Deutsche Jugendliche treffen KZ-Überlebende

im Kloster St. Marienthal


Das Kloster St. Marienthal an der Neiße.
„Fragt uns wir sind die Letzten� “ Unter diesem Titel findet ein Erholungs- und Begegnungsaufenthalt für KZ-Überlebende im Internationalen Begegnungszentrum St. Marienthal (IBZ) statt.

Ostritz/St. Marienthal, 28.07.08: „Fragt uns wir sind die Letzten� “ Unter diesem Titel findet ein Erholungs- und Begegnungsaufenthalt für KZ-Überlebende im Internationalen Begegnungszentrum St. Marienthal (IBZ) statt. Er wird in Zusammenarbeit mit dem Maximilian-Kolbe-Werk (Freiburg) durchgeführt und von der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (Berlin) gefördert. Vom 24. Juli bis 7. August 2008 werden auf Einladung des Maximilian-Kolbe-Werkes 15 Personen aus Weißrussland, die Opfer der Verfolgung durch die Nazis wurden, im IBZ erwartet. Da die Gäste allesamt schon betagt sind, wechseln sich regelmäßig offizielle Programmpunkte mit Erholungszeiten ab.

Begrüßen wird die KZ-Überlebenden die Äbtissin des Klosters St. Marienthal, Sr. M. Regina Wollmann OCist. Eine Führung durch die Klosteranlage und Erläuterungen zur Arbeit des Internationalen Begegnungszentrums machen die Gäste mit dem Ort ihres Aufenthaltes vertraut. Der Bürgermeister der Stadt Ostritz wird die weißrussischen Bürger im Rathaus empfangen und die energieökologische Modellstadt vorstellen. Auf dem Programm stehen Exkursionen nach Görlitz, Bautzen und in das Zittauer Gebirge, um die Oberlausitz kennen zu lernen. Bei ihrem Ausflug in die Landeshauptstadt Dresden treffen die KZ-Überlebenden mit dem Weihbischof des Bistums Dresden-Meißen, Georg Weinhold, zusammen.

Jugendliche begegnen KZ-Opfern

Das Herzstück des Begegnungsaufenthaltes bildet der Austausch mit deutschen Jugendlichen. Vertreter der Gruppe „Opfer und Täter“ aus Pirna, die sich gegen Rechtsextremismus und Gewalt engagiert, werden die KZ-Überlebenden an drei Tagen besuchen und begleiten. Nachdem sich alle einander bekannt gemacht haben, berichten die Zeitzeugen den Jugendlichen authentisch von ihren Erlebnissen in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten. Gleichermaßen soll entsprechend dem Thema „Fragt uns, wir sind die Letzten�“ die Gelegenheit gegeben werden, Fragen, die junge Menschen über die damalige Zeit haben, an die KZ-Überlebenden zu richten. Dabei drängt die Zeit, wie es im Titel anklingt, denn es gibt immer weniger Zeitzeugen.

Die Jugendlichen werden auch von der Arbeit ihrer Gruppe und von der aktuellen Situation in ihrer Heimatregion berichten, sowie auf Fragen der weißrussischen Bürger Auskunft geben. In den vergangenen Jahren hinterließen solche Begegnungen stets tiefe und bleibende Eindrücke bei Alt und Jung. Für diese schwierige und emotional aufwühlende Auseinandersetzung mit der Vergangenheit erwies sich das Kloster St. Marienthal bereits mehrfach als besinnlicher Ort, der viel Raum bietet, um das innere Gleichgewicht wieder zu erlangen.

Erlebtes Leid verarbeiten

„Alle KZ- und Ghettoüberlebenden leiden bis an ihr Lebensende an den körperlichen und seelischen Folgen der Haft. Es ist für uns daher ein kleines Wunder, dass so viele von ihnen noch einmal ein anderes Deutschland erleben wollen“, sagt Wolfgang Gerstner, Geschäftsführer des Werkes. Die heutige Begegnung mit Deutschen, der deutschen Sprache und oft auch mit den Stätten des früheren Leidens bedeute für viele eine Erleichterung der noch immer quälenden Erinnerung. Das Maximilian-Kolbe-Werk unterstützt die etwa 30.000 heute noch lebenden ehemaligen Häftlinge der Konzentrationslager und Ghettos in Polen und den Ländern Mittel- und Osteuropas unabhängig von ihrer Religion, Konfession oder Weltanschauung auf vielerlei Weise.

Das Internationale Begegnungszentrum St. Marienthal und das Maximilian-Kolbe-Werk Freiburg freuen sich darauf, die Gäste aus Weißrussland willkommen zu heißen. Das IBZ hofft auf eine gelungene Veranstaltung, die gemäß dem Stiftungsauftrag zur Versöhnung und Verständigung zwischen den Völkern beiträgt. Seit 30 Jahren lädt das Maximilian-Kolbe-Werk KZ- und Ghettoüberlebende aus Polen und Mittel- und Osteuropa nach Deutschland ein. Auf Initiative des Hilfswerkes besuchten bisher über 12.000 Opfer des Nationalsozialismus das Land. Allein dieses Jahr sind es 337 Personen, die bei Zeitzeugenprojekten Jugendlichen von ihrem Schicksal erzählen und sich während Begegnungs- und Erholungsaufenthalten ausruhen. Das Maximilian-Kolbe-Werk finanziert seine Projekte überwiegend aus Spenden. Alle Gäste werden von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Werkes begleitet.

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