Christliche Wohlfahrtsverbände warnen vor sozialer Schieflage

Caritas und Diakonie zum sächsischen Doppelhaushalt

Caritas

Dresden, 22.12.10: Vor einer weiteren Verschärfung der sozialen Schieflage haben die beiden großen christlichen Wohlfahrtsverbände in Sachsen, Caritas und Diakonie, gewarnt. Die im Doppelhaushalt 2011/2012 beschlossene Verteilung bedeute einen überproportionalen Einschnitt in den Etat des Sozialministeriums, sagte der Vorstandvorsitzende der Diakonie Sachsen, Christian Schönfeld, am Dienstag in Dresden. Von den Kürzungen betroffen seien vor allem die Jugendarbeit, Schuldnerberatung, Ehrenamtliche oder die Gleichstellung.

Die christlichen Wohlfahrtsverbände sehen daher mit Bedauern, dass die landesweiten scharfen Proteste gegen die sozialen Kürzungen im Doppelhaushalt nur einzelne Verbesserungen bewirkt haben. „Wir als Christen haben aber eine anwaltschaftliche Aufgabe: Wir müssen denen eine Stimme geben, die sich nicht wehren können und deshalb in dieser Gesellschaft schnell vergessen werden. Deshalb können und werden wir als Christen nicht schweigen", so Schönfeld.

Die Gesellschaft stehe im Hinblick auf den sozialen Zusammenhalt vor großen Herausforderungen. Schönfeld: „Wie soll das soziale Miteinander in Sachsen in Zukunft aussehen? Sollen alle Sachsen gut leben können? Oder nur die, denen es ohnehin gut geht? Was ist mit den vielen Familien und Alleinerziehenden, die in Armut leben? Was mit denen, die Probleme haben? Brauchen wir keine Schuldnerberatung, keine Ehe- und Lebensberatung, keine Familienerholung? Wie geht es Jugendlichen ohne Schulabschluss? Wie verhindern wir die weitere Abwanderung von Fachkräften im Pflege- und Erziehungsbereich?" Auf alle diese Fragen habe die Staatsregierung keine befriedigenden Antworten, so Christian Schönfeld.

Kompetenzen der Wohlfahrtsverbände besser nutzen

Eine stärkere Mitsprache der Wohlfahrtsverbände forderte der Direktor des Caritasverbandes für das Bistum Dresden-Meißen, Matthias Mitzscherlich. „Wir sind bereit, einen Strukturwandel mit zu gestalten, der aufgrund sinkender Einnahmen und demografischer Veränderungen auch nötig ist. Die Kompetenzen der Wohlfahrtsverbände müssen aber in Zukunft besser genutzt werden. Ein Bruchteil der Reserven im Finanzministerium hätte gereicht, um einen geordneten Umgang mit dauerhaften Finanzierungsfragen im Jugend- und Sozialbereich zu sichern", so Mitzscherlich. Insbesondere im ländlichen Raum sei die Einschränkung von Hilfsangeboten wie Kontakt- und Beratungsstellen für alle Betroffenen ein großes Problem. Selbst wer nur volkswirtschaftlich denke, müsste sehen, dass soziale Arbeit präventive Arbeit sei, die höhere Kosten in der Zukunft verhindere und gleichzeitig das „soziale Kapital" einer demokratischen Gesellschaft sei.

Die christlichen Wohlfahrtsverbände Diakonie und Caritas gehören in Sachsen zu den größten Akteuren im sozialen Bereich und beschäftigen rund 24.000 hauptamtliche Mitarbeiter. Etwa 13.000 Frauen und Männer engagieren sich ehrenamtlich.

sws/as



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