luft durcheinander. In der Sonne ist es dann nicht auszuhalten. So sieht man immer wieder Menschen, die im Schatten eines Baumes oder eines anderen schattenspendenden Gegenstandes der Hitze entfliehen wollen. Das gilt in der Stadt genau so wie am Straßenrand, wo unter den Bäumen ein schattiger Platz für eine Rast gesucht wird, von Fußgängern, Radfahrern oder auch Motorradfahrern. Muss unser Fahrer in einem Ort auf uns warten, sucht er einen Platz unter einem Baum. Die Kinder spielen unter einem Baum, Frauengruppen legen ihre Schilfmatten in den Schatten eines Baumes. In diesen Tagen feiern wir die Heilige Messe oft unter einem Baum im Freien, da der Wind die Gefahr der Meningitis eher verweht. Ich liebe diese Plätze auch mehr als die dunklen Kapellen, die mich zwingen meine Brille aufzusetzen, damit ich etwas erkennen kann.

Nach dem Mittagessen, das wir in unserem Gelände einnehmen, schlägt dann aber der Mittagsdämon kräftig zu. Da hilft nur eine Tasse Nescafe oder Aktivität. Manchmal gibt es ein kleines Schläfchen von 20 Minuten. Am Nachmittag sind wir dann meistens unterwegs. Am gestrigen Montag fuhr ich dann mit dem Fahrer und einer Nähmaschine in einen etwa 20 Kilometer entfernten Ort. Die Gemeinde hatte am Tag vorher die Einweihung ihrer Kirche gefeiert, wie jedes Jahr. Dort ist eine der wenigen Steinkirchen. Sr. Marie, die ich bisher immer begleitete, hat ein paar Tage Urlaub, so dass ich allein zu dieser Gruppe von Frau unterwegs war. Die Nähmaschine hatten sie sich erbeten, weil die beiden vorhandenen nicht ausreichten, um den Lern- und Näheifer der Frauen zu stillen. So war die Freude natürlich groß. Wir nahmen die Maschine vom Auto und die Frauen brachten sie in die Kirche, die dann auch als Versammlungsraum und Nähstube dient. Unter einem Baum saßen einige junge Männer. Ich ging erst mal zu ihnen. Der Katechet stellte mich vor. Sie saßen im Schatten eines Baumes und ließen gemütlich den vergangenen Festtag ausklingen. Für mich die Gelegenheit, einen Smalltalk zu halten. Sie hätten mich wohl auch zum Selbstgebrauten eingeladen, aber meine Augen verrieten wohl, dass ich nicht bereit war, ein Auge zu riskieren.

Dann ging ich zu den Frauen. Wie immer eine freundliche Begrüßung. Einige kleine Kinder haben noch immer keinen Weißen in ihrem Leben gesehen. Das äußert sich dann in schüchternem Reichen der Hand, in ängstlichen Blicken oder lautem Geschrei. Manche kennen mich schon und kommen in der hier eigenen Art auf mich zu und reichen mir die Hand und machen einen Kniggs. Auch die Frauen knien sich so halb nieder, was mir nicht so gefällt, so dass ich sie wieder "hochziehe". Ist die Verständigung auch schwierig, nicht nur wegen meiner beschränkten Englischkenntnisse, sondern auch weil hier unterschiedliche Sprachen gesprochen werden, so ist doch die Aufnahme sehr freundlich und sehr herzlich. Und wenn dann noch eine Nähmaschine mitkommt.....Irgendjemand fängt dann an zu klatschen, eine anderer zu singen, eine andere zu tanzen und schon ist eine ausgelassene Stimmung da. Am Katecheten konnte ich mich bei den Tänzen ein wenig orientieren. Und wenn ich dann auch ungeschickt und ungeübt einfach mit einsteige, dann ist der Jubel groß. Inzwischen fühle ich mich in solchen Situationen auch nicht mehr unsicher und mache einfach mit. Dann gibt es ein Gespräch über anstehende Dinge: Weltgebetstag der Frauen, den ich angeregt habe und er Weltfrauentag, der hier eine andere Tradition hat als bei uns im Osten Deutschlands.
Vor einigen Tagen traf sich die Frauengruppe dieses Ortes. Es wurde erzählt, dass eine Frau im Sterben liegt. So fuhren wir mit den Frauen zu dieser Familie. Die Frau war inzwischen gestorben und die Familie wartete noch mit der Beisetzung auf einen Sohn, der von Kampala kommen sollte.

