Kloster St. Marienthal weiht Ehrenhof ein

am Sonntag, 26. Oktober, um 11 Uhr


Die Freitreppe im neugestalteten Ehrenhof.
Am Sonntag, den 26. Oktober, wird der wieder hergestellte Ehrenhof eingeweiht. Damit erlebt das Kloster am Beginn seines Jubeljahres zum 775-jährigen Bestehen einen historischen Höhepunkt.

Ostritz/St. Marienthal, 24.10.2008: Am Sonntag, den 26. Oktober, wird um 11 Uhr der wieder hergestellte und restaurierte Ehrenhof des Klosters St. Marienthal eingeweiht. Damit erlebt das Kloster am Beginn seines Jubeljahres zum 775-jährigen Bestehen einen historischen Höhepunkt.

Was in der Kirche der Schlussstein ist, das ist bei den Konventgebäuden der Ehrenhof. Mit seiner Fertigstellung findet die Fassadenrestaurierung, welche seit 2000 erfolgte, einen würdigen und schönen Abschluss. Seit der Errichtung der Klostergebäude im Stil des Böhmischen Barock im 17. und 18. Jahrhundert ist es erstmalig gelungen, eine so umfassende Erneuerung und damit Werterhaltung durchzuführen und abzuschließen. Die Weltkriege des 20. Jahrhunderts und die Weltwirtschaftskrise hatten dies immer wieder unmöglich gemacht. So nagte der Zahn der Zeit unübersehbar an der Bausubstanz. Und noch am 8. Mai 1945 war das Kloster durch Luftangriffe sogar in seiner Existenz bedroht.

Historische Aufnahme des Klosters.

Die Rekonstruktion des Ehrenhofes war zunächst nicht vorgesehen. Das um 1900 erbaute zweistöckige Verbindungsgebäude zwischen den Ausläufern des Nord- und des Südtraktes sollte zunächst einer neuen Nutzung zugeführt werden. Es wurde damals benötigt für Schulräume und für das Waisenhaus. Auch die Klosterverwaltung war dort untergebracht. Bei den Luftangriffen am 8. Mai 1945 wurde das Gebäude so schwer beschädigt, so dass das obere Stockwerk abgetragen werden musste. 1953 wurde das verbliebene Erdgeschoss – später Flachbau genannt – zweckmäßig renoviert und ab 1955 als Aufenthalts- und Speiseräume für das Josefsheim genutzt – für 60 Mädchen und Frauen mit geistiger Behinderung. Nach der politischen Wende 1989 entsprachen die örtlichen Verhältnisse nicht mehr der Heim-Mindestbauverordnung. Die Schwestern entschlossen sich schließlich für einen Wohnheim-Neubau im Klostergut Schlegel. Der Umzug der Frauen aus dem Josefsheim wurde 1999 abgeschlossen. Der leer stehende Flachbau wurde danach u. a. als Speiseraum für die Gäste benutzt. Auch die Klosterverwaltung sollte aus dem zu klein gewordenen Stiftsamt in diesem Gebäude eingerichtet werden. Die dringend notwendige Grundsanierung des Gebäudes war mit mindestens 500.000 Euro veranschlagt.

Wegen dieser hohen Summe, die das Kloster nicht zur Verfügung hatte, wurde die Renovierung zurückgestellt, was der Qualität der Gästebetreuung nicht dienlich war. Als die Fassadensanierung 2004 an der Hauptfassade angelangt war, wurde der Heimhof eine einzige Baustelle. Und schließlich kamen durch die Betrachtung einer Luftbildaufnahme dann doch Zweifel, ob es richtig sei, an diesem Gebäude festzuhalten, zumal noch andere Räumlichkeiten im Kloster durch den Umzug der Frauen in den Pater-Kolbe-Hof frei wurden, die dafür genutzt werden konnten. So fiel buchstäblich über Nacht in der bereits laufenden und geförderten Baumaßnahme die Entscheidung des Konventes zum Rückbau des Flachbaues und die Gestaltung des Ehrenhofes im ursprünglichen Zustand. Das stellte eine Herausforderung sowohl konzeptionell als auch finanziell dar.

