„Wenn Wege sich trennen...“

Katharina Leis über ein Wochenend-Seminar für Getrennt- und Geschieden-Lebende

Vor dem Hintergrund des diesjährigen Pastoralthemas in unserem Bistum, in dem “Ehe und Familie“ im Blickfeld stehen, blickt Katharina Leis auf ein Wochenende für Getrennt- und Geschieden-Lebende zurück.

In unserem Bistum steht in diesem Jahr in besonderer Weise das Thema Ehe und Familie im Blickfeld der Aufmerksamkeit.
„Zwei sind besser als einer. Denn wenn sie hinfallen, richtet einer den anderen auf.“ (Kohelet 4,9) Mit diesem Satz leitete unser Bischof Joachim Reinelt sein Vorwort zum diesjährigen Jahresthema ein.

Ich verstehe darin, dass er uns Christen ermutigen möchte, uns gegenseitig zu zeigen, wie Paarbeziehung und Ehe gelingen können. Krisen, Schwierigkeiten, Scheitern sind Bestandteile des Lebens, und das Umgehen damit bedeutet eine echte Aufgabe und Herausforderung. Daneben stehen Gelingen, Glücken, das Meistern von Situationen.

Was tut ihr da und wie tut ihr dies? Diese Fragen und das Anliegen, darüber auf dem Hintergrund der Sakramentalität der Ehe ins Gespräch zu kommen, lese ich als Anregung und Auftrag. Und weiterhin hege ich die Hoffnung, diesen Austausch als Fundus zu gegenseitiger Stärkung einander zum Nutzen werden lassen. Ich verstehe dies auch als Zuspruch an Kompetenz, die in den Paaren selbst liegt. Ebenso, wie im Austausch mit anderen Paaren erfahren werden kann, dass ihnen gegenseitige Ermutigung und somit Zuspruch Gottes zu Teil werden.

Was bedeutet das nun für Paare, deren „Wege sich trennen�“?

Auf diesem Hintergrund gewinnt das Seminar für getrennt und geschieden lebende Frauen und Männer für mich als Eheberaterin an eigener Bedeutung. Die Ehe-, Familien- und Lebensberatung des Bistums lud auch in diesem Jahr wieder zu einem solchen Wochenende. Gemeinsam mit Pfarrer Martin Prause (Pfarrer in Wermsdorf) führten wir Eheberater (Michael Grund, Katharina Leis; Ehe-, Fam.- und Lebensberatung Chemnitz) durch das Seminar.

Für die TeilnehmerInnen die dieser Einladung folgten, war sehr wichtig zu sehen, dass sie auch auf diesem Stück Lebensweg von Kirche nicht allein gelassen werden. Sie nutzten dieses Zeichen als Chance zur Reflexion und Auseinandersetzung.

Anliegen des Seminars war, durch Gespräch und Austausch mit den Referenten und den Menschen in ähnlicher Situation, die persönlichen Erfahrungen zu verarbeiten. Enttäuschung, Trauer, persönliche Verletzungen und Schuldgefühle liegen oft als scheinbar unüberwindbare Hindernisse auf dem Weg. Fragen wie diese tiefen Wunden heilen und überwunden werden können, waren Bestandteil des Wochenendes.

Anstrengung, auch mit Dank zurückschauen

Für manchen bedeutete es Anstrengung und Entscheidung, auch mit Dank zurückzuschauen und die Vorstellung zu entwickeln, dass in dieser Situation eine Chance liegt.
Ob und wie es gelingen kann, diese Erfahrungen in einen wertvollen Lebensanteil zu wandeln, sich mit sich selbst und dem Leben zu versöhnen, waren Fragen, denen sich die Teilnehmenden engagiert stellten.

Am Ende des Seminars konnten die Frauen und Männer für sich sagen, dass sie „etwas gewonnen haben“: Neue Gedanken und Erkenntnisse und Hoffnung für „den Blick nach vorn, in die Zukunft hinein“. Pfarrer Martin Prause ermutigte, sich mit diesen persönlichen Erfahrungen nicht aus der Gemeinde zurückzuziehen, sondern präsent zu bleiben. Oft führen Scham, Unsicherheit und Angst zu Rückzug und Beziehungsabbrüchen an dieser Stelle.

Rückzug aus Scham führt zu Verlust

Damit geht der christlichen Gemeinschaft etwas Wichtiges verloren: Die Erfahrung, dass wir solidarisch einander tragen können, jeder seinen Platz hat, und wir vor allem voneinander lernen können. Dieser schmerzliche und schwere Weg könnte in einer ganz eigenen Weise so für andere zu einem Beitrag werden. Und die Fragen, wie es gelingen kann, dass „einer den anderen aufrichtet, einer dem anderen aufhilft“ auch auf diesem Weg Antworten bekommen.

Die Sehnsucht nach einer stabilen und sich tragenden Paarbeziehung und Ehe ist und bleibt ungebrochen. Das wurde auch an diesem Wochenende wieder deutlich.

Katharina Leis
Ehe-,Fam.-und Lebensberatung im Bistum Dresden-Meißen
Beratungsstelle Chemnitz

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