Ubi episcopus, ibi ecclesia

"Wo der Bischof ist, da ist die Kirche", so Erzbischof Schick in seiner Predigt


Der Erzbischof von Bamberg, Dr. Ludwig Schick, am Ambo der Kathedrale.
"Wo der Bischof ist, da ist die Kirche", so zitierte Dr. Ludwig Schick, Erzbischof von Bamberg, in seiner Predigt zur Verabschiedung von Weihbischof Georg Weinhold den heiligen Cyprian von Karthago.


1. Lieber Jubilar Weihbischof Georg! Es ist mir eine Ehre und Freude, heute in der Eucharistie, der Dankfeier der Kirche, für 35 Jahre bischöflicher Dienst im Bistum Dresden-Meißen, in der Deutschen Bischofskonferenz, in Kirche und Gesellschaft predigen zu dürfen. Ich soll nicht über Dich, sondern über die Kirche sprechen; darum hast Du gebeten. Das tue ich gern.

2. „Ubi episcopus ibi ecclesia“ - wo der Bischof ist, da ist die Kirche. Dies Dictum wird dem heiligen Kirchenvater Cyprian von Karthago, der im 3. Jahrhundert gelebt hat, in den Mund gelegt. Nicht zu Unrecht! Es ist das Resümee eines Briefes, den er an seinen Zeitgenossen Fulgentius geschrieben hat. In ihm heißt es wörtlich: „Du musst also wissen: Der Bischof ist in der Kirche und die Kirche im Bischof, und wenn einer nicht mit dem Bischof ist, ist er auch nicht in der Kirche.“

Zu diesem Text von Cyprian gehört ein anderes Wort von Ignatius von Antiochien, der noch 100 Jahre vor Cyprian gelebt hat. Es lautet: „Wo immer der Bischof sich zeigt, da sei auch das Volk, so wie da, wo Jesus Christus ist, auch die katholische Kirche ist.“

„Ubi episcopus ibi ecclesia“ macht dogmatisch deutlich, dass die katholische Kirche eine bischofsorientierte Kirche ist. Das Bischofsamt gehört zur Wesensstruktur der Kirche. Das ist deshalb so, weil Jesus Christus die Apostel und ihre Nachfolger, die Bischöfe, als Garanten der Einheit, der Katholizität, Apostolizität und Heiligkeit die Kirche eingesetzt hat. Auf diesem Fundament steht die Kirche und muss sie bleiben. Deshalb muss für die Bischöfe in jeder Eucharistiefeier gebetet werden.

3. „Ubi episcopus ibi ecclesia“ erinnert also vor allem daran, dass immer dann, wenn es um einen Bischof geht, es um die Kirche gehen muss. Bischöflicher Dienst, und damit verbunden priesterlicher und diakonischer, ist Dienst in der Kirche und für die Kirche. Und deshalb ist es heute auch bei der Verabschiedung von Georg Weinhold angesagt, sich Gedanken über die Kirche zu machen, damit wir uns für die Kirche engagieren und sie lieben.

4. Der Bischof ist für die Kirche da, die da ist, wo Jesus Christus ist, so machen Cyprian und Ignatius deutlich. Ubi episcopus, ibi ecclesia, ubi ecclesia, ibi Christus und umgekehrt. Das bedeutet, dass der Bischof in der Kirche für Jesus Christus da sein muss, ihn zu vertreten hat als der gute Hirte seiner Herde. So erfüllt der Bischof sein Amt. Diese Wendung zeigt aber auch, dass die Kirche Christus enthält und Christus die Kirche ausmacht. Jesus ja, Kirche nein, geht nicht. Und Kirche ja, Christus egal, ist kein Modell.

5. Kirche hat in guten und schweren Zeiten den Auftrag fortzusetzen, was Jesus Christus getan hat. Die Mächte dieser Welt sind stark, aber sie werden die Vollendung des Himmelreiches nicht verhindern. Für Jesus Christus und sein Reich ist die Kirche da.

6. Wie ist die Kirche entstanden? Und woraus lebt sie? Was macht sie aus? Der göttliche Herr hat keinen Codex Juris Canonici erlassen und keine Verfassung geschrieben. Er hat Menschen berufen, allen voran Maria und die Apostel. Unter den Aposteln sind Petrus und Johannes und der spätberufene Paulus am wichtigsten. Sie waren in der Schule Jesu. Sie haben die Kirche aufgebaut, durch sie ist Kirche entstanden. Sie zeigen, was Kirche ist und wie sie zu leben und zu wirken hat, auch heute. Deshalb haben unsere Vorfahren diese vier in fast allen Kirchen möglichst am Hauptaltar mit Jesus Christus dargestellt.

- Petrus steht für das Bekenntnis zu Jesus Christus: „Du bist der Sohn des lebendigen Gottes“ und für das Eingeständnis: „Wohin sollen wir gehen. Du hast Worte des ewigen Lebens.“

- Paulus steht für Verkündigen, für Mission, Apostolat und Seelsorge. Der Glaube muss weitergegeben werden bis ans Ende der Welt und der Zeiten.

- Johannes ist Zeuge der Liebe, „Vicarius amoris Die“, so haben die Väter den Bischof genannt.

- Maria steht für die Treue und Liebe zu Jesus Christus bis zum Kreuz und zur Auferstehung. Sie ist auch die Erste, die die Vollendung im Himmel erfährt.

Im Blick vor allem auf diese vier, lebt Kirche, entfaltet sie sich, wirkt sie und wird fruchtbar auch heute und morgen und bis zur Wiederkunft des Herrn.

7. Liebe Mitbrüder im bischöflichen, priesterlichen und diakonischen Dienst, liebe Mitchristen! Kirche bleibt und wirkt, weil Gott es so will und Jesus Christus handelt. Haben wir Zutrauen zur Kirche. In ihr finden wir Jesus Christus, Weg, Wahrheit und Leben. Wir müssen nicht verschämt bekennen, dass wir zur Kirche gehören. Wir dürfen offensiv und �unverschämt� als Kirche leben, uns ihr bekennen, dazu einladen und dafür werben. Unsere Liebe zur Kirche, deren Fehler und Schwächen wir kennen, wie die unserer Familie, ist Voraussetzung für Leben mit der Kirche und der Dienst in der Kirche.

Kirche soll sich stets an Maria, Petrus, Paulus und Johannes stets orientieren. So kann sie treu zu Jesus stehen wie Maria, sich Jesus Christus bekennen wie Petrus, wie Paulus intelligent und engagiert, missionarisch und apostolisch wirken und wie Johannes die Liebe gegen jeden Nächsten, besonders gegen die Armen leben.

8. Heute feiern wir das Fest Maria Geburt. Es stellt uns Maria als Morgenröte des Heiles vor. Sie ist in ihrer Mutterschaft die Jüngerin und Missionarin Christi, das erste und wichtigste Glied der Kirche, die in Liebe zu den Menschen gelebt hat. Die Mutter Christi will auch unsere Mutter sein. Schauen wir auf sie. Mit ihr werden wir heilige Christen und Kirche.

9. Liebe Schwestern und Brüder! Mit seiner klaren, kernigen, engagierten Art hat Weihbischof Weinhold dieses Wort gelebt „Ubi episcopus ibi ecclesia, ibi ecclesia, ibi Christus“. Die Kirche einig, heilig, katholisch, apostolisch sagen wir Dir heute Vergelt�s Gott, Anerkennung und Dank. Wir wollen Dir danken, indem wir das aufnehmen und weitertragen, was Dir vor allen Dingen wichtig ist. Die Kirche Jesu Christi, die uns das Heil Gottes schenkt, zu der wir berufen sind, deren Auftrag wir weiterführen dürfen, die uns sein Heil und in die Ewigkeit führt.

Amen.

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