ZDF-Predigt von Weihbischof Georg Weinhold

am Palmsonntag, 16. März, in der Dresdener Kathedrale


Weihbischof Georg Weinhold, Dresden.
Kurz und prägnant sprach der Dresdner Weihbischof im Fernsehgottesdienst zum Palmsonntag. Seine Worte haben viele Menschen angesprochen. Die ganze Predigt können Sie hier nachlesen.

Liebe Christen, verehrte Zuschauerinnen und Zuschauer,

der Palmsonntag hat seine eigene Liturgie. Wir feiern zwar wie jeden Sonntag die Eucharistie zum Gedenken an Tod und Auferstehung Jesu. Aber mit dem heutigen Sonntag treten wir in die Reihe von Feiern der Geheimnisse des Leidens und Sterbens Jesu ein. Und da fällt auf, dass dieser Tag kein Trauertag oder gar vom Tod Jesu die Rede ist – im Gegenteil: Wir begleiten Jesus beim Einzug in seine Stadt Jerusalem - wahrhaft ein Triumphzug - wenn auch auf einem Esel. Das Volk jubelt und ruft ihm zu: Hosanna in der Höhe, und wir stehen nicht interesselos dabei, sondern jubeln mit - ein wahrlich großes Ereignis. – Und doch mischt sich schon eine Vorahnung in die Freude, dass dieses Jubeln auch umschlagen könnte in aggressive Stimmung: ans Kreuz mit ihm. Es sind nicht die Gegner Jesu, es ist dasselbe Volk, das seine Meinung plötzlich ändert. So schnell schlägt alles um, so instabil und wankelmütig sind die Menschen.

Wie ist so etwas möglich? Hat der Mensch nicht von Natur aus eine innere Gradlinigkeit, die ihm eigentlich das Schwanken zwischen solchen Extremen verbietet? – Nun liegt diese Geschichte vom Palmsonntag 2000 Jahre zurück, aber die Frage bleibt offen. - Wie konnte das damals geschehen, und gibt es so etwas heute noch oder nicht mehr? Wir stellen mit großem Bedauern fest, dass diese Art von Volkswillen sehr aktuell ist und keineswegs der Vergangenheit angehört. Wenn sie an unsere eigene Geschichte denken, kann nur festgestellt werden, dass ein großer Teil der Menschheit wenig Charakterstärke zeigt und für seine Überzeugung auch bereit wäre, Opfer zu bringen.

Die Tatsache verwirrt und lässt für die Zukunft, da so oft von Glaubwürdigkeit und Persönlichkeit geredet wird, Schlimmes erahnen. Und das gilt für jeden Menschen!
Der Ausdruck tiefer Überzeugung ist für einen Christen immer der beste Weg, ehrlich und in Ehrfurcht vor sich selbst zu leben.

Es wird besonders nach oder auch vor Wahlen - vom Souverän - dem Volk - gesprochen, das eine Wahlentscheidung getroffen hat. Wer sich als Souverän fühlt und auch ein solcher ist, sollte sich auch im Leben gegenüber den Meinungen von links oder rechts souverän verhalten, d. h. von einer echten Überzeugung getragen sein. So bleibt uns am heutigen Palmsonntag die echte und wahre Alternative, sich für Jesus von Nazareth zu entscheiden. Deshalb dürfen wir rufen: Hosanna dem Sohne Davids und wir bekennen: Er ist der Sohn Gottes, auch heute für uns und die ganze Welt. Amen


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