Einheit stiften, Barrieren überbrücken

Ein Jahr nach dem Tod von Chiara Lubich: Gedenkfeier in Kathedrale und Sächsischem Landtag


Gut besucht war der Festakt im Sächsischen Landtag. Foto: Peter Unger
Vertreter aus Religion, Politik und Gesellschaft haben am vergangenen Sonnabend in Dresden das Lebenswerk der Italienerin Chiara Lubich gewürdigt. Die Gründerin der Fokolar-Bewegung war am 14. März letzten Jahres gestorben.

Dresden, 16.03.09: Vertreter aus Religion, Politik und Gesellschaft haben am Samstag das Lebenswerk der Italienerin Chiara Lubich gewürdigt. Die Gründerin der Fokolar-Bewegung war am 14. März 2008 im Alter von 88 Jahren in der Nähe von Rom gestorben. Aus Anlass des Jahresgedächtnisses waren rund 270 Personen der Einladung der Fokolar-Bewegung zu einer Feierstunde in den Plenarsaal des Sächsischen Landtags gefolgt. Etwa doppelt so viele hatten zuvor am Vormittag einen Gottesdienst mit Bischof Joachim Reinelt in der Dresdner Kathedrale mitgefeiert. Weltweit gab es über 400 Gedenkveranstaltungen.

Bischof Joachim Reinelt erinnerte in seinem Grußwort im Landtag daran, dass Chiara Lubich mit ihren Freundinnen mitten in den Wirren des 2. Weltkriegs begonnen hatte, die Worte von Jesus Christus aus der Heiligen Schrift in Leben umzusetzen. Ausgangsimpuls sei für sie die Entdeckung gewesen, dass Gott sie unendlich liebt, und diese Entdeckung hätten sie so vielen Menschen wie möglich vermitteln wollen. „Wir sehen, wie sehr diese Signale gebraucht werden“, so Reinelt mit Blick auf den Amoklauf von Winnenden. „Würde man den Schülern Selbstwert schenken durch die Erfahrung: Du bist bedingungslos geliebt! Dann würden sie auch damit fertig, mal von Schulkameraden nicht so gemocht zu werden. Darin liegen heilende Kräfte.“

Die bedeutsamsten Worte Jesu waren für Chiara Lubich sein Wunsch „Vater, gib, das alle ein seien“ und sein Versprechen „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“. Auf dieser Grundlage setzte sie sich zeitlebens zusammen mit der Fokolar-Bewegung für die Überbrückung von Barrieren zwischen Menschen, Völkern, Kirchen und Religionen ein. Als Beispiele dafür wurden einige Initiativen, die aus diesem Geist entstanden sind, am Samstag vorgestellt: Das Projekt „Stark ohne Gewalt“, bei dem Schüler ihre Talente entfalten können, Selbstbewusstsein entwickeln und lernen, Konflikte gewaltlos zu lösen. Der Prozess „Miteinander für Europa“, bei dem sich kirchliche Bewegungen und geistliche Gemeinschaften unterschiedlicher Konfessionen auf einen gemeinsamen Weg gemacht haben. Eine Initiative unter dem Volk der Bangwa im Kamerun, dessen hohe Kindersterblichkeit Mediziner der Fokolar-Bewegung seit den 60er Jahren auf ein normales Maß reduzieren konnten. Aufgrund ihres Lebenszeugnisses haben sich mittlerweile über zwanzig Dörfer entschieden, die von Jesus im Evangelium gefragte „gegenseitige Liebe“ zur Grundlagen ihres Handelns zu machen.

Feierte mit den Mitgliedern der Fokolar-Bewegung einen Gottesdienst in der Dresdner Kathedrale: Bischof Joachim Reinelt. Foto: Dorothee Wanzek

„Wenn Chiara Lubichs geistiges Vermächtnis heute im Mittelpunkt steht, dann ist dieser Plenarsaal dafür genau der richtige Ort,“ sagte Landtagspräsident Erich Iltgen, der die Schirmherrschaft für die Gedenkfeier übernommen hatte. Denn das drücke aus, „dass die Inhalte und Ziele von Chiara Lubich und der Fokolar-Bewegung über den kirchlich-religiösen Raum hinaus noch stärker als bisher im öffentlichen Bewusstsein wahrgenommen und angewendet werden sollten.“

Text: Clemens Behr

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