Ein Jahrtausend-Ereignis für das Bistum Dresden-Meißen

Alles Wissenswerte zur Seligsprechung von Alojs Andrizki

Seligsprechung am 13. Juni 2011

Seligsprechungsdatum: 13. Juni 2011


Dresden, 07.06.2011 (KPI): Am Pfingstmontag, 13. Juni 2011, wird in Dresden die Seligsprechung des sorbischen Kaplans Alojs Andritzki (1914-1943) gefeiert. Es ist die erste Seligsprechung in Sachsen seit der Heiligsprechung Bischof Bennos von Meißen im Jahr 1523.

Bischof Joachim Reinelt: „Unser zukünftiger Seliger Kaplan Alojs nimmt vor allem in seiner Bedeutung für junge Menschen eine besondere Stellung ein. Andritzki hatte als Jugendseelsorger die Nationalsozialisten scharf kritisiert und kam dafür in das KZ Dachau, wo er ermordet wurde. Sein Leben kann heute noch als Vorbild gerade für junge Menschen dienen, was Standhaftigkeit gegenüber Ungerechtigkeit und falschen Ideologien angeht. Für die sorbischen Gläubigen unserer Region besitzt Kaplan Andritzki verständlicherweise noch einmal eine ganz besondere Bedeutung. Immerhin war er praktisch ‚einer von ihnen’. Es ist daher kein Wunder, dass gerade in der sorbischen Region besonders für die Seligsprechung Alojs Andritzkis gebetet wurde. Ich würde mir wünschen, dass mit der Seligsprechung alle Christen in Sachsen neues Selbstvertrauen und einen Begeisterungsschub erhalten, den eigenen Glauben bewusster wahrzunehmen und auch andere damit anzustecken.“


Viele Bischöfe und zwei Kardinäle kommen zur Seligsprechung


Für die Feierlichkeiten haben bislang 14 Bischöfe und ein Abt ihre Teilnahme zugesagt. Hauptzelebrant der Messe wird Angelo Kardinal Amato (Rom) sein. Innerhalb der römischen Kurie leitet Kardinal Amato – der übrigens gut deutsch spricht – als Präfekt die Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse. Im Seligsprechungsverfahren für Alojs Andritzki hat Kardinal Amato daher maßgeblich mitgewirkt. An seiner Seite werden Bischof Joachim Reinelt als Ortsbischof des Bistums Dresden-Meißen und Erzbischof Jean-Claude Périsset (Berlin) konzelebrieren. Die Predigt hält Bischof Reinelt. Erzbischof Périsset, seines Zeichens Apostolischer Nuntius, vertritt als päpstlicher Botschafter auf diplomatischer Ebene den Heiligen Stuhl in der Bundesrepublik Deutschland.


Daneben nehmen an der Messe teil:

-          Georg Weinhold, emeritierter Weihbischof des Bistums Dresden-Meißen

-          Pfarrer Stephan Delan, Radibor

Aus den Nachbardiözesen:

-          Joachim Wanke, Bischof von Erfurt

-          František Radkovský, Bischof von Pilsen/Plzeň (Tschechische Republik)

-          Jan Baxant, Bischof von Leitmeritz/Litoměřice (Tschechische Republik)

-          Stefan Cichy, Bischof von Liegnitz/Legnica (Polen)

Außerdem:

-          Miloslav Kardinal Vlk, emeritierter Erzbischof von Prag

-          Konrad Zdarsa, Bischof von Augsburg; gebürtiger Sachse, ehemaliger Priester und Generalvikar des Bistums Dresden-Meißen

-          Hubert Berenbrinker, Weihbischof des Erzbistums Paderborn; in Paderborn studierte Alojs Andritzki während seiner Priesterausbildung von 1934-1938 an der Philosophisch-Theologischen Akademie

-          Franz Dietl, Weihbischof des Erzbistums München und Freising

-          Heinrich Timmerevers, Weihbischof des Bistums Münster

-          Norbert Werbs, Weihbischof des Erzbistums Hamburg

-          Abt Barnabas Bögle, Benediktinerkloster Ettal / Mutterkloster des Sächsischen Benediktinerklosters Wechselburg

Gläubige beim Bennofest 2006 in Meißen.

Wie hier beim Bennofest 2006 in Meißen wollen sich die Gläubigen am Pfingstmontag 2011 in Dresden versammeln.



Mehr als 8.000 Besucher zum Jahrtausendereignis erwartet


Insgesamt rechnen die Verantwortlichen zu der Seligsprechungsfeier mit etwa 8.000 Gästen, die vor allem aus Sachsen und Ostthüringen sowie den Nachbarländern Polen und Tschechien anreisen werden. Aber auch Kolpingfamilien aus Bayern und Gäste aus anderen deutschen Regionen haben ihre Teilnahme angekündigt. Mit etwa 3.000 bis 4.000 Gläubigen werden vor allem die sorbischen Gemeinden große Abordnungen senden. Über 260 Ministranten in ihren Gewändern, mit Weihrauch und Kerzen, mindestens 78 sorbische Druschki in ihren Trachten und zahlreiche Fahnenträger werden ein farbenprächtiges Bild abgeben.

Ordensleute und hunderte Pfarrer und Kapläne werden in Priestergewändern die Messe mitfeiern. Unter den Ehrengästen aus dem politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Leben wird auch Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich sein, der im Ablauf der Messe eine Fürbitte auf sorbisch sprechen wird. Eine weitere Fürbitte wird mit Hanka Leider eine Großnichte Alojs Andritzkis übernehmen. Als Zeitzeuge wird auch Prälat Hermann Scheipers (97) an der Messe teilnehmen; Hermann Scheipers ist Priester des Bistums Dresden-Meißen und war als Pfarrer unter den Nationalsozialisten selbst im KZ Dachau inhaftiert, wo er auch auf Alojs Andritzki traf.


Sorben, Kolpingfamilien und Kapellknaben bei der Feier stark vertreten


Insgesamt sind zahlreiche Pfarreien, Gruppen und Kreise in die Gestaltung des Gottesdienstