Hirtenbrief zum 1. Fastensonntag 2010 - inklusive sorbischer Fassung 

von Bischof Joachim Reinelt 

Bischof Joachim Reinelt

Liebe Schwestern und Brüder,

bedeutende Künstler aller Jahrhunderte der Christenheit haben große und eindrucksvolle Darstellungen Jesu Christi der Nachwelt geschenkt. Immer wieder haben einige weniger bedeutende Künstler ein Jesusbild unter die Menschen gebracht, das fade, kraftlos, unmännlich, süßlich und nichts sagend wirkte. Das Wort Gottes zeigt uns einen anderen Jesus: Einen Mann voller Feuer, Leidenschaft, Begeisterung, eine Kämpfernatur! Er hat gesagt: „ Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen" (Lk 12,49). Deshalb erkannten ihn die Zuhörer in der Synagoge von Kafarnaum als einen Lehrer mit „Vollmacht und Kraft" (Lk 4,36). Das gesamte Evangelium erlaubt uns nicht ein Bild von Jesus, das einen blassen, weltentrückten Jüngling darstellt, der sich den Herausforderungen des Menschseins entzieht. Nein, er hat sich sowohl den schwierigen Fragen gestellt, als auch dem Leid der Kranken. Er hat sich der Härte der Wüste genauso ausgeliefert, wie den Strapazen des Wanderlehrers. Er hat die fade Gleichgültigkeit, die wir manchmal „um des lieben Friedens willen" pflegen, abgelehnt und klar bekannt: „Ich bin nicht gekommen diesen (faulen) Frieden zu bringen, sondern das Schwert" (Mt 10,34). Das Schwert der Wahrheit und Klarheit ist seine Sache, nicht billige Anpassung und Verwaschenheit. Seine göttliche Liebe ist sanft, aber auch scharf. Wie könnte er sonst sagen: „Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein" (Lk14,27). Er tritt nicht nur gegen die mächtige Partei der Pharisäer an, sondern korrigiert auch auf der Stelle die Engstirnigkeit seiner Jünger, die einen fremden Wundertäter behindern wollen. „Hindert ihn nicht! Denn wer nicht gegen euch ist, der ist für euch" (Lk 9,50).

Das gesamte Evangelium zeigt uns immer wieder diesen leidenschaftlichen, zuinnerst brennenden Jesus Christus.

Deshalb erfordert Christsein Vitalität, Begeisterung für die Wahrheit und leidenschaftliche Liebe. Schon von Natur aus haben wir Menschen eine Antipathie gegen das blasse und unprofilierte Gegenüber, „wenn man nicht weiß, woran man ist...'' Wie wohltuend ist jemand, der Farbe bekennt. Die Qualität eines Christen verlangt Erkennbarkeit, damit der andere „weiß, woran er ist." An Christus dran ist er! Das müssen wir doch nicht verstecken. Keine Scheu! Unsere Zeitgenossen brauchen den feurigen, leidenschaftlichen und begeisterten Christen. nicht den Duckmäuser.

Einer, der dieses Feuer Christi in sich getragen hat, war der Jugendseelsorger und Märtyrerpriester unseres Bistums, der Sorbe Aloys Andritzki. Er hat seiner Jugend in der geistig engstirnigen Nazizeit mit Begeisterung gesagt: „Wenn sich die Zeiten wieder normalisieren, dann möchte ich das Reich Gottes wie ein Flieger in alle Enden der Welt tragen." Sein Elan versiegte auch nicht, als ihn die Naziverbrecher in das KZ Dachau sperrten. Von dort schreibt er am 8.2.1942: „Wenn wir aber jetzt nicht gerade als Sämann wirken können, so wollen wir wenigstens Samenkorn sein, um zur Zeit der Ernte vielfältige Frucht zu bringen. So sind wir alle Zeit an jedem Ort fähig, dem Herrn und seiner Kirche zu dienen... Dank sei Gott!" Das ist Stärke und Vollmacht eines glühenden Christen mitten in der Hölle des KZ!

