Kooperation in der Priesterausbildung

Dresden-Meißen, Erfurt, Magdeburg, Görlitz, Paderborn und Fulda arbeiten zusammen

Das Bistum Dresden-Meißen, das Erzbistum Paderborn, das Bistum Fulda und die Diözesen Erfurt, Görlitz und Magdeburg haben sich dazu entschlossen, in der Priesterausbildung zu kooperieren.

Dresden/Erfurt/Fulda/Paderborn, 02.09.08 (BiP): Das Bistum Dresden-Meißen, das Erzbistum Paderborn, das Bistum Fulda und die Diözesen Erfurt, Görlitz und Magdeburg haben sich dazu entschlossen, in der Priesterausbildung zu kooperieren. Seit dem 1. September werden die Kandidaten für die Diakonen- und Priesterweihe nach dem Theologiestudium gemeinsam, aber in drei Priesterseminaren auf den Pastoraldienst vorbereitet.

Den Beginn des Interdiözesanen Pastoralseminares feiern die Bischöfe der beteiligten Diözesen in einem Festgottesdienst am Montag, 8. September um 11 Uhr im Hohen Chor des Erfurter Domes. Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker wird den Gottesdienst leiten, mit am Altar stehen die Bischöfe Heinz Josef Algermissen (Fulda), Gerhard Feige (Magdeburg), Joachim Wanke (Erfurt), Konrad Zdarsa (Görlitz) sowie als Vertreter von Bischof Joachim Reinelt (Dresden-Meißen) Dekan Klaus Schreiter aus Gera.

Das Konzept des neuen Pastoralseminares sieht drei Lerneinheiten vor, die in den Priesterseminaren in Erfurt, Paderborn und Fulda stattfinden und sich mit den Praktika der Seminaristen in Kirchengemeinden ihres Bistums abwechseln. Jedes Praktikum der Seminaristen findet in ein und derselben Kirchengemeinde statt. Die Weihen zum Diakon und Priester erfolgen ebenfalls in den Heimatbistümern, aber am gleichen Tag, so dass die Weiheexerzitien, die unmittelbare geistliche Vorbereitung, den Weihekandidaten gemeinsam gehalten werden können. Das dem Pastoralseminar vorhergehende Theologiestudium, das mit dem Diplom abgeschlossen wird, erfolgt wie bisher nach den Regelungen der jeweiligen Diözese.

Dem ersten Jahrgang des Interdiözesanen Pastoralseminares gehören acht Priesterkandidaten an: vier aus dem Erzbistum Paderborn, zwei aus dem Bistum Fulda und je einer aus Erfurt und Magdeburg. Bis zum 11. Oktober, dem Ende der ersten Blockzeit, wohnen und lernen sie im Regional-Priesterseminar Erfurt, wo bisher nur angehende Diakone und Priester aus Ostdeutschland ausgebildet wurden.

Angesichts geringer werdender Zahlen bei den Priesterkandidaten – in Ostdeutschland sind es in der Regel maximal zwei Bewerber pro Jahr und Diözese – löst die Kooperation das Problem, ausreichend große Lerngruppen zu schaffen. Das ist einerseits wichtig für die spirituelle Prägung. Geistliche Vollzüge wie die Feier der Heiligen Messe oder des Stundengebetes leben von einer größeren Gemeinschaft. Andererseits kann ein anregender Austausch in einer „Gruppe“ von zwei, manchmal sogar nur einem Seminaristen kaum gelingen.

Darüber hinaus ergeben sich aber auch neue Perspektiven. Das Pastoralseminar vereinigt Priesterkandidaten aus bis zu sechs Diözesen, die aus West- und Ostdeutschland stammen, also aus kirchlich und pastoral sehr unterschiedlichen Erfahrungsräumen. Das allein wird schon den Austausch der Seminaristen bereichern und Anregungen und Hilfen für die spätere Arbeit geben. Dass dabei auch die persönlichen Glaubens- und Lebenserfahrungen in neuem Licht erscheinen, ist weit mehr als nur ein positiver Nebeneffekt.

Das Konzept des Interdiözesanen Pastoralseminares wurde von den Regenten (pl. von Regens, Leiter eines Priesterseminares) der Priesterseminare Erfurt, Fulda und Paderborn ausgearbeitet und den Bischöfen in Kraft gesetzt. In einem Papier an die Bischöfe zeigen sich die Regenten davon überzeugt, dass die Verschränkung von Seminar- und Gemeindeaufenthalt die Praxisorientierung der Ausbildung fördert und jedem Seminaristen die Möglichkeit bietet, seine Entscheidung zum Priestertum im pastoralen Umfeld zu erproben.


Stichwort: Ausbildung und Weihe zum Priester

Nach römisch-katholischem Kirchenrecht kann nur ein getaufter und gefirmter Mann zum Priester geweiht werden. Er muss unverheiratet sein und das 25. Lebensjahr vollendet haben. Das Zölibatsversprechen legt der Kandidat bereits vor der Weihe ab.

Zwischen dem Eintritt in das Theologiestudium und dem Zeitpunkt der Priesterweihe liegen rund sieben Jahre. In dieser Zeit absolviert der Bewerber ein fünfjähriges Studium der Philosophie und Theologie sowie Praktika in Gemeinden und sozialen Einrichtungen. Die Priesteramtskandidaten der ostdeutschen Diözesen studieren in der Regel in Erfurt und leben im dortigen Priesterseminar, wo sie auch eine geistliche Prägung erhalten. Darüber hinaus ist es üblich, dass die Studenten zwei Semester außerhalb des Kollegs leben. Dabei wechseln sie die Stadt und die Universität.

Nach dem Studium erfolgt in einem Pastoralseminar die schwerpunktmäßig praxisorientierte Seelsorger-Ausbildung. Die ostdeutschen Diözesen Dresden-Meißen, Erfurt, Görlitz und Magdeburg kooperieren seit dem 1.9.2008 mit dem Erzbistum Paderborn und dem Bistum Fulda und bilden ihre angehenden Seelsorger gemeinsam aus.

Der Priesterweihe geht die Weihe zum Diakon voraus, ein eigenständiges Dienstamt, das es schon im Urchristentum gab. Im Laufe der westlichen Kirchengeschichte entwickelte es sich zur Vorstufe des Priestertums. Die Aufgaben des Diakon liegen im gottesdienstlichen und caritativen Bereich. Seit dem II. Vatikanischen Konzil (1962-1965) ist die Eigenständigkeit des Diakonates wieder hergestellt. So können sich heute auch (verheiratete) Männer zum Diakon weihen lassen, ohne Priester werden zu wollen.

Die Priesterweihe erfolgt durch die Handauflegung und das Weihegebet des Bischofs. In seinem Gebet ruft der Bischof die Kraft Gottes auf den Weihekandidaten herab. Nach dem Bischof legen auch die anwesenden Priester des Bistums dem Kandidaten die Hände auf - als Zeichen der Aufnahme in die Gemeinschaft der Priester. Der Handauflegung und dem Gebet geht eine Befragung voraus, bei der der Weihekandidat seine der Bereitschaft zum Dienst öffentlich erklärt und dem Bischof und seinen Nachfolgern den Gehorsam verspricht.

Da die Priesterweihe nach katholischen Glauben ein Sakrament ist, also ein sichtbares Zeichen der Verbundenheit mit Gott, kann sie vom Menschen nicht rückgängig gemacht werden.


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