Bruder Reinhold Kurtz verstorben

Requiem und Beerdigung am 7. Februar in Chemnitz


Nach längerem Leidensweg verstarb am Nachmittag des 3. Februar 2008 Bruder Reinhold Kurtz von den Salesianern Don Boscos in Chemnitz. Requiem und Beerdigung finden am Donnerstag, 7. Februar, in Chemnitz statt.

Chemnitz, 07.02.08: Nach längerem Leidensweg verstarb am Nachmittag des 3. Februar 2008 Bruder Reinhold Kurtz von den Salesianern Don Boscos. Das Requiem findet am Donnerstag, 7. Februar, um 11.30 Uhr in der Pfarrkirche St. Antonius (Erfenschlager Str. 27) in Chemnitz statt, die Beerdigung ist um 13.00 Uhr auf dem Friedhof St. Michaelis (Annaberger Straße 249) in Chemnitz.

Am Morgen des 31. Januar 2008 waren die Salesianer Don Boscos in Chemnitz hin- und hergerissen zwischen Trost, Hoffnung und Sorge um den todkranken Mitbruder Reinhold Kurtz. Da sich sein Zustand stark verschlechtert hatte, drängte die Leiterin des ambulanten Pflegedienstes zur nochmaligen Einweisung ins Bethanien-Krankenhaus. Es blieb Zeit, ihm nochmals die Krankensalbung zu spenden und die hl. Kommunion zu reichen. Viele besuchten ihn im Krankenhaus, so dass er - Gott sei Dank - liebevoll begleitet am frühen Sonntagnachmittag friedlich einschlafen konnte.

Reinhold ist am 24.9.1935 in Märzdorf, Kreis Löwenberg, in Niederschlesien am Fuße des Riesengebirges geboren. Er ist als 5. Kind von 5 Brüdern und 3 Schwestern auf dem elterlichen Hof aufgewachsen. Den Vater kannte Reinhold nur noch gelähmt; er war im Winter 1936 schwer gestürzt. Die Mutter musste deshalb die schwere Arbeit auf dem Hof mit den Kindern allein erledigen. Reinholds Eltern waren sehr gläubig und entschiedene Gegner der Nationalsozialisten. Sie verhinderten, dass die Kinder zur Hitlerjugend oder zum BDM kamen, und gaben vor, dass sie bei der Arbeit auf dem Hof unentbehrlich waren. Das Kirchenjahr bestimmte die Feste der Familie. Die Kriegsereignisse beendeten die glücklichen Kindheitsjahre von Reinhold. 1945 wurden auf den Feldern des Vaters Bunker gebaut. Die ersten Einschläge feindlicher Artillerie im März 1945 zwangen die Dorfbewohner zur Flucht ins Riesengebirge. Dort fand auch die Familie Kurtz bis zum Kriegsende am 8. Mai Zuflucht bei einem Bauern. Danach kehrten sie nach Märzdorf zurück. Am 24. Juni erfolgte dann die Vertreibung durch polnische Milizen. Der Flüchtlingstreck bewegte sich Richtung Görlitz und überquerte die neu errichtete Grenze an der Neiße. Die Flüchtlingsfamilie hatte es schwer, die Kinder mussten betteln gehen, zeitweise kam die Familie dann wieder bei einem Bauern unter. Ein Bauer schickte die Familie nach ein paar Tagen wieder weg, wollte aber Maria, die Älteste behalten. Der „Familienrat" beschloss, dass sie alle zusammenbleiben wollten. Langsam verbesserte sich die Lage, weil einige Geschwister in der Gegend Arbeit bekamen.

Die Gemeindemission 1949 in Kiesdorf, wo die Familie sesshaft werden konnte, leitete für Reinhold einen neuen Lebensabschnitt ein. Über den Jesuiten, der die Mission abhielt, kam Reinhold in Kontakt mit den Salesianern in Ensdorf. Da er sich für das Klosterleben interessierte und weil Ensdorf im Westen und in der amerikanischen Zone lag, beschloss Reinhold dorthin zu gehen. Die Zuzugsgenehmigung aus Ensdorf nützte dem 14-Jährigen nichts. Er war viel zu jung für die Ausreise. Im April 1950 wurde er schließlich illegal über die Grenze mitgenommen und erreichte über die englische Besatzungszone und durch die Mithilfe des Jugendamtes Göttingen schließlich die Oberpfalz. Reinhold in seinen Erinnerungen: „Der damalige Direktor Pater Schwarz wollte mich zum Gärtner ausbilden. Ich habe es abgelehnt, weil ich auch zuhause die Landwirtschaft nicht geliebt habe. Da haben sie mich zu den Malern gesteckt!" Reinhold gefiel die Berufsausbildung und das Leben bei den Salesianern Don Boscos.