Der mitgefangene Priester Pater Maurus Münch schreibt, dass Aloys die Mitbrüder im Priesterblock immer wieder aufmuntern wollte: „Er war ein glänzender Turner. Er ging auf Handstand in den Schlafsaal. Mit einigen Saltos schwang er sich leicht auf seinen Strohsack im dritten Stock des Bettgestells. Bei einer Silvesterfeier im Priesterblock war Aloys mit seinen tollen akrobatischen Leistungen der Clou des Abends..."- und das bei Hungerration und Schwerstarbeit. Er mochte keine Verweichlichung. Zitat dieses jungen Priesters: ,,Sitzt der Diener auf weich gepolstertem Sessel, vergisst er, dass er Diener ist."

Seine künstlerischen Fähigkeiten setzte Aloys Andritzki nach der kräftezehrenden Zwangsarbeit zur Gestaltung einer Notkapelle im Priesterblock ein. Aus Kistenbrettern wurde ein Tabernakel gebaut und aus dem Blech von Marmeladeneimern gestaltete er für die Tabernakeltüren zwei anbetende Engelsfiguren. Höchste Ehrfurcht vor dem Allerheiligsten und die Liebe zu den Mitbrüdern prägten diesen Mann Gottes. Einer der Höhepunkte dieser Nächstenliebe war das Geschenk der Brotration an einen kranken Priester. Das bedeutete in dieser Hungersituation nicht weniger als die Bereitschaft, das Leben für den Bruder zu geben.

Von Anfang an lebte er in dieser grausamen Gefangenschaft der Hölle von Dachau Tapferkeit und kraftvolles Christsein. Mit dem Benediktinerpater Maurus aus Trier gaben sie sich das gegenseitige Versprechen: „Wir wollen nie klagen, nie unsere Haltung als Akademiker preisgeben, keinen Augenblick unser Priestertum vergessen.' Glaubwürdiges, authentisches Christsein! Priester mit Feuer und Leidenschaft für Gott und die Menschen! Er ist ein Vorbild für uns alle.

Deshalb hoffen und beten wir zusammen mit unseren sorbischen Gemeinden, dass uns durch die baldige Seligsprechung des Priesters Aloys Andritzki ein Zeichen der Ermutigung gegeben wird. Wir brauchen Mut zum Aufbruch der Gemeinden in eine Epoche des Glaubens an einen Gott, der uns in Christus glühend liebt.

Viele von uns spüren längst, dass Gewohnheitschristentum niemanden beeindruckt. Immer wieder brauchen wir schwungvollen Neubeginn. Unsere Gemeinden sind dazu deshalb bestens geeignet, weil sie über viele Jahrzehnte gewohnt sind, gegen den Strom zu schwimmen. Weil das aber Kraft kostet, müssen wir uns gegenseitig stützen. Wir haben die Chance, miteinander den Glauben zu vertiefen. Familiengruppen, Bibelkreise und geistliche Gemeinschaften, Exerzitien und Bildungsabende, Gebetstreffen und Wallfahrten - eine beachtliche Vielfalt hat sich in unserem Bistum entwickelt. Niemand sollte meinen, er könnte die Herausforderungen des Glaubens allein bewältigen. Es geht nur miteinander und im Tiefgang. Der wunderbare Fischfang, zu dem Jesus den Simon ermutigte, obwohl er die ganze Nacht nichts gefangen hatte, gelingt nach dem gleichen Muster: „Fahr hinaus, wo das Wasser tief ist" (Lk 5,4). Ausdrücklich werden dann auch bewusst Jakobus und Johannes genannt, „die mit Simon zusammenarbeiteten" (Lk 5,10). Tiefgang und Zusammenarbeit - sonst wird nichts. Wie Simon Petrus wollen wir sagen: „Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Doch auf dein Wort hin..."

Dieses mutige „auf dein Wort hin" soll uns im Jahr 2010 bewegen, in die Tiefe zu gehen und die Netze gemeinsam auszuwerfen. Den großen „Fang" aber kann nur er schenken.

Das schenke uns der Dreifaltige Gott
der Vater + und der Sohn + und der Heilige Geist +. Amen.

