Erwin Heretsch mit Bundesverdienstkreuz geehrt

am 16. März in Schirgiswalde

Erwin Heretsch

Träger des Bundesverdienstkreuzes und langjähriger Bistums-Mitarbeiter: Erwin Heretsch.


Schirgiswalde, 17.03.2010 (KPI): Das Bundesverdienstkreuz hat gestern, am 16. März, Erwin Heretsch für sein über 40-jähriges haupt- und ehrenamtliches Wirken als Pädagoge, Katechet und Seelsorger erhalten. Im holzgetäfelten Festsaal des Schirgiswalder Rathauses überreichte Bürgermeister Patric Jung - der Heretsch nach eigener Aussage in seiner Schulzeit selbst als Religionslehrer erlebte - die Auszeichnung. An der Übergabe des Ordens gemeinsam mit 15 weiteren Bürgern in der Sächsischen Staatskanzlei hatte der 81-jährige aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen können.


So wurde das laut Bürgermeister Jung „einmalige Ereignis für Schirgiswalde" in der guten Stube des Rathauses stilecht an einer festlich gedeckten Tafel gefeiert, bei Klecksel- und Streuselkuchen im Kreis von ehemaligen Wegbegleitern und Kirchenvertretern. An der Heimorgel begleitete die Kantorin der Gemeinde den Festakt. „Sehr bekannt" sei Heretsch bei den Schirgiswaldern, so der Bürgermeister. Ob kirchliche Jugend-, Männer- und Frauenarbeit oder das katholische Ehe- und Familienberatungssystem: auf all diesen Feldern sei Heretsch tätig gewesen. Noch im Ruhestand war er als Gefängnisseelsorger in der Dresdener Untersuchungshaftanstalt im Einsatz.

Gratulierte zum Bundesverdienstkreuz: der Schirgiswalder Bürgermeister Patric Jung.

Gratulierte Erwin Heretsch zum Bundesverdienstkreuz: der Schirgiswalder Bürgermeister Patric Jung. Im Hintergrund: Gisela Heretsch.

Als Lehrer hatte der aus Oberschlesien stammende Heretsch nach seiner Rückkehr als Soldat aus dem Zweiten Weltkrieg in Sachsen zunächst Kinder und Jugendliche unterrichtet. Doch sein Engagement für die katholische Jugend brachte ihn in Konflikt mit dem SED-System, das schließlich seine Entlassung aus dem Schulwesen bewirkte. Heretsch fand im Bistum Meißen eine Anstellung.


Mit Vorträgen wie „Rebellische Jugend - Ratlose Eltern?" erspürte der kirchliche Mitarbeiter schon früh den Bedarf an zeitgemäßen Themen. Seine Vorträge machten ihn weit über die Grenzen des Bistums hinaus bis nach Mecklenburg-Vorpommern bekannt. Ein „Wanderprediger" sei er gewesen, würdigte der Schirgiswalder Pfarrer Alexander Paul diesen Aspekt seines Wirkens. Für das Bischöfliche Ordinariat überbrachte Barbara Köhler die Grüße von Bischof und Generalvikar. Sie erinnerte sich, schon bei ihrer Tätigkeit als Gemeindereferentin in den 70er Jahren in Löbau seine große Motivationskraft auf andere Menschen festgestellt zu haben. „Wenn Herr Heretsch da war, dann war der Saal immer brechend voll", so die heutige Leiterin der Pastoralabteilung.



Gratulierte im Auftrag des Bischofs: Ordinariatsrätin Barbara Köhler.

Ordinariatsrätin Barbara Köhler überbrachte die Glückwünsche von Bischof Reinelt und Generalvikar Bautz.

Erwin Heretsch selbst dankte in einer kurzen Ansprache vor allem seiner Frau Gisela für die Unterstützung bei seiner Arbeit. Sie habe ihm den Rücken freigehalten und sich um die fünf Kinder der Familie gekümmert, wenn er sich seinen Aufgaben widmete. Heute machen Alter und Krankheit dem fast 82-jährigen zunehmend zu schaffen. Seinen Humor hat er dennoch nicht verloren. „Ich habe immer gesagt, vielleicht kriege ich vom Vatikan mal einen Orden." Dort habe man allerdings wohl die falsche Schublade erwischt und ihm statt des päpstlichen Ordens „die päpstliche Krankheit" geschickt, sagte er mit Blick auf seine Leiden, mit denen es ihm heute gehe wie Papst Johannes Paul II. Etwas wehmütig bedauerte er aber, seine Stimme, „auf die ich viele Jahre angewiesen war, und mit der ich in jedem Raum akustisch durchgekommen bin", nun schonen zu müssen.


Text und Fotos: Michael Baudisch


 

Erwin Heretsch - zur Person


Geboren wurde Erwin Heretsch am 20. April 1928 in Groß-Strelitz in Oberschlesien. Als Gymnasiast bezog man ihn als Flakhelfer in die Kriegshandlungen mit ein. Aus russischer Kriegsgefangenschaft entlassen, kam er nach Nossen.
Nach dem Abitur wurde er "Neu- Lehrer", zunächst ohne Qualifizierung. Diese konnte er später nachholen. Seine Aktivitäten in der katholischen Jugendseelsorge brachten ihm große Schwierigkeiten mit den kommunistischen Vorgesetzten. Er wurde als Lehrer wiederholt versetzt - in der Hoffnung, er werde "gefügig". Dennoch gab er die Arbeit mit der katholischen Jugend nicht auf, so dass er schließlich aus dem Lehrerdienst entlassen wurde.


Bischof Otto Spülbeck nahm ihn 1958 in den Dienst des Bistums Meißen. Erwin Heretsch war tätig in Dresden-Cotta, in Schönbach bei Löbau, in Kamenz, in Wilsdruff, an der Dresdner Hofkirche und in Radebeul.

Erwin Heretsch als Dorfschullehrer.

In seinem Element: Erwin Heretsch als Dorfschullehrer. Foto: privat

1962 holte Pfarrer Hermann Scheipers Erwin Heretsch in die Pfarrei nach Schirgiswalde, seither prägte er das Leben der Gemeinde mit. Angestellt als "Mann für alles" gab Heretsch Religionsunterricht, betreute die Jugend- und Gemeindearbeit und übernahm die Tätigkeit des Küsters. Doch das war nur die eine Hälfte seiner Arbeit. Zusätzlich sollte er seine Fähigkeiten in die Männerseelsorge des Bistums einbringen. Zusammen mit den Männerseelsorgern Pater Bensch und Pater Dionys versuchte er in den 60er Jahren, dem „starken Geschlecht" christliche Ideale nahezubringen.


1969 nahm er am ersten Ausbildungskurs für Eheberater in Berlin teil. Die Ausbildung, die er 1976 mit dem Zertifikat abschloss, beruhte bereits damals auf den Richtlinien der Zentralstelle für Pastoral der Deutschen Bischofskonferenz bzw. später der Katholischen Bundesarbeitsgemeinschaft für Beratung. Im Jahre 1983 erhielt er das Diplom für katholische Ehe-, Familien- und Lebensberatung.


Lange Jahre hielt Heretsch in Schirgiswalde auch Religionsunterricht. Da er bei seiner Vortragstätigkeit viele Kontakte - auch in evangelischen Gemeinden - knüpfen konnte, war er um Problemlösungen in allen Bereichen bemüht und baut bis heute Brücken zwischen den Kirchen. Auch als Gefängnisseelsorger in der Dresdner Untersuchungshaftanstalt war Heretsch tätig. Für sein Engagement verlieh Bischof Reinelt Erwin Heretsch die Benno-Medaille des Bistums.

 



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