Am 15. August 1953 legte er seine ersten Gelübde ab und kam 1954 nach Benediktbeuern. 1955 machte Reinhold in Bad Tölz die Gesellenprüfung. Im März 1963 bekam er in München den Meisterbrief. Die Arbeit in Benediktbeuern gestaltete sich sehr abwechslungsreich. Die Ausbildung wurde aufgelockert und bereichert durch die verschiedensten Restaurierungsarbeiten. 1972 wurde Reinhold nach Waldwinkel versetzt mit der Perspektive, dort auch als Fachlehrer für Lackierer zu arbeiten. 1973/74 machte Reinhold die Erzieherausbildung und erwarb die Qualifikation eines Heimleiters. Reinhold arbeitete in Waldwinkel gleichzeitig als Ausbilder, als Gruppenerzieher und übergreifend im Freizeitbereich. 1974 begann er mit seinen „Campingfahrten". Mit circa 7 Jugendlichen, die in den Ferien nicht heimfahren konnten, ging er fast jeden Sommer auf große Fahrt: nach Ungarn, ins damalige Jugoslawien, nach Italien, in die Tschechoslowakei oder nach Polen.

Von 1954 an konnte Reinhold jedes Jahr seine Eltern in Kiesdorf und seine Schwester Maria in Chemnitz/Adelsberg, die als Sr. Bernadette bei den Elisabethschwestern damals dort lebte, besuchen. Weit vor der Wende spann er mit seiner Schwester den Gedanken: „Wenn es mal die Möglichkeit gibt, hier Fuß zu fassen, dann tun wir es." Nach der Wende war er dafür prädestiniert, P. Hans Schoch bei der Suche nach einer geeigneten Immobilie für den Aufbau eines berufsbildenden Werkes für benachteiligte Jugendliche zu begleiten. Die Wahl fiel auf ein ehemaliges Fabrikgebäude in Dittersdorf, Gemeinde Amtsberg bei Chemnitz.

Nach dem Maria-Hilf-Fest, am 25. Mai 1992 brach Reinhold nach Chemnitz auf und zog zu P. Johannes Schreml in die Hermersdorfer Straße in das Haus, in dem er immer seine Schwester besucht hatte. P. Johannes war im Auftrag von Provinzial P. Brecheisen bereits im Herbst 1991 nach Chemnitz gekommen und hatte im Stadtteil Sonnenberg mit der Offenen Kinder- und Jugendarbeit begonnen. In Dittersdorf riss Reinhold zusammen mit dem Hausmeister, Herrn Engel, Mauern ein und zog neue Wände hoch. Das „Wunder von Dittersdorf' nahm seinen Lauf. Aus einer
verlassenen Strumpffabrik wurde innerhalb weniger Monate ein funktionierendes Ausbildungswerk. „Ohne die gute und fleißige Arbeit der Firmen aus der Region und den Einsatz der Mitarbeiter, die seit dem 17. August eingestellt waren, hätten wir unser Ziel nicht erreicht. Ein unbegreiflicher Einsatz von allen, eine unglaublich gute Zusammenarbeit!", so Reinhold im Rückblick. Auf dieser Grundlage wuchs das Jugendwerk. Die Räumlichkeiten in Dittersdorf waren bald zu klein; in Burgstädt entstand ab dem Frühjahr 1993 das neue Zentrum. 2004 gestaltete Reinhold den Umzug der Ausbildungsstätte von Dittersdorf in die größeren Räumlichkeiten in Hartmannsdorf mit großem persönlichen Engagement mit.

Ein Zitat von Herrn Dr. Alexander Rößler, dem langjährigen Leiter, bringt Reinholds Wirken für das Don-Bosco-Jugendwerk in Sachsen gut auf den Punkt: „Ich suche gern seinen Rat, ich schätze seine unendliche Geduld, seine Bereitschaft, sein Wissen, seine totale Verfügbarkeit." Obwohl Reinhold bereits schwer von der Krebskrankheit gezeichnet war, ließ er es sich nicht nehmen, am 26.11.2007 auf Einladung des jetzigen Gesamtleiters Jens Klafki an der Ehrung für die 15-jährige Mitarbeiterschaft im Don-Bosco-Jugendwerk teilzunehmen.

Ganz auf das Werk konzentriert, vernachlässigte Reinhold keineswegs die beiden anderen Säulen des Ordenslebens, „Spiritualität" und „Gemeinschaft". Er war auch hier sehr präsent und beispielhaft. Er wird uns als Mitbruder, als Mitglied der Pfarrei St. Antonius, als Gesprächspartner in der Don-Bosco-Familie, als Mitarbeiter im Don-Bosco-Jugendwerk sehr fehlen. Bei aller Trauer aber überwiegt die Dankbarkeit für sein Bruder-Sein, sein erfülltes Wirken, seine Lebendigkeit und „Jugendlichkeit". Es gibt ein treffendes Wort Don Boscos für ihn:
„Arbeiten wir mit dem Herzen und Gott wird uns als guter Vater belohnen. Die Ewigkeit ist lang genug, um sich auszuruhen."

Die Geschwister:
Sr. Bernadette, Sr. Hartwiga
Brüder Clemens, Bernhard, Gregor und Siegfried mit Familien

Für die Salesianer Don Boscos:
Provinzial Pater Josef Grünner SDB, München
Direktor Pater Albert Krottenthaler SDB, Chemnitz

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