Zu Fuß von Zittau nach Prag? 

Fünf Pfarrer pilgerten gemeinsam auf dem Zittauer Jakobsweg

Pilger

Dresden, 14.07.2010: Gemeinsa
m als Pilger unterwegs sein - diese Erfahrung suchen heutzutage immer mehr Menschen. Fünf Priester des Bistums Dresden-Meißen machten sich zu Beginn der Sommerferien miteinander auf den Weg, darunter Bistumsjugendpfarrer Ralph Kochinka. Er berichtet von einigen Erlebnissen und Eindrücken zwischen Zittau und Prag:


"Wir - das sind die Pfarrer Markus Dieringer, Thomas Hajek, Marcus Hoffmann, Bertram Wolf und ich - hatten viele Gebetsanliegen im Gepäck, als wir uns auf den Weg machten zu unserer Pilgerschaft. Dabei wählten wir bewusst den noch weniger bekannten und seltener begangenen Zittauer Jakobsweg nach Prag aus, der zum größten Teil durch unsere Nachbardiözese Leitmeritz führt.

Start war am Sonntag, den 4. Juli in der Kirche in Leutersdorf. Von dort aus gingen wir nach Zittau, wo uns Dekan Michael Dittrich, der die Wiederbelebung dieses uralten Pilgerweges maßgeblich gefördert hat, die erste Herberge bot.

Hospitalkirche St. Jakob in Zittau

An der Hospitalkirche St. Jakob in Zittau - rechts am Laternenmast das Zeichen für den Jakobsweg

Die erste eigentliche Etappe des Jakobsweges führte dann nach Kry�tofovo Udoli (Christophsgrund). Mitten in den Ausläufern des Jeschkenkammes gab es viele Höhenmeter zu überwinden. Damit wir nicht zu sehr schwitzen mussten, war es am nächsten Morgen kühl und fing gegen Mittag sogar an zu regnen. Doch gerade rechtzeitig kamen wir zu einem Bushäuschen, in dem wir Pause machen und den täglichen Geistlichen Impuls halten konnten - abwechselnd war jeder von uns an einem Tag dafür verantwortlich, einen geistlichen Impuls für den Weg zu gestalten.

Im Zielort dieses Tages, in Česk� Dub (Böhmisch Eicha) konnten wir erste alte Spuren einer Klosteranlage der Johanniter, die in früheren Zeiten dem Schutz und der Versorgung der Pilger diente, bewundern. Sogar die heilige Zdislava hat hier einst Kranke gepflegt.

Am dritten Pilgertag kamen wir an der Kirche des heiligen Jakobus in Letařovice vorbei, die wegen ihrer Deckenmalereien zum Leben dieses Heiligen berühmt ist. Wie so viele Kirchen war sie leider geschlossen.

Ein Umweg kann auch ein Glücksfall sein

In der größten Hitze des Tages verliefen wir uns dann auch noch. Zweimal schlugen wir einen falschen Weg ein und mussten umkehren. Kurz vor 12 Uhr erreichten wir in einem Dorf einen Lebensmittelladen, in dem wir uns kurz vor dessen Mittagspause noch etwas zu essen und zu trinken kaufen konnten. Was für eine Wohltat! Erst im nächsten Ort bemerkten wir, dass die Markierung uns anders geführt hätte - aber da hätten wir die erfrischende und stärkende Pause nicht machen können! Umwege sind also doch manchmal Fügung...

Rast

Wohlverdiente Rast vorm Lebensmittelladen...

Am Nachmittag kamen wir in Mnichovo Hradi�tě (Münchengrätz) an. Der Pfarrer, gerade mal eine Woche dort, nahm uns herzlich auf. Als Nachtquartier für Pilger wie uns gibt es dort die Winterkapelle: In dem Raum, in dem im Winter die Gemeinde ihre Gottesdienste feiert, standen nun einfache Liegen, so dass wir im Blickfeld von Kruzifix und Muttergottes gut schlafen konnten.

Am nächsten Tag machte uns die Hitze schon sehr zu schaffen - Kühlung verschaffte uns jedoch ein Sprung in die Iser, an der wir entlangliefen. Kurz nach 18 Uhr erreichten wir die Pfarrkirche von Mlad� Boleslav (Jung-Bunzlau). Die Messe hatte gerade angefangen, so dass wir sie noch mitfeiern konnten. Hinterher begrüßte uns der Pfarrer und nahm uns im barocken Pfarrhaus herzlich auf. Am Abend saßen wir noch bei Böhmischem Bier zusammen und tauschten uns über die Situation der Pfarreien aus, was für ihn wie für uns sehr interessant war.

Rast in Mohelnice

Rast vor der Kirche in Mohelnice

Am Freitag, dem letzten gemeinsamen Tag, kamen wir bis Ben�tky. Wir waren dankbar für jede Wegstrecke durch den Wald, auch wenn uns da Mücken und Zecken zu schaffen machten. Insgesamt haben wir 141 km zu Fuß zurückgelegt - glücklicherweise kannte ich so manche Mühe und Beschwernis nicht im Vorhinein, sonst hätte ich mich vielleicht davon abschrecken lassen.

Von Ben�tky aus sind es noch 50 km bis Prag. Das haben wir dann nicht mehr gemeinsam geschafft, weil zwei von uns zu Gottesdiensten zurück nach Hause fahren mussten. Die anderen drei gingen noch einen Tag lang weiter...

... und was hat das "gebracht"?!

Zurückblickend auf diese Tage des Pilgerns bin ich überzeugt, dass es sich gelohnt hat, an jedem Morgen gegen die inneren Widerstände anzukämpfen, um immer wieder neu aufzubrechen und weiterzugehen. Und dass es zwar anstrengend, aber durchaus hilfreich ist, zu Fuß - und damit wesentlich langsamer als mit dem Fahrrad oder dem Auto - unterwegs zu sein, weil ich so viel mehr von der Umgebung wahrnehme, in der ich mich gerade befinde. Ganz neu wurde mir in diesen Tagen bewusst, wie wichtig es ist, gegenseitig aufeinander Rücksicht zu nehmen. Für diese Erfahrung bin ich sehr dankbar - ebenso wie für die unterwegs erfahrene Gastfreundschaft.

Es bleibt noch genügend Wegstrecke übrig - und der alte Jakobsweg geht ja von Prag weiter über Passau, durch die Schweiz nach Frankreich und Spanien. Ein kleines Stück ist gegangen und macht mir Lust auf mehr!"

Weitere Informationen zum Weg: www.zittauer-jakobsweg.de/



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