Das Grab war neben dem Tukul ausgehoben, indem die Verstorbene aufgebahrt worden war. Nach Gebet und einem österlichen Gesang konnte man die Verstorbene (57) noch mal sehen. Die Särge sind oft mit einem Fenster versehen, so dass das Gesicht zu sehen ist. Dann gibt es normalerweise noch zu essen und zu trinken. Aber unsere Zeit war bemessen und so gingen wir wieder, die Frauen blieben noch. In den letzten Wochen hatten wir öfter die Gelegenheit, in der Trauerphase bei Familien zu sein. Das ist immer sehr bewegend. Die Beerdigung hält der Katechet. Drei Tage lang kommen Leute und bekunden ihre Trauer und Ihr Mitgefühl. Wir beten dann am Grab und der Priester segnet es. Essen und Trinken gehört immer mit dazu.

Dann kommt der Aschermittwoch. Wir Priester fahren in einzelne Kapellen zum Gottesdienst. Wir nehmen die gleiche Richtung, werden dann ausgeladen und nach dem Gottesdienst wieder eingesammelt. Um 9.30 Uhr sind wir dann gestartet. Ich war in einem Ort, von dem aus man den Nil sehen kann und der etwa 20 km von Adjumani entfernt liegt. Irgendwann fängt dann der Gottesdienst an, meist in einer kleinen Kapelle. Diese Kapelle fasste über 120 Gläubige, von denen sicher die Hälfte Kinder aller Altersgruppen waren. Nach und nach füllt sich die Kirche, viele stehen draußen. Durch die Löcher in der Wand, die Tür und einer Öffnung zwischen dem Dach und der Wand weht ein kühles Lüftchen. Der Gottesdienst dauerte etwa 2 � Stunde. Lange Zeit nahm schon die Austeilung des Aschenkreuzes in Anspruch. Mit weißer Asche habe ich allen dies Zeichen der Umkehr auf die Stirn gezeichnet. Ein kleines Gespräch über die Texte aus der Bibel habe ich angeregt. Ein junger Mann, der Katechet, übersetzt dann alles in Madi. Heiße Windböen jagen über das Land und wirbeln den Staub auf, der sich auf meinen Gebetstexten niederlässt und mit den Fingern spürbar ist. Etwa um 13.30 Uhr sind wir wieder zurück, nachdem wir auch die anderen eingesammelt haben.

Am Nachmittag setzte ich mich auf mein Motorrad und fahre in einen Ort, um ein paar Süßigkeiten (einfache Bonbons) zu bringen. Das ist aber nur der Aufhänger. Die Leiterin dieser Frauengruppe erzählt mir einiges von der Lebenssituation der Menschen, vom Hunger in den Wochen, bevor die neuen Früchte geerntet werden können und auch etwas Geld mit dem Verkauf der Dinge erworben werden kann. Von dem Leben in ihrer Heimat im Sudan, von wo sie vor fast 20 Jahren geflohen ist. Dort sei der Boden nicht so karg und steinig. Das Leben etwas leichter. Mit dem Herstellen von Holzkohle verdienen sie sich etwas Geld. Beim Besuch im Sudan hatte sie einen Unfall. Davon waren Schmerzen im Rücken geblieben. Die Arbeit bei der Hitze (jetzt sind knapp 40 �C) auf dem Feld ist mühsam. Während unseres Gespräches umhäkelt sie eine kleine Decke, die sie dann noch mit einer Blume schmücken möchte. Dann gehen wir zu einer alten Frau, die im Schatten ihres Tukul sitzt. Sie sieht sehr alt aus, alte trockene runzlige Haut. Sie freut sich über den Besuch. Eine Verwandte aus einem Nachbarort ist zu Besuch gekommen. Kinder hat sie wohl keine. Ihr Alter weiß sie nicht. Sie kann sicher nicht schreiben und lesen. Mit den jungen Frauen, die gleich daneben sitzen, wechsle ich ein paar Worte. Sie schälen "süße Kartoffeln", die es zum Abend gibt.

Meine Begleiterin betet in der Madi-Sprache und ich gebe ihr den Segen. Wir gehen weiter. Da ist eine jüngere Frau, mit einem kleinen Kind auf dem Schoß. Sie zeigt das Bein des Kindes. Es hatte sich mit heißem Wasser verbrannt. Nun heilte es und sah ganz gut aus. Die größeren Kinder, zwei Mädchen (10-12 Jahre), zerreiben auf einem Stein Samenkörner, die zum bereiten von einer dicken Soße verwendet werden. Die dicke Masse glänzt vor Öl. Alles muss gelernt werden. Sie sind natürlich auch neugierig und schauen mit ihren großen Augen und ihren verschmitzten Gesichtern herüber. Da gibt es keine Gelegenheit, das zu tun, was Mädchen gerne tun. Oft müssen sie auf die kleineren Geschwister aufpassen und tragen sie mit auf dem Rücken umher. Dann kommt der Mann zu mir und wir sprechen über den Sudan und die Rückkehr, über Arbeit und das Leben. Und er bedankt sich für meinen Besuch.