Joachim Reinelt
Bischof von Dresden-Meißen



Das Fastenhirtenwort als pdf-Datei zum Herunterladen







Das Hirtenwort 2010 auf Sorbisch:

 

Pastyrske słowo k 1. póstnej njedźeli 2010


Lube sotry a lubi batřa,

wuznamni wuměłcy wšěch lětstotkow křesćanstwa su zamóhli Jězu Chrysta w swojich twórbach wulkotnje a wuraznje předstajić. Přeco zaso pak su někotři mjenje wuznamni wuměłcy wobraz wo Jězusu rozšěrjeli, kotry� bě wostudły, bjezmócny, njemu�ny, słódki a ničo njewuprajacy. Słowo Bo�e pokazuje nam druheho Jězusa: Mu�a wohenja, horliwosće, zahoritosće, bojownisku naturu. Wón je prajił: „Sym přišoł woheń na zemju ćisnyć a što chcu druhe, hač zo by so palił" (Lk 12,49). Tohodla spóznachu připosłucharjo w synagoze w Kafarnaumje jeho jako wučerja „z połnomocu a sylnosću (Lk 4,36). Cyłe swjate sćenje njedowola nam wobraz wo Jězusu, kotry� jeho jako blědeho, swětacuzeho młodźenca předstaja, kotry� před wu�adanjemi čłowječeho byća cofa. Ně, wón je so će�kim prašenjam runje tak stajił ka� ćerpjenju chorych. Wón je so krutosći pusćiny runje tak wustajił ka� strapacam pućowaceho wučerja. Wón je prózdnu liwkosć, kotru� druhdy „lubeho měra dla" hajimy, wotpokazał a jasnje wuznał: „Njemyslće sej, zo sym ja přišoł, tónle (znihły) pokoj na zemju přinjesć! Njejsym přišoł, pokoj přinjesć, ale mječ" (Mt 10,34). Pola njeho dźe wo mječ sprawnosće a jasnosće, nic wo tunje připodobnjenje a zamućenje. Jeho bójska lubosć je cunja, ale te� wótra. Kak by hewak rjec móhł: „Štó� njenjese swój kři� a njeńdźe za mnu, tón njemó�e mój wučomnik być" (Lk 14,27). Wón njewustupuje jeno� přećiwo mócnej frakciji farizejow, ale koriguje te� hnydom wuskomyslnosć swojich wučomnikow, kotři� chcychu cuzemu zadźěwać, zo dźiwy čini. „Njewobarajće jemu! Štó� mjenujcy njeje přećiwo wam, je za was" (Lk 9,50).

Cyły ewangelij pokazuje nam přeco zaso tutoho horliweho, z cyłej dušu so horjaceho Jězusa.

Tohodla ma křesćan witalny, za wěrnosć zahorjeny a z lubosću so horjacy być. Hi�o natursce smy wšemu blědemu a njeprofilowanemu wotchileni, „hdy� njewěš, na čim sy ...". Kak derje skutkuje na nas něchtó, ki� so cyle jasnje wuznawa. Kwalita křesćana sej �ada, zo je spóznajomny, tak zo druhi „wě, na čim je". Wón je Chrystusej bliski! To njetrjebamy tola zatajeć. Njebojće so! Naši rowjenkojo trjebaja wohniweho, horliweho a zahorjeneho křesćana, a �anoho bojazliwca.

Jedyn, ki� je tónle woheń Chrystowy w sebi měł, bě młodźinski dušepastyr a martrarski měšnik z našeho biskopstwa, Serb Alojs Andricki. Wón je swojej młodźinje w duchownje wuskomyslnym nacistiskim času zahorjeny rjekł: „Hdy� so časy zaso znormalizuja, potom chcu Bo�e kralestwo ka� lětar do wšěch kóncow swěta njesć." Jeho elan ani njewusakny, jako jeho nacistiscy złóstnicy do Dachauskeho kaceta tyknychu. Wottam napisa wón 8. februara 1942: „Hdy� pak njemó�emy nětkole runje jako syjer skutkować, tak chcemy tola znajmjeńša symješko być, zo bychmy w času �njow bohate płody přinjesli. Tak smy wšón čas na kó�dym městnje kmani, Knjezej a jeho cyrkwi słu�ić ... Bohu dźak!" To je sylnosć a połnomóc so horjaceho křesćana wosrjedź hele kaceta!

