Jungstörche gerettet


Nur wenige Tage nach der offiziellen Inbetriebnahme der gesponserten Storchennestkamera im Kloster St. Marienthal hat sich diese am vergangenen Freitag als lebensrettend für zwei der drei Jungstörche erwiesen...

Kloster St. Marienthal, 19.06.2008: Nur wenige Tage nach der offiziellen Inbetriebnahme der gesponserten Storchennestkamera im Kloster St. Marienthal hat sich diese am vergangenen Freitag als lebensrettend für zwei der drei Jungstörche erwiesen. Am PC im Kloster, der ebenfalls an die Live-Übertragung angeschlossen ist, wurde festgestellt, dass zwei Jungstörche mit großen Problemen zu kämpfen hatten. Sie konnten sich kaum noch auf die Beine stellen oder die Flügel schwingen.
Sie fielen immer wieder um.

Beim näheren Beobachten konnte man erkennen, dass sie regelrecht verstrickt waren. Bei dem einen Storch waren beide Oberschenkel umwickelt. Am Ende dieses Bandes hing der andere Storch mit einem Bein fest. Sie waren permanent in ihrer Bewegungsfreiheit behindert. Von welcher Natur der Strick war, konnte man nicht ohne weitere deuten. Es war aussichtslos, dass sich die Jungstörche selbst oder mit Hilfe der Altstörche aus dieser misslichen Lage befreien könnten. Auch war zu befürchten, dass sich noch der dritte Storch verheddern würde. Der gemeinsame Sturz in Panik aus dem Nest (mit tödlichem Ausgang) war dann nur noch eine Frage der Zeit. Es war schnelles Handeln geboten.

Hilfe suchte und fand das Kloster beim Naturschutz-Tierpark Görlitz.
Umgehend machten sich der Direktor des Tierparks, Dr. Axel Gebauer und die Tierinspektorin, Frau Karin Riedel auf den Weg ins Kloster. Glücklicher Weise konnte kurzfristig eine Hebebühne geordert werden, denn das Storchennest befindet sich immerhin in einer Höhe von ca. 20 Metern. So konnte die Rettungsaktion starten. Die drei Jungstörche waren allein im Nest; die Altstörche auf Futtersuche. Als Dr. Gebauer und Frau Riedel mit dem Korb der Hebebühne das Nest erreicht hatten, stellten sie sogleich fest, dass ihre Vermutung zutraf: Ein Strohballenseil aus synthetischen Fasern hatte die beiden Jungstörche Nepomuk und Rosi gefesselt. Wenn so etwas im Gras liegt, dann sammeln das die Altstörche zusammen mit Gras auf als Nistmaterial. Der Strick hätte den kleinen Störchen die Beine abschnüren können - und sie wären daran eingegangen. Den beiden Störchen blieb dieses Schicksal erspart, weil es rechtzeitig bemerkt wurde. So konnte Frau Riedel mit wenigen Scherenschnitten die Fesseln lösen. Eine zusätzliche tierärztliche Behandlung war nicht notwendig. Nach wenigen Minuten war alles vorbei. Die Jungstörche waren befreit und alle, die es verfolgt haben, waren glücklich, froh und erleichtert. Großer Dank gebührt den Rettern aus dem Naturschutz-Tierpark Görlitz.

Was bei den Klosterstörchen glücklich endete, ist leider nur selten der Fall. Sich in der Natur ansammelnder Müll wie Stricke und Plastiktüten werden offensichtlich von den Störchen als verwertbar angesehen und ins Nest getragen. Das kostet jährlich vielen Jungstörchen das Leben. Dies ist neben Stromleitungen die zweithäufigste Todesursache. Diese Todesfallen sind von Menschenhand gemacht und ließen sich durchaus vermeiden. Der Jungstorch hat auch genug natürliche Gefahren zu bestehen wie Nahrungsmangel und die Unerfahrenheit auf dem weiten gefahrvollen Weg in den Süden. Nur ca. 30 % der Jungstörche überleben diese Strapazen. Bei einem unter Naturschutz und vom Aussterben bedrohten Tier wie dem Storch ist damit der Bestand höchst gefährdet. Sehen wir in dieser Rettungsaktion einen Appell an uns alle, nicht abfällig, sondern bedacht und ehrfürchtig mit der Natur und den Geschöpfen umzugehen. Und wünschen wir den Klosterstörchen, die derzeit noch vielen Besuchern und Naturfreunden mit ihren Nestaktivitäten Freude schenken, dass sie auch weiterhin alles gut überstehen.

TF


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