Das Wappen der Äbtissin Regina M. Wollmann.

Nach vielen Bauberatungen, Nachforschungen über das ursprüngliche Aussehen und Absprachen mit dem Landesamt für Denkmalpflege und dem Landesamt für Archäologie entstand eine Gesamtkonzeption, die glücklicherweise auch die Wiedererrichtung der wahrscheinlich um 1900 abgetragenen Freitreppe vorsah. Bei dieser Planung musste insbesondere berücksichtigt werden, dass der Ehrenhof zur Hälfte auf Kellergewölben ruhte, was eine statische Gratwanderung bedeutete. Schließlich wurde im November 2005 mit dem Rückbau des Zwischentraktes begonnen. Über lange Zeit hinweg war der Ehrenhof eine fast undurchschaubare Baustelle sowohl oberhalb als auch in den Gewölben. Erst nach und nach zeichneten sich die Konturen der Freitreppe und der Ehrenhofmauer ab. Und schließlich konnte die Hofdecke Ende 2007 endgültig geschlossen werden.

Für diese Baumaßnahmen war das Kloster insbesondere auf Spenden angewiesen. Am 2. Juli 2007 übergab im Klosterstift St. Marienthal der Geschäftsführer der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, Herr Friedrich-Wilhelm von Rauch im Beisein des Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien, Herrn Michael Bräuer, der Äbtissin des Klosters, Sr. M. Regina Wollmann einen Zuwendungsbescheid der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien für die Finanzierung des schmiedeeisernen Geländers der Freitreppe und der Balustrade der Ehrenhofmauer. Auch das Bistum Dresden-Meißen beteiligte sich erheblich an der Finanzierung. Und schließlich übernahm der Freundeskreis der Abtei St. Marienthal die Kosten für das neu gestaltete Ehrenhofportal, das in der Kartusche mit einer lateinischen Inschrift und dem Wappen der regierenden Äbtissin ausgestaltet wurde. Die Inschrift besagt, dass unter der Regierung der Äbtissin Regina Wollmann die Restaurierung im Jahre 2008 abgeschlossen wurde.

Bereits zum Konzert des MDR-Musiksommers im Kloster Marienthal am 8. August 2008 sorgte der inzwischen fertig gestellte Ehrenhof mit der herrlichen Hauptfassade für ein beeindruckendes Ambiente. Am Tag des offenen Denkmals war der Ehrenhof dann erstmalig öffentlich zugängig und fand regen Zuspruch.

Blick auf die Außenmauer des Ehrenhofs.

Dieser Bereich des Klosters, der sich zum begehrtesten Fotomotiv entwickelt hat, wird schon in Kürze der Hauptzugang der Gäste und Besucher sein, die zur Klosterverwaltung kommen oder im Josefshaus einen Gastaufenthalt verbringen. Er wird auch zukünftig im Rahmen der Führungen erlebbar sein.

Somit kann das Kloster St. Marienthal dank der Unterstützung so vieler Institutionen den Gästen und Besuchern das große Kulturgut, welches das Kloster darstellt, wieder ein Stück mehr erschließen. Die Einweihung erfolgt – am Sonntag, den 26.10.2008, um 11.00 Uhr – durch den Hausgeistlichen Rektor Dieter Eckstein im Beisein von vielen geladenen Persönlichkeiten, den Schwestern des Konventes und den Mitgliedern des Freundeskreises der Abtei St. Marienthal. Ein Höhepunkt dabei wird das Füllen und Verbringen der Schatulle mit Zeitzeugnissen in die Ehrenhofmauer sein. Anschließend ist eine Besichtigung des Ehrenhofes und der sich dahinter befindlichen renovierten Räumlichkeiten und einer Sonderausstellung in der Abtei vorgesehen.

Schwester M. Elisabeth Vaterodt OCist
Cellerarin vom Kloster St. Marienthal

www.kloster-marienthal.de


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