Sobujaty měšnik pater Maurus Münch pisa, zo chcyše Alojs sobubratrow w měšniskim bloku přeco zaso pozbudźeć: „Wón bě wuběrny ćěłozwučowar. Wón bě�eše po rukomaj do lěharnje. Z někotrymi saltami šwikny so lochce na swój słomjak w třećej eta�i ło�ow. Na silwesterskim swjedźenju w měšniskim bloku bě Alojs ze swojimi akrobatiskimi wukonami clou wječora ..." - a to njehladajo hłodowych racijow a najćešeho dźěła. Wón njelubowaše mjechkliwosć. Citat tuhoto młodeho měšnika: „Jeli słu�ownik na mjechko polstrowanym křesle sedźi, zabudźe wón, zo je słu�ownik."

Swoje wuměłske kmanosće je Alojs Andricki po mocyrubjacym nućenskim dźěle za wuhotowanje nuzoweje kapałki w měšniskim bloku nało�ił. Z kistowych deskow natwari so wołtar, a z blacha marmeladowych bowow stwori wón za tabernaklowej durčce modlacej so jandźelej. Najwjetša česćownosć před Najswjećišim a lubosć k sobubratram charakterizowaše tutoho mu�a Bo�eho. Jedyn z wjerškow jeho lubosće k blišemu bě, zo woteda swoju chlěbowu raciju choremu měšnikej. To woznamjenješe w tutej hłodowej situaciji ničo mjenje hač zwólniwosć, �iwjenje za swojeho bratra podać.

Wot spočatka je wón w hrózbnym zajeću Dachauskeje hele zmu�iće a mócnje jako křesćan �iwy był. Z benediktinskim patrom Maurusom z Triera staj sej wzajomnje slubiłoj: „Nochcemoj �enje skor�ić, �enje swoje akademiske kubłanje zaprěć, �adyn wokomik swoje měšnistwo zapomnić." Wěryhódny, awtentiski to křesćan! Měšnik z wohenjom a zahoritosću za Boha a za ludźi! Wón je přikład za nas wšěch.

Tohodla nadźijamy so a modlimy so zhromadnje z našimi serbskimi wosadami, zo by so nam z bórzomnym zbó�noprajenjom měšnika Alojsa Andrickeho znamjo pozbudźenja dało. Trjebamy zmu�itosć k rozmachej wosadow do doby wěry do Boha, kotry� nas w Chrystusu horco lubuje.

Mnozy z nas začuwaja dawno, zo křesćanstwo ze zwučenosće nikoho njejima. Přeco zaso dyrbimy z elanom znowa započeć. Naše wosady hodźa so k tomu najlěpje, dokel� su přez wjele lětdźesatkow zwučene, přećiwo prudej płuwać. Dokel� pak sej to mocy �ada, dyrbimy so wzajomnje podpěrać. Mamy šansu, zhromadnje wěru skrućić. Swójbne skupiny, bibliske kru�ki a duchowne zhromadnosće, eksercicije a kubłanske wječorki, modlerske zetkanja a putnikowanja - nahladna mnohotnosć je so w našim biskopstwje wuwiła. Nichtó njeměł měnić, zo móhł wu�adanja wěry sam zmištrować. To zamó�eš jeno� zhromadnje a ze zanurjenjom. Wulkotny popad rybow, ke kotremu� je Jězus Symana pozbudźił, hačrunje� njebě cyłu nóc ničo popadnył, poradźi so po samsnym mustrje: „Wujědź na hłubinu" (Lk 5,4). Wuraznje so potom Jakub a Jan mjenujetaj, „kotraj� běštaj Symanowaj towaršej" (Lk 5,10). Zanurić so a zhromadnje jednać - hewak ničo njebudźe. Ka� Syman Pětr chcemy rjec: „Mištrje, cyłu nóc smy so napinali a ničo njepopadli. Na twoje słowo pak ..." (Lk 5,5)

Tute zmu�ite „na twoje słowo pak" njech nas w lěće 2010 pohonja, zo dźemy do hłubokosće a zo syće  zhromadnje  wućisnjemy. Wulki „popad" pak zamó�e jeno� wón spo�čić.

To spo�č nam Trojjenički Bóh

Wótc + a Syn + a Duch Swjaty +.    Amen.

Drje�dźany, 21. februara 2010

Joachim Reinelt
Biskop Drje�dźansko-Mišnjanski


Das Fastenhirtenwort auf Sorbisch als pdf-Datei herunterladen...

 



Zurück Impressum