Kunde oder König?
Adventswochenende der Bistumsjugendseelsorge
Schmiedeberg, 21.12.2010: Zu einem "Adventswochenende - für Kunden und Könige" hatte die Bistumsjugendseelsorge für den 4. Advent ins Winfriedhaus Schmiedeberg eingeladen. Einen kleinen Einblick in die Atmosphäre und die Inhalte dieses Kurses gibt der Text der 17-jährigen Luise aus Leipzig, den wir im Folgenden veröffentlichen.
Vier Kerzen. Vier Wochen Advent. Vier Wochen Besinnung, Ruhe
und Geistlichkeit?
Wenn ich
ehrlich bin, nein, meine vier Adventswochen waren alles andere als das.
Schulstress, Arbeiten, Fahrschule und dann der berühmte weihnachtliche
Einkaufsstress. Da macht man sich wenig Gedanken um Weihnachten, wie es ist und
wie es sein sollte.
Doch am vergangenen Wochenende sollte auch mir die
Möglichkeit gegeben werden, dies zu ändern. Beim Adventswochenende im
Winfriedhaus wurden mir und 65 anderen Teilnehmern die für die Weihnachtszeit
wichtige Frage gestellt: Bist du ein Kunde
oder ein König? Eine Antwort fiel mir
nicht gleich ein. Ehrlich gesagt, musste ich erst einmal über die Frage
nachdenken, aber wie das in der Jugendseelsorge
so ist, wird man damit nicht einfach allein gelassen. Die acht Teamer
begleiteten uns während der drei Tage bei der Beantwortung der Frage. Dabei
wurden uns kreative und aktive Denkpausen gegönnt, die auf der einen Seite in
Schneeballschlachten der großen Sorte und auf der anderen Seite in künstlerische
Ekstasen ausarteten.
Gebündelt in Workshops, Gebeten, Programmpunkten und
geistlichen Impulsen wurden wir immer wieder zur eigentlichen
Auseinandersetzung zurückgeführt. So stellte auch ich mich der Antwort
entgegen. Meine vergangenen Wochen betrachtend bin ich definitiv ein Kunde. Und überhaupt, wie kann ich denn
ein König sein? Von „Gottes Gnaden"
bin ich schon mal keiner. Gut, alles klar, Frage beantwortet. So dachte ich,
doch dann wurden wir beim Abendgebet anders gefragt: Was macht mich königlich? Jetzt wurde es also doch
etwas komplizierter, und ich kam ins Grübeln. Habe ich Eigenschaften, die mich königlich machen? Talente? Verhalte ich
mich gegenüber anderen königlich? Ich
muss zugeben, dass ich das nicht immer von mir behaupten kann; gleichzeitig fielen
mir Situationen ein, in denen es auch mir möglich war zu helfen, den Egoismus
zu vergessen und königlich zu sein.
Interessant, ergreifend und schwierig zugleich war für mich
der Samstagvormittag. Jedem einzelnen wurde die Möglichkeit gegeben, sich mit
der Bedeutung der Geschenke der drei Könige aus dem Morgenland
auseinanderzusetzen. Dies geschah auf eine ganz persönliche Art und Weise. Der
Weihrauch gab uns den Anstoß, über unsere Zukunft nachzudenken: Wie sieht meine
Planung aus? Was sind meine Sehnsüchte? Und worin liegen meine Träume? Hingegen
steht die Myrrhe als Symbol für die Heilung unserer Wunden, und wir hatten die
Möglichkeit, uns kreativ damit auseinanderzusetzen. Wer sich mit dem Geschenk
Gold beschäftigte, überlegte sich genau, was und wer Jesus für einen selbst
ist.
All diese Gedanken und Einflüsse mündeten am Sonntag in
einen bewegenden Gottesdienst, in dem wir Jugendlichen uns an allen Ecken und
Enden einbringen konnten und somit mehr als nur ein Teil der Messe waren. Und
auch wenn ich nur noch vier Tage statt vier Wochen habe, um vom Kunden
endgültig zum König überzulaufen, bin ich dem ein ganzes Stück nähergekommen.
Und fragt man mich, ob ich für Weihnachten bereit bin, so kann ich mit einem
Lächeln und Erinnerungen an das vergangene Wochenende ohne Einwände sagen: Ja!
Erwartungsvolle Besucher(innen) des "Weihnachtsmarktes" im Winfriedhaus
Am 4. Advent in der Kapelle des Winfriedhauses
Fotos: Solvejg Langrzik