Nicht weit von uns sitzen ein paar junge Männer, die ich beim gehen auch begrüße. Sie verkaufen Seife, abgepackten Reis in kleinen Tüten, Zucker und nicht viel mehr. Als wir von dem kleinen Rundgang zurückkommen, sind wieder viele Kinder um mich herum. Ich verabschiede mich und verspreche, zum Weltgebetestag der Frauen wieder zu kommen, um am Vormittag mit den Frauen zu beten. Dabei darf ich dann das Geld nicht vergessen, das für ein paar Kleinigkeiten zum Feiern bestimmt ist. Sie haben selber nichts für ein paar Bobbons, Tee oder Zucker – und ganz ohne geht es wohl nicht.

Ich schwinge mich auf mein Motorrad. Als ich durch die Siedlung fahre, winken mir viele zu, Kinder rufen "by, by, by" und ich muss acht geben, dass ich beim Winken alle Gräben und Löcher gut nehme. Die Sonne ist am Untergehen. Zu dieser Zeit (17.30 Uhr) ist es nicht mehr so ganz heiß. Beim Fahren merke ich die verschiedenen Zonen heißer oder weniger heißer Luft. Auf der Hauptstraße mit ihrem Schotter, Sand und Bodenwellen gilt es gut aufzupassen, um nicht zu stürzen. Überholende und entgegenkommende Autos wirbeln eine Menge Staub auf. Lieber etwas langsamer fahren, lieber 40 statt 50 km pro Stunde.

Abends bin ich dann müde und geschafft. Normalerweise haben wir am Abend hl. Messe, zu der einige Ordensschwestern aus der Nachbarschaft dazu kommen.



NOTHILFE ERWÜNSCHT
Adjumani2007-02-26


Heute morgen erfuhr ich, dass eine Nursery-School (Vorschule)am Donnerstag in Kobo abgebrannt ist. Kobo ist eine der Siedlungen, in denen Flüchtlinge aus dem Sudan angesiedelt sind. Sie leben dort schon zum Teil etwa 20 Jahre. Branntursache sind Buschfeuer, die entzündet werden, um Gras abzubrennen.

Dieses verbrannte Grasdach bereitet Schwester Cecilia große Sorgen. Sie ist die Verantwortliche für 42 Vorschulen des Jesuitenflüchtlingsdienstes im Bereich Adjumani mit etwa 10.400 Kindern. Die Kinder erhalten in diesen Vorschulen grundlegende Dinge beigebracht. Das gilt vor allem für das hygienisches Verhalten wie Naseputzen, beim Husten oder Niesen Hände bzw. Taschentuch vor den Mund halten, Händewaschen vor dem Essen und nach der Toilette, Hände und Fingernägel sauber halten und vieles andere mehr. Weiterhin werden die Kinder auf die Schule vorbereitet mit Rechnen und Englisch in kindgemäßer Weise, Religionsunterricht und Sport.

Die Zeit drängt. Noch haben wir Trockenzeit. Aber bereits im März kann die Regenzeit beginnen und da brauchen die Kinder ein Dach über dem Kopf. Ich habe versprochen, ihr und den Kindern zu helfen. So wende ich mich der Bitte um Unterstützung auch an Euch/Sie. Die Erneuerung des Grasdaches wird etwa 300 Euro kosten. Eigentlich bin ich mir sicher, mit der Hilfe vieler diesen Beitrag aufbringen zu können.

Sollte mehr Geld als benötigt zusammen kommen, bitte ich um die Erlaubnis, dieses Geld für die Essenversorgung der Vorschulkinder verwenden zu dürfen. Diese warme Mahlzeit ist für viele der Kinder das einzige, was sie regelmäßig zu essen bekommen. In den Monaten Mai und Juni wird die Versorgung mit Lebensmitteln sehr knapp, da die Vorräte zu ende gehen und die neue Ernte noch auf sich warten lässt. Der karge Boden ermöglicht keine reichen Ernten. Dann erhalten auch die Kinder unzureichende und einseitige Nahrung.

Von dem Verlauf und dem Abschluss der Arbeiten werde ich berichten. Wenn es möglich ist, bitte ich um eine Nachricht über die erfolgte Spende auf das Konto der Jesuitenmission. Mit einer der folgenden Vorwahlen kann man das schon für weniger als 10 Cent pro Minute tun. Ich freue mich über jeden Anruf! Vorwahl:01037 od. 010152 od.010017 od. 010012 od. 01077 und dann die Nummer: 00256-77 44 90 620.

Jesuitenmission
Kto: 511 55 82
BLZ: 750 903 00 LIGA Bank
Verwendungszweck: 3838 Winter Uganda/Dach

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