Deutsche und Polen gedenken des 70. Jahrestags des Kriegsbeginns

mit einem ökumenischen Gedenkweg am 1. September in Dresden 

Das Nagelkreuz der Frauenkirche in Dresden.Dresden, 20.08.2009 (KPI): Zu einer ökumenischen Gedenkveranstaltung laden auf Initiative der vier Dresdner Nagelkreuzzentren die christlichen Kirchen der Stadt am Dienstag, 1. September, ab 16.30 Uhr ein. Anlass ist der 70. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen und der damit verbundene Beginn des Zweiten Weltkriegs. Im Mittelpunkt des Tages wird ein ökumenischer Gedenkweg stehen, der von Polen und Deutschen gemeinsam beschritten wird und an dessen Gestaltung sich auch die Dresdner Kathedrale beteiligt. Bischof Joachim Reinelt, Landesbischof Jochen Bohl und der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Sachsen, Superintendent Friedbert Fröhlich, haben die Schirmherrschaft dafür übernommen. Zu dem Tag werden etwa 170 polnische Gäste erwartet.

"Der 1. September ist ein Tag, der in der deutschen Geschichte eingebrannt und lebendig ist und den wir nicht vergessen dürfen", hob Dompfarrer Klemens Ullmann am Morgen auf einer Pressekonferenz die Bedeutung des Tages hervor. Der Gedanke der Versöhnungsbereitschaft solle daher niemals verloren gehen. Die Aussöhnung zwischen den Völkern, speziell zwischen Deutschen und Polen, brauche allerdings Zeit, so der 70-jährige. "Es ist nicht damit getan, ein Pflaster draufzukleben", sagte der Dompfarrer. Auch die nächsten Generationen seien hier gefordert.

In Dresden sind mit Frauenkirche, Kreuzkirche, Diakonissenanstalt und der Schifferkirche "Maria am Wasser" in Hosterwitz vier Nagelkreuzzentren beheimatet. Weltweit gibt es über 160 Gemeinschaften, darunter auch mehrere katholische Einrichtungen, die sich auf das Nagelkreuz von Coventry beziehen. Das Kreuz der englischen Stadt wurde aus Trümmern der von deutschen Bombern zerstörten St.-Michael-Kathedrale geschaffen. Bei Aufräumarbeiten ließ der dortige Dompropst drei mittelalterliche Zimmermannsnägel zu einem Kreuz zusammensetzen. Heute steht das originale Nagelkreuz auf dem Altar der 1962 neu errichteten Kathedrale von Coventry und gilt als Zeichen der Versöhnung und des Friedens. 

Beim Pressegespräch (v.l.n.r.): Dompfarrer Klemens Ullmann, Frauenkirchen-Pfarrer Holger Treutmann, Kreuzkirchen-Pfarrer Joachim Zirkler

 

Zum Ablauf des Gedenktags am 1. September

Bischof Reinelt und Landesbischof Bohl werden gemeinsam die 12 Uhr-Mittagsandacht in der Frauenkirche halten, musikalisch umrahmt vom Synagogalchor aus Wroclaw.

Um 16.30 Uhr beginnen zeitgleich Andachten in der katholischen Kathedrale und in der evangelischen Dreikönigskirche. Die Feier in der Kathedrale wird dabei auf Polnisch gestaltet, die in der Dreikönigskirche auf Deutsch. Unter dem Läuten der Glocken beider Kirchen werden anschließend die Teilnehmer beider Feiern nach etwa 20 Minuten in zwei Prozessionszügen aufeinander zugehen und sich gegen 17.15 Uhr in der Mitte der Augustusbrücke über der Elbe treffen. Hier werden sie gemeinsam die Versöhnungsliturgie von Coventry mit dem traditionellen "Vater vergib" in polnischer und deutscher Sprache beten. Das Thema des ökumenischen Gedenkwegs lautet "Erinnern - Versöhnen - Begegnen".

Um 18 Uhr findet ein ökumenischer Gottesdienst in der Frauenkirche statt, gestaltet unter anderem ebenfalls vom Synagogalchor aus Wroclaw. Auch dieser Gottesdienst wird zweisprachig sein.

Beim anschließenden deutsch-polnischen Begegnungsfest auf dem Neumarkt vor der Frauenkirche stellen sich verschiedene Initiativen und Gruppen vor, so zum Beispiel die "Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V." und der Friedenspark des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge bei Wroclaw. Gäste aus Wroclaw und Gostyn werden über die touristischen Angebote der beiden Städte informieren.

Gegen 19.30 Uhr führen Schauspieler aus Gostyn ein kurzes Theaterstück auf. Bei Spezialitäten der polnischen Küche wird es Zeit zum Austausch mit den Gästen geben, die unter anderem aus Brenna Gorki, Gostyn und Wroclaw nach Dresden kommen.

Den Abschluss des Tages bildet ein literarisch-musikalisches Programm in der Unterkirche der Frauenkirche um 21 Uhr. Gelesen werden Auszüge aus Briefen polnischer Soldaten sowie Texte von Janusz Korczak, Edith Stein und anderen.

Bereits am Vorabend, am Montag, 31. August, wird um 20 Uhr im "Metropolis"-Kino der Film "Morgen gehen wir ins Kino" (Polen 2007, OmU und deutscher Übersetzung) gezeigt. Der Film handelt von drei Warschauer Jugendlichen, deren Freundschaft im Sommer 1939 mit dem anbahnenden Krieg konfrontiert wird. Eintritt: 5 Euro.

MB / nh



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