Neues sorbisches Gesangbuch erschienen

Verkauf ab sofort in allen sorbischen Gemeinden


Fester Einband, schwarze Schrift, rote Schmuckfarbe: der neue Wosadnik.
Ab sofort ist die neue, umfassend überarbeitete Ausgabe des sorbischen Gebet- und Gesangbuchs „Wosadnik“ in den Pfarrämtern aller sorbischen Gemeinden erhältlich.

Dresden/Bautzen, 08.12.08 (KPI): Ab sofort ist die neue, umfassend überarbeitete Ausgabe des sorbischen Gebet- und Gesangbuchs „Wosadnik“ in den Pfarrämtern aller sorbischen Gemeinden erhältlich. Das teilten die Vertreter einer Arbeitsgruppe sorbischer Geistlicher, die sich seit 1995 unter der Leitung von Pfarrer Michal Nawka (Ralbitz) mit der Herausgabe des Gesangbuchs beschäftigt, im Rahmen einer Pressekonferenz am Morgen in Dresden mit. Dabei übergab Karmelitenpater Jan Fatka, Direktor des Verlags der tschechischen Bischofkonferenz in Prag, die ersten Exemplare des neu gedruckten Werks an Bischof Joachim Reinelt als dem Herausgeber des Buchs.

Pater Jan Fatka, Karmelitenorden, Direktor des Verlags Karmelitanske nakladatelstvi Kostelni Vydri in Prag.

Der Bischof von Dresden-Meißen dankte der Arbeitsgruppe für ihre Tätigkeit, bei der Veränderungen in der Sprache und in der theologischen Entwicklung berücksichtigt werden mussten. Er überreichte seinerseits Pfarrer Veit Scapan (Bautzen) – dem Vorsitzenden des Cyrill-Methodius-Vereins – offiziell das erste Exemplar des neuen Wosadnik.

Bischof Joachim Reinelt vertraut Pfarrer Scapan (rechts) das neue Buch zur Verbreitung an.

Die neue Fassung des Gesangbuchs in obersorbischer Sprache löst die vorhergehende Ausgabe aus dem Jahr 1977 ab. Die erste Auflage beträgt 8.000 Stück. Der Preis pro Buch beträgt 15 Euro. Der Wosadnik – zu deutsch etwa „Gemeindebuch“ – soll bei den etwa 12.000 katholischen Sorben nun in Kürze Anwendung finden. „In der Dompfarrei Bautzen wollen wir das Buch ab 1. Januar nutzen“, erkärte Dompfarrer Scapan. Er verwies darauf, dass je nach Pfarrei regionale Unterschiede über den Beginn des Einsatzes des neuen Buchs möglich seien.

Viele Helferinnen und Helfer hätten sich an dessen Entstehung beteiligt, so Pfarrer Scapan. Sowohl bei den Liedern, im Andachtsteil wie auch im Bereich „Sakramente“ nannten die Mitarbeiter der Arbeitsgruppe Neuerungen. Regionalen Unterschieden in den Melodien einzelner Lieder solle dabei ein eigenes Orgelheft Rechnung tragen, das ebenfalls in Planung sei, wie Pfarrer Michal Nawka (Ralbitz) erklärte. Die Wahl des Prager Verlags als Druckort des neuen Wosadnik erklärte er mit historisch gewachsenen, traditionellen, guten Beziehungen zwischen Sachsen und Prag.

Auch seien einige Gesangsstücke heruntertransponiert worden. Die Menschen seien in den letzten hundert Jahren im Durchschnitt größer geworden. „Dadurch hat sich auch die Länge der Stimmbänder und damit die Tonhöhe verändert“, so Pfarrer Scapan. Viele Organisten und Kirchenmusiker hätten diese Lieder bereits zuvor tiefer gespielt als von den Noten angegeben, um der Gemeinde das Mitsingen zu erleichtern.

Pfarrer Benno Jakubasch (Nebelschütz) betonte für die Mitarbeiter der Arbeitsgruppe, die Entstehung des Werks sei im intensiven, gemeinsamen Ringen um die besten Lösungen entstanden. Die Arbeit an dem Werk sei daher auch eine „theologisch fruchtbare Zeit“ gewesen, so Jakubasch. Pfarrer Mercin Delenk (Wittichenau) sagte, dass mit dem neuen Wosadnik „ein großes Ziel“ erreicht sei. Gleichzeitig erinnerte er daran, dass noch weitere Arbeiten nötig seien. Eine zweite Auflage, die geplant sei, solle Fehler aus der ersten Ausgabe korrigieren, die in einem Werk dieser Größenordnung unvermeidbar seien. Ein freies Blatt am Buchende ist daher auch für Notizen vorgesehen.

Am Nachmittag wird der neue Wosadnik der sorbischen Priesterkonferenz vorgestellt.

MB


ZUR HISTORIE

Im Jahre 1994 regte der sorbische Studentenverein „Serbowka", Verein der sorbischen Theologiestudenten, an, ein neues Gebet- und Gesangbuch in sorbischer Sprache für den Gottesdienstlichen Gebrauch zu erarbeiten.

Zu einer ersten öffentlichen Versammlung in diesem Anliegen lud der Verein Serbowka am 6.5.1994 in den Radlubinsaal in Ralbitz ein. Die Einladung erfolgte durch den Katolski Posol (10.04.; 24.04. und 01.05.1994). Neun Personen folgten der Einladung. Eine Einführung in die Thematik gaben zwei Referate: Monsignore Martin Salowski aus Crostwitz sprach über die Entstehung des Wosadnik 1977 und Frau Martha Hantusch sprach über ihren täglichen Umgang mit dem Gesang- und Gebetbuch Wosadnik als Organistin in der Pfarrei Radibor. Nach der anschließenden Diskussion bildete sich am gleichen Abend eine Arbeitsgruppe Wosadnik, zunächst bestehend aus sechs Mitgliedern. Von allem Anfang an war klar, die Erarbeitung eines neuen Gebet- und Gesangbuches in sorbischer Sprache kann nur nebenamtlich und unendgeldlich erfolgen. Im November 1994 teilte sich die Arbeitsgruppe Wosadnik in zwei Sektionen: Musik und Texte. Zu beiden Sektionen gesellten sich bald weitere Mitarbeiter dazu.

Im Jahre 1995, am 27. März, befasste sich die Konferenz katholischer sorbischer Geistlicher mit dem Anliegen Wosadnik und gab Herrn Pfarrer Michal Nawka aus Ralbitz den Auftrag, die Arbeiten an einem neuen Wosadnik zu koordinieren.

Nach einer Phase des Sammelns übergab Herr Pfarrer Nawka im März 2003 allen sorbischen Priestern Texte zur Überprüfung und Kommentierung. Damals wurde betont, dass die Arbeit nicht eilt, da noch genügend Wosadnik 1977 zum Verkauf vorliegen.

Die Arbeiten schritten voran, sodass am 19.12.2005 die redaktionellen Arbeiten beginnen konnten. Anlässlich einer Konferenz am 27.03.2006, zu der Herr Bischof Joachim Reinelt alle in der Gemeindeseelsorge stehenden sorbischen Priester nach Dresden eingeladen hatte, bestätigte der Bischof die Redaktionskommission Wosadnik 2008. Hinsichtlich des Erscheinungstermins des neuen Wosadnik mahnte Herr Bischof zeitliche Zurückhaltung an. Ein Zeitdruck sei für die Klärung noch offener Fragen eher kontraproduktiv.

Nachdem der endgültige Text des Wosadnik vorlag, wurde er Herrn Bischof im Dezember 2007 zur Prüfung vorgelegt. Am 14.2.2008 wurde die Imprimatur erteilt. Am 11.06.2008 konnte das Manuskript an den Verlag Karmelitanske nakladatelstvi Kostelni Vydri in Prag übergeben werden.


link


Zurück Impressum