Telefonseelsorge stellt fest: Ängste nehmen zu

Ökumenische Telefonseelsorge in Sachsen verzeichnet wachsende Verunsicherung

Dresden/Radebeul, 19.10.09: „Probleme in Familie und Partnerschaft, Einsamkeit und die Angst, im Alltag auch aus finanziellen Gründen nicht mehr zurechtzukommen, sind die häufigsten Nöte, die Menschen zum Telefonhörer greifen lassen." Eckart König, Vorsitzender des Fachverbandes Telefonseelsorge in Sachsen, stellt beim Vergleich der angesprochenen Themen im Jahr 2008 mit der Statistik aus früheren Jahren fest, dass Ängste und Verunsicherung, das Gefühl am Rand zu stehen und nicht mehr gebraucht zu werden, kontinuierlich zunehmen. Die Anrufer spiegelten mit ihren Nöten sehr genau die gesellschaftlichen Veränderungen wider. 

Was kann Telefonseelsorge hier leisten? „Auf jeden Fall kann sie ein Ort sein, wo der einzelne Mensch kurzfristig ganz persönliche Aufmerksamkeit erfährt, sein individuelles Problem ernst genommen wird und zwischenmenschlicher Kontakt entsteht. Hier geht es nicht um Problem-Lösung im eigentlichen Sinn sondern um Annahme, Entlastung und Ermutigung. Und dies kostenlos und anonym", beschreibt König das Grundanliegen der Telefonseelsorge. Sie sei daher ein nicht wegzudenkender gesellschaftlicher Beitrag der beiden großen Kirchen und ihrer Diakonie, wenn es um die Bewältigung von Lebensproblemen in der Bevölkerung geht. „Und nicht zuletzt um die Verhütung von Suiziden. Deshalb ist die Erreichbarkeit und die Gesprächsbereitschaft in zugespitzten Krisensituationen von entscheidender Bedeutung für unseren Dienst." 

Wie aus dem jüngsten Vorstandsbericht über die Arbeit der Ökumenischen Telefonseelsorge in Sachsen hervorgeht, leisteten im Jahr 2008 rund 420 Frauen und Männer 46 140 Stunden ehrenamtlichen Dienst an den Notruftelefonen. Durch ihren Einsatz konnten bei durchgängiger Rufbereitschaft (24 Stundendienst) in Sachsen mindestens 5, meistens sogar 6 Notrufleitungen gleichzeitig bereitgestellt werden. „Jeder ehrenamtlich Mitarbeitende leistete im Jahr zwischen 100 und 120 Stunden Dienst am Telefon. Dazu kamen noch viele Stunden für die Teilnahme an Supervisionen und thematische Fortbildungen sowie Fahrtzeiten. Das ist ein großartiger Einsatz," sagt König. Fachlich und organisatorisch begleitet werden die Frauen und Männer von insgesamt 12 Hauptamtlichen, die sich 7,3 Vollzeitstellen teilen. Finanziert wird die Telefonseelsorge zur Hälfte von den beiden großen Kirchen, die andere Hälfte stammt aus kommunalen Mitteln, Landesmitteln und Eigenmitteln örtlicher diakonischer Werke.  

Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr aus dem Festnetz und allen Mobilfunknetzen unter 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 erreichbar -  kostenfrei und anonym.


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