Ehemaliges Pfarrhaus wird zur Begegnungsstätte

Deutsch-tschechisches Projekt zur Sanierung des Pilgerhäusls in Zittau/Hirschfelde

Das Pilgerhäusl in Hirschfelde, einem Ortsteil von Zittau.

Das Pilgerhäusl in Hirschfelde, einem Ortsteil von Zittau, vor der Sanierung.

Zittau/Hirschfelde, 06.07.10: Das Pilgerhäusl in Hirschfelde wird ab 2013 gleichermaßen eine Herberge, ein Beispiel für denkmalgerechte und ökologische Sanierung von Umgebindehäusern und eine Begegnungsstätte sein. Für die Erneuerung des einstigen katholischen Pfarrhauses in dem jetzigen Ortsteil von Zittau wurde am Donnerstag (1. Juli 2010) feierlich der Grundstein gelegt. 

Das seit fast 20 Jahren leer stehende Umgebindehaus mit Ursprüngen um 1500, das im 18. und 19. Jahrhundert seine heutige Gestalt erhielt, wird in deutsch-tschechischer Gemeinschaftsarbeit saniert und umgestaltet. Über das deutsch-tschechische Programm Ziel 3/Cíl 3 fördert die EU das Vorhaben mit 394.000 EUR.

Als symbolischen Grundstein brachten Vertreter des Landkreises Görlitz, des tschechischen Kreises Liberec und des Vereins Pilgerhäusl e. V. einen Kupferbehälter mit der Inschrift „Wer immer in guter Absicht diese Schwelle betritt, er sei uns willkommen" in deutscher, tschechischer und polnischer Sprache in eine Vertiefung hinter der Haustür ein. Er wird unter einer Glasplatte sichtbar bleiben. 

Das grenznahe Praxisobjekt ist Teil eines umfassenden deutsch-tschechischen Förderprojektes, dessen Umsetzung zugleich am Donnerstag begann. Grenzübergreifend soll es die Menschen im Umgebindeland weiter für den Kulturwert der Umgebindehäuser sensibilisieren und ihnen Wissen zu deren Erhalt vermitteln. Neben dem Pilgerhäusl als lebendige Baustelle sind z. B. populärwissenschaftliche Publikationen und Praxisseminare vorgesehen. 

Rund 40 Teilnehmer aus beiden Ländern und verschiedenen Lebensbreichen, die an der Hausanierung mitwirken werden, nahmen die Grundsteinlegung vor. Unter dem Motto „Wir für das Pilgerhäusl" besiegelten sie mit ihren Unterschriften auf zwei Urkunden das Gemeinschaftswerk. Eine wurde in die kupferne Zeitkapsel eingebracht, in die außerdem Dokumente zum Förderprojekt sowie deutsche und tschechische Tageszeitungen und Münzen gelegt wurden. Die zweite Urkunde wird im fertig gestellten Haus zu sehen sein.

Mit traditionellen Hammerschlägen und Sprüchen wünschten Jeannette Gosteli vom Landkreis Görlitz, Vit Přikaski, stellvertretender Regionspräsident vom Kraj Liberec und Michael Dittrich, Vorsitzender des Pilgerhäusl-Vereins als Vertreter der Projektpartner dem Vorhaben und allen Beteiligten gutes Gelingen. Michael Dittrich als Pfarrer der katholischen Gemeinde und der ev.-lutherische Pfarrer Andreas Guder segneten gemeinsam das Haus und das Bauprojekt.

Jeannette Gosteli, Leiterin der Geschäftsstelle Umgebindeland, hob die große Bereitschaft vieler Menschen hervor, am neuen Gemeinschaftswerk mitzuwirken. „Ehrenamtliche Helfer aus Hirschfelde wollen 3.000 freiwillige Arbeitsstunden leisten. Auch im Umgebindeland aktive Vereinigungen wie die Stiftung Umgebindehaus, der Sächsische Verein für Volksbauweise und der Fachring Umgebindehaus werden sich engagieren. Die tschechischen Partner wollen den Umbau insbesondere zum fachlichen Erfahrungsaustausch nutzen." Das Pilgerhäusl werde zeigen, wie historischer Gebäude fachgerecht und zukunftsfähig bewahrt werden können. So solle es als erstes Umgebindehaus der neuen Energiesparverordnung von 2009 entsprechen, informierte Jeannette Gosteli. 

In der Bauphase bis 2013 finden im Pilgerhäusl regelmäßig Führungen und Seminare statt. Nach der Eröffnung werden mit ihm die Themen „Pilgern", „Umgebindehaus" und „Bilden, Informieren, Begegnen" verbunden sein. Als künftige Pilgerherberge liegt das Gebäude direkt am Zittauer Jakobsweg. Dieser hatte 2006 die Lücke im Netz der Jakobswege zwischen Görlitz und Prag geschlossen. Wer sich für die Umgebindebauweise interessiert, der wird am und im Haus vorbildliche Sanierungslösungen kennenlernen können. Als Stätte der Begegnung und Gemeinschaftsbildung wiederum will sich das Pilgerhäusl vor allem den Bewohnern im Umland öffnen.


Mehr Fotos vom Projektstart - hier klicken...



Zurück Impressum