Dresdner Kathedrale sucht neuen Domorganisten

Vier Kandidaten treten zur Endausscheidung um den Platz an der Silbermannorgel an


Arbeitsplatz des künftigen Domorganisten: die Silbermannorgel.
Vier Kandidaten – drei Deutsche und ein Franzose – werden in öffentlichen Vorspielen am 19. und 21. Februar ab 19.30 Uhr um den Platz an der berühmten Silbermannorgel wetteifern.

Dresden, 13.02.2008 (KPI): Das Auswahlverfahren um die begehrte Stelle des Domorganisten an der Dresdener Kathedrale geht in die Schlussphase. Vier Kandidaten – drei Deutsche und ein Franzose – werden in öffentlichen Vorspielen am 19. und 21. Februar ab 19.30 Uhr um den Platz an der berühmten Silbermannorgel wetteifern. Jeweils zwei Organisten werden am gleichen Abend spielen. Die Musiker entwerfen dazu ein Programm geistlicher Orgelmusik, das drei Stücke aus selbst gewählten Stilepochen sowie eine formal und stilistisch freie Improvisation umfasst.

Neben Experten aus dem Bistum Dresden-Meißen werden als externe Fachjury die beiden renommierten Domorganisten Thomas Sauer aus Berlin und Markus Willinger aus Bamberg sowie Martin Strohhäcker aus Dresden die Konzerte verfolgen. Strohhäcker ist als Professor für Künstlerisches Orgelspiel und Improvisation an der Hochschule für Kirchenmusik Dresden sowie als Vorstandsmitglied der Gottfried-Silbermann-Gesellschaft Freiberg tätig. Zu den Vorspielen eingeladen sind darüber hinaus die Mitglieder der Sächsischen Staatskapelle Dresden, die häufig bedeutende Messen in der Dresdner Kathedrale musikalisch mitgestalten. Die Entscheidung der Expertenrunde wird schließlich den Ausschlag zur Ernennung des Nachfolgers von Domorganist Hansjürgen Scholze geben. Mit seiner Verabschiedung in den Ruhestand Ende August dieses Jahres räumt der Orgelvirtuose, der seit 1972 für den richtigen Klang an der Silbermannorgel sorgte, seinen Platz auf der Orgelbank. Der Nachfolger wird seinen Dienst zum 1. September 2008 antreten.

Auf die Stelle des Domorganisten an der Dresdner Kathedrale hatten sich 47 Bewerber aus ganz Deutschland und dem europäischen Ausland gemeldet. Zu Vorstellungsgesprächen wurden die acht aussichtsreichsten Kandidaten nach Dresden eingeladen. Sechs von ihnen durften in einer weiteren Auswahlrunde bei Proben mit dem Gemeindekirchenchor der Kathedrale und bei der Gestaltung eines Gottesdienstes als Kantor und an der Silbermannorgel ihre Qualifikation unter Beweis stellen. Die vier Favoriten wurden zur Endrunde nun nochmals nach Dresden eingeladen. Sie werden ihr Können in einem öffentlichen Vorspiel einer fachkundigen Jury und der interessierten Bevölkerung präsentieren.


Vorspieltermine:

Am Dienstag, 19. Februar, werden Thomas Lennartz (36) aus Bingen und Fr�d�ric Champion (31) aus Lyon ihr Können unter Beweis stellen. Den Anfang macht Thomas Lennartz um 19.30 Uhr. Gegen 20.10 Uhr übernimmt Fr�d�ric Champion den Platz an der Orgel. Zwei Tage später, am 21. Februar, werden ab 19.30 Uhr Christian Müller (31) aus Berlin und von etwa 20.10 Uhr an Gregor Simon (38) aus Laupheim zu hören sein. Der Eintritt zu den Vorspielen ist frei.


Kandidaten

Fr�d�ric Champion (31)


Nach Abschluss des Studiums Orgel- und Cembalolehrer in Lyon, Organist in Kirche und Basilika von Lyon, seit 2006 Fortbildungsstudium Improvisation in Basel, ab Oktober 2007 bis Juni 2008 Dirigierstudien in Basel. Preisträger beim Silbermannorgel-Wettbewerb in Freiberg und beim Bach-Wettbewerb in Leipzig.



Thomas Lennartz (36)


Seit 1989 tätig als Organist in Hannover, Leitung des Gospelchores Köln, Gründung und Leitung des Chores der Katholischen Studentengemeinde Leipzig. Seit 2003 Regionalkantor an der Basilika in Bingen. Mitwirkung bei diversen Rundfunk- und Fernsehgottesdiensten. Regelmäßige Konzerttätigkeit.



Christian Müller (31)


Derzeit tätig als Kirchenmusiker im Hauptamt an der Herz-Jesu-Kirche Berlin-Tegel. Gleichzeitig unterrichtet er in Dresden einmal pro Woche Liturgisches Orgelspiel/Orgelimprovisation an der Hochschule für Kirchenmusik. Langjährige Leitung des Vokalensembles Regensburg, Gründung eines Jugendchores und Leitung des Kirchenchores St. Marien. Abschluss des Konzertexamens nach Studium des Konzertfachs Orgelimprovisation bei Prof. Wolfgang Seifen.



Gregor Simon (38)


Derzeit tätig als Kirchenmusiker in Laupheim, zuvor freiberuflich als Organist in Stuttgart. Große Erfahrung mit Kirchen-, Kinder- und Jugendchören. Gibt seit 2001 jährlich rund 10 Orgelkonzerte. Seine Lehrtätigkeit umfasst seit 1997 Orgelunterricht, Ausbildung von C-Prüflingen und Kurse in Liturgischem Orgelspiel für nebenamtliche Organisten.



Kirchenmusik an der Dresdner Kathedrale

Im Jahr 1548 gründete Kurfürst Moritz die Hofkapelle zu Dresden. Daraus entfaltete sich im Lauf der Jahrhunderte auch die berühmt gewordene Dresdner Hofkirchenmusik, die bis heute in der Kathedrale gepflegt wird. Eine wesentliche Aufgabe erfüllt dabei die Silbermannorgel.
Gottfried Silbermann (1683-1753) schuf sie in den Jahren 1750 bis 1753. Es war sein letztes und größtes Werk, das nach seinem Tod sein ehemaliger Schüler Zacharias Hildebrand zu Ende führte. Während die beiden anderen Dresdner Silbermannorgeln in Frauen- und Sophienkirche 1945 zerstört wurden, konnte die dritte durch Auslagerung im Kloster Marienstern gerettet werden.

Sie umfasst 47 Register auf 3 Manualen und Pedal und hat etwa 3 000 Pfeifen. Von November 2001 bis November 2002 wurde das Instrument umfassend nach dem Vorbild des Originalzustandes von 1755 restauriert. Die Anlängung des Pfeifenwerks auf die originale Stimmtonhöhe von 415 Hz und die Rekonstruktion der historischen Balganlage vermitteln das annähernd authentische Klangbild der letzten Orgel aus der Werkstatt Gottfried Silbermanns. MB

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