"Selig, die Frieden stiften" 

Msgr. Kenneth Enang, Nigeria, zu Gast im Bistum Dresden-Meißen 

Msgr. Kenneth Enang

Msgr. Kenneth Enang

Dresden, 16.10.2009 (KPI): Er kommt aus Nigeria, dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas, dessen 145 Millionen Einwohner fast 400 verschiedenen Stämmen angehören, und setzt sich mit all seiner Kraft für den Frieden ein: Monsignore Kenneth Enang, Leiter des Priesterseminars in Makurdi. Notwendig sei eine Veränderung des Bewusstseins, betonte Enang bei einem Pressegespräch am heutigen Vormittag. Dazu gehöre, dass man - auch wenn sie Christen getötet haben - Muslime nicht umbringen dürfe und dass Dialog besser sei als Kampf. Friedensstifter zu sein und solche auszubilden, das versucht die katholische Kirche in Nigeria vor allem in katholischen Schulen und in den Priesterseminaren, um so hineinzuwirken in die Gemeinden und im ganzen Land Strukturen für den Frieden aufzubauen.

Es gebe ein starkes Bildungsgefälle von Süd nach Nord in Nigeria - mit vielen Analphabeten im Norden. "Aber um einen echten Dialog zu führen, muss man sich verständigen können und ein Mindestmaß an Bildung haben", so Msgr. Enang, der deshalb froh ist, dass missio auch den Bau von Schulen in Nordnigeria unterstützt. In den von der Kirche geleiteten Schulen werde Frieden, Gerechtigkeit und Liebe zu den Menschen gelehrt. Auch muslimische Kinder besuchen die katholischen Schulen. "Denn jemand muss den ersten Schritt tun - auch wenn es uns natürlich schmerzt zu wissen, dass sie Katholiken umbringen", betont Kenneth Enang. Und er fügt an, dass nicht wenige der muslimischen Schüler sich später taufen lassen - weil die christliche Religion sie zutiefst überzeugt.

Von der nigerianischen Regierung können die Christen in ihrer Friedensarbeit allerdings keine Unterstützung erwarten. "Wir werfen der Regierung vor, nichts gegen die Morde zu tun", so Msgr. Enang - die reichen Emire aus Nordnigeria würden die Mörder gut bezahlen und seien stärker als die Regierung.

Monsignore Kenneth Enang

Im Vorfeld des Sonntages der Weltmission, den die katholische Kirche am 25. Oktober feiert, besucht Monsignore Kenneth Enang (66) aus Nigeria vom 12. bis 22. Oktober das Bistum Dresden-Meißen.

In Deutschland hat er vor vielen Jahren Theologie studiert und promoviert. Als er 1978 nach Nigeria zurückkam, wurde er Rektor eines Seminars, Entwicklungskoordinator für Gerechtigkeit und Frieden sowie Generalvikar seiner Heimatdiözese Ikot Ekpene im Osten Nigerias. Dann wurde er wiederum als Generalvikar in die neu gegründete Hauptstadt Abuja gerufen und gründete dort die Deutsche Gemeinde, lehrte als Professor und setzte sich auch hier für "Gerechtigkeit und Frieden" ein. Im Jahr 2002 erhielt er die Aufgabe, in Makurdi ein Priesterseminar aufzubauen, das sich unter ihm zu einem der größten der Welt entwickelte: Bauten wurden errichtet, Professoren ausgebildet, Selbsthilfeprojekte verwirklicht. Msgr. Enang selber sieht seine Arbeit als "große Chance, für Frieden und Versöhnung zu wirken". Denn: "Gut ausgebildete Priester geben ihr Wissen ein Leben lang an unzählige Menschen weiter." Zudem sei es ein großer Vorteil, dass in dem Seminar Studenten aus vielen Stämmen aufeinandertreffen: "Diese Priester werden Frieden stiften zwischen den Völkern Nigerias", ist Kenneth Enang sicher.

Weltmissionssonntag 2009

Der Sonntag der Weltmission steht in diesem Jahr unter dem Motto: "Selig, die Frieden stiften" (Mt 5,9) - und thematisiert damit das Engagement der nigerianischen Ortskirche für Frieden und Versöhnung. Mehr als 400 Volksgruppen leben in dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas. Trotz enormer Einnahmen aus der Ölproduktion gehört das Land zu den 20 ärmsten Ländern der Erde - denn das Geld wandert in die Taschen korrupter Eliten und großer Ölkonzerne. Zwischen den verschiedenen Ethnien kam es seit Ende der Militärdiktatur 1999 immer wieder zu blutigen Unruhen mit insgesamt mehr als 10.000 Toten. Grund für die Auseinandersetzungen sind meist politische und wirtschaftliche Interessen.

43 % der Einwohner Nigerias sind Muslime, 46 % Christen (davon 14 % katholisch) und 10 % Anhänger traditioneller Religionen. Die Mehrheit der nigerianischen Christen und einige Muslime leben friedlich zusammen. Einer Religionsstudie der Bertelsmannstiftung zufolge gilt Nigeria als das religiöseste Land der Welt. 92 % der Bevölkerung bezeichnet sich selber als "tiefreligiös".

Weitere Informationen: www.missio.de/


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