Ein Leben an der Schnittstelle von Politik und Kirche:

Prälat Dieter Grande feiert seinen 80. Geburtstag

Prälat Dieter Grande

Dresden, 19.02.2010 (KPI): Unermüdlich und präzise arbeiten, und das bis an die Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit - das gehört einfach zu Prälat Dieter Grande. Am 24. Februar wird er 80 Jahre alt.

Die vielfältigen Aufgaben, die er in seinem bewegten Leben innehatte, lassen sich kaum zusammenfassen. Meist gehörten dazu Jugendarbeit, jede Menge Papier, eine gute Portion diplomatisches Geschick und seine Liebe zur Musik. Wohl nicht zuletzt dank dieser ist er innerlich jung geblieben. Mit seiner Begeisterung für gesungenes und mit Instrumenten dargebrachtes Gotteslob steckte er Jugendliche an. So gründete er vor vielen Jahren verschiedene Arbeitsgemeinschaften, aus denen dann als profilierteste Gruppen "Gospeltrain" (Band mit Chor) und das Kabarett "Die Dekana(h)tlosen" entstanden. Mit der nachfolgenden Generation führte er beim Katholikentreffen 1987 das Musical "Noah unterm Regenbogen" auf, das in der Erinnerung vieler Katholiken untrennbar mit jenem außerordentlichen Ereignis verbunden ist. Seine vielfältigen musikalischen Ambitionen würdigte am 18. November 2006 die Arbeitsgemeinschaft Junge Musik (AGJM) im Bistum Dresden-Meißen zum 50-jährigen Bestehen der vom damaligen Kaplan Dieter Grande initiierten Jugendmusikarbeit mit der Verleihung des nach ihm benannten "Grande-Prix".

1930 in Waldenburg (Schlesien) geboren, kam Dieter Grande auf Umwegen am Ende des Zweiten Weltkrieges nach Nordenham bei Oldenburg. Dort legte er sein Abitur ab und begann im Jahr 1950 mit dem Theologiestudium in Münster/Westf. Nebenbei engagierte er sich in der Jugendarbeit und fand sogar Zeit, sechs Veröffentlichungen für verschiedene Bereiche der Jugendarbeit herauszugeben. Auf eine Anfrage des Berliner Bischofs erklärte er sich bereit, in die damalige DDR überzusiedeln, um dort in der Seelsorge tätig zu werden. So schloss er in Erfurt Ende 1954 sein Theologiestudium ab und wurde am 18. Dezember 1955 in Neuzelle zum Priester geweiht.

Als Kaplan in Chemnitz (damals Karl-Marx-Stadt), St. Johann Nepomuk, und in Leipzig-Gohlis, St. Georg, waren Religionsunterricht und Jugendarbeit seine Hauptschwerpunkte. Diese setzten sich fort als Dekanats- und schließlich als Diözesanjugendseelsorger in Dresden (1963-1969). Schnell kamen weitere diözesane Aufgaben hinzu: So arbeitete Grande in der Bistums-Synode mit - bevor er im Mai 1969 deren Sekretär wurde, war er schon Mitglied der Pastoral-Kommission - und später in der Pastoralsynode, hier zunächst als Leiter der Zentralen Arbeitsstelle und dann als Sekretär dieser Synode (1972-1975). Anschließend kehrte er in die Pfarrseelsorge zurück und wurde Pfarrer in Leipzig-Gohlis (1976-1982), ab 1978 aber zusätzlich mit Aufgaben der Päpstlichen Kommission "Justitia et Pax" betraut (bis 1991). Danach (1982) wurde er zum Diözesancaritasdirektor berufen, 1986 dann Dompfarrer in Dresden.

Am 1. September 1988 erfolgte seine Ernennung zum Pressesprecher der Berliner Bischofskonferenz. "Mit Beginn des �Runden Tisches� in Berlin war ich, zusammen mit dem Beauftragten des Bundes der evangelischen Kirchen... für die dortige Medienarbeit und später dann für die Feststellung der Beratungsergebnisse verantwortlich", schreibt Grande in seinem Lebenslauf. Als Vertreter der Berliner Bischofskonferenz nahm er auch am neugebildeten Fernsehrat teil.

Ende 1990 berief ihn Bischof Joachim Reinelt als Pressebeauftragten zurück ins Bistum Dresden-Meißen. Anfang 1992 (bis 1995) wurde Grande Leiter des Katholischen Büros Sachsen und zusätzlich mit der Aufarbeitung und Überprüfung der Stasikontakte von Priestern und Laien im Bistum beauftragt. Diese Tätigkeit wurde ein Jahr später ausgeweitet auf die gesamte Region Ost der Deutschen Bischofskonferenz. Zeitgleich mit seiner Entpflichtung von den Aufgaben im Katholischen Büro Sachsen wurde er zum Rektor des Caritasverbandes für das Bistum Dresden-Meißen ernannt. Im Februar 1998 schloss die "Arbeitsgruppe zur Aufarbeitung der Tätigkeit staatlicher und politischer Organisationen/MfS gegenüber der katholischen Kirche" ihre Aufgaben mit der Veröffentlichung ihrer Ergebnisse ab.

Und auch dann wurde es Dieter Grande, seit Oktober 1989 "Päpstlicher Ehrenprälat", nicht langweilig: Unzählige Notenblätter und Manuskripte gab und gibt es zu sichten und zu archivieren, und er ist nach wie vor gefragt als Referent, vor allem als Fachmann in Bezug auf die Aufarbeitung der Kontakte von DDR-Staatsorganen (MfS) zur katholischen Kirche.

Die Vielfalt seiner Tätigkeiten brachte Dieter Grande im Laufe seines Lebens auch manche gesundheitliche Einschränkung - das Langsamtun fällt ihm dennoch schwer.



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