Vom Beten, Abwaschen und einer bunten Gruppe

Chemnitzer Jugendliche reisten nach Taizé

Beim Spülen bewiesen die Chemnitzer Jugendlichen besonderes Geschick.

Beim Spülen bewiesen die Chemnitzer Jugendlichen besonderes Geschick.

Chemnitz/Taizé (Frankreich), 29.07.10: „Ich wasche gerne ab!"  - Diesen Satz hört man sicher nicht allzu oft, aber dann auch noch aus dem Mund einer oder eines Jugendlichen? Und in Fremdsprachen wie Serbisch? Und dann auch noch, wenn sie im Begriff ist, den Abwasch für ca. 4.000 Jugendliche zu machen? Ich wage zu behaupten, dass es weltweit nur einen Ort gibt, an dem es möglich ist, diesen Satz unter diesen Umständen zu hören: Taizé.

Doch von Anfang an. Ich bin eine 17-jährige Leipzigerin, die - noch bevor Lena Meyer-Landrut mit ihrer Taizékette berühmt wurde - beschloss, in ihren Sommerferien eine Woche in der Communité Taizé zu verbringen. Also ging's am 17. Juli mit der Chemnitzer Truppe um den Dekanatsjugendreferenten Johannes Köst los. Bunt gemischt fuhr diese ökumenische Gruppe auch mit Jugendlichen aus zum Beispiel Schirgiswalde, Borna oder eben Leipzig 12 Stunden durch ganz Deutschland auf die Grenze Frankreichs zu. Da wir uns den Bus mit 2 anderen Gruppen teilen mussten, wurden unsere 27 Teilnehmer auf 2 Busse und Fahrtzeiten aufgeteilt.

Beim Gebet in der Taizékirche.

Beim Gebet in der Taizékirche.

Für mich war dies meine erste Reise zu der Brudergemeinschaft nach Taizé und umso mehr musste ich die Eindrücke nach der Ankunft am Samstagabend erst einmal auf mich wirken lassen. So ging es direkt zur Lichterfeier in die Kirche, wo einen die Menschenmasse wortwörtlich nach Atem schnappen ließ. Doch schnell gefiel mir die Art, auf dem Boden sitzend zu beten und dem Gebet zu folgen. Beim anschließenden Zeltaufbau in der nächtlichen Dunkelheit war ich wohl nicht wirklich eine Hilfe, da die lange Busfahrt eine Mischung aus Müdigkeit und Hyperaktivität in mir ausgelöst hatte.

Dank meiner Reisegefährten stand das Zelt schließlich und das auch die ganze Woche lang.  An den darauffolgenden Tagen war ich also mittendrin im typischen Taizéalltag, der aus Morgen-, Mittag- & Abendgebet, Essenszeiten, Bibel- und Arbeitsgruppen und dem abendlichen Spaß im Oyak bestand.

Doch was wäre Taizé ohne den internationalen Charakter. So lernte ich hier und da die lustigsten Charaktere aus beispielsweise Kenia, Serbien, Spanien, Frankreich (...) kennen. Dennoch waren in dieser Woche vor allem Deutsche in Taizé, was deshalb allerdings nicht weniger interessant war. Für mich besonders beeindruckend war, mit welcher Begeisterung und Motivation die unterschiedlichsten Typen an Arbeiten wie Toiletten putzen, Müll aufsammeln oder den Abwasch herangingen.

Noch mehr überraschte es mich allerdings, mit welcher Begeisterung ich persönlich an den täglichen Abwasch ging. Trotz bereits heiserer Stimmen sangen wir fast ununterbrochen, während wir unsere Hände in den riesigen Abwaschbecken vergruben. Auch mit unseren serbischen Kollegen verstanden wir uns trotz des „Vorfalls" bei der Fußball-WM ausgezeichnet, und so lernte ich auf Serbisch den oben genannten Satz zu sagen, um ihn schließlich mit voller Begeisterung zu vertonen und die Arbeitskollegen mehr oder weniger zu motivieren.

Die Taizékirche am Abend. 

Die Taizékirche am Abend.

Auch wenn es ab und zu bei den Gebeten in der Kirche etwas unruhig war, wirkte auf mich die Stimmung sehr spirituell und ließ mich auch noch längere Zeit nach den Gebeten in der Kirche bei den Gesängen verweilen. Auch hierbei faszinierten mich die Internationalität und die gleichzeitige Identifikationsmöglichkeit in den Taizégesängen.

Für mich völlig verständlich reichten zwei Mädchen unserer Gruppe diese eine Woche nicht. Und so bleibt Maria für ein halbes Jahr und Anna S. für zwei weitere Wochen als Permanentes. Dabei übernehmen sie verstärkt Aufgaben in den Arbeitsgruppen und leiten wöchentliche Taizébesucher an.

Luise Binder

Die Autorin des Beitrags Luise Binder.


Trotz des manchmal weniger schmackhaften Essens und nicht unbedingt luxuriösester Sanitärbereiche verging die Woche schneller als gedacht und erinnerte mich an mein Lebensmotto: Das Glück ist die kurze Zeit, in der man die Zeit vergisst. 


Ein Beitrag von Luise Binder (17), Leipzig
Fotos: Johannes Köst



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