Juden und Christen laden ein zum "Weg der Erinnerung"

am 7. November in Dresden

Dresden, 03.11.2010 (KPI): "1934 - Die Kunst ist wieder deutsch" - unter diesem Thema laden die Katholische Dekanatsjugend Dresden, das Evangelische Stadtjugendpfarramt Dresden, die Jugend der Jüdischen Gemeinde Dresden, die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und die Aktion "Sühnezeichen - Friedensdienste" zum diesjährigen "Weg der Erinnerung" am kommenden Sonntag, dem 7. November, ein. Er beginnt um 11 Uhr an der Gedenktafel an der Kreuzkirche und ist traditionell als Fahrradtour gestaltet. Daher sollte jeder Teilnehmende ein Fahrrad mitbringen.

Mit der Brandstiftung in Synagogen, mit Überfällen und Massenverhaftungen jüdischer Einwohner am 9. und 10. November 1938 begann ein neuer Abschnitt der Verfolgung der Juden durch die Nationalsozialisten. Dieses Ereignis stellt eine Zäsur in der nationalsozialistischen Judenverfolgung dar, aber keinesfalls deren Beginn. Schon lange vor dem Pogrom wurden jüdische Menschen in ihrem Alltagsleben ausgegrenzt - und dies wurde von einer Mehrheit der Bürger in unserer Stadt mitgetragen und akzeptiert.

Auf dem "Weg der Erinnerung" werden am kommenden Sonntag Orte der Kunst und Kultur in unserer Heimatstadt aufgesucht, die an die Ausgrenzung, Diffamierung und Verfolgung jüdischer und regimekritischer Künstler und Künstlerinnen erinnern:

-    Mit zwei Stationen am Schauspielhaus wird an die Entlassung des Direktors der Schauspielmusik Arthur Chitz am 7. April 1933 und an die Reichstheaterfestwoche 27. Mai bis 3. Juni 1934 erinnert.

-    Am Wettiner Platz wurden am 8. März 1933 Bücher verbrannt; hier wird auch an die anschließende "Säuberung" der öffentlichen Bibliotheken erinnert.

-    Die Oper entließ am 7. März 1933 den Generalmusikdirektor Fritz Busch.

-    An der Hochschule für Bildende Künste arbeiteten jüdische Künstler und Dozenten.

-    Das Rathaus zeigte die Ausstellung "Entartete Kunst", die am 23. September 1933 eröffnet wurde.

-    In der Neuen Synagoge findet der Abschluss des "Weges der Erinnerung" statt.

"Dresden rühmt sich, eine Kulturstadt zu sein, in Vergangenheit und Gegenwart. An herausragenden Orten dieser Stadt und den damit verbundenen  Ereignissen wird deutlich werden, wie schnell nach der Machtübernahme renommierte Stätten der Kunst und Kultur in Dresden von den Nazis "gereinigt" und gleichgeschaltet wurden, weil den Nationalsozialisten die politische Funktion der Kunst sehr bewusst war. Aber es wird auch deutlich werden, dass Bildung und Kultur nicht automatisch vor Angst, Anpassung, Blindheit  und Unmenschlichkeit schützen", hebt Franziska Mellentin, Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, in der Einladung hervor.

Es besteht die Möglichkeit, um 10 Uhr den Gottesdienst in der Kreuzkirche zu besuchen, der thematisch auf den Weg der Erinnerung ausgerichtet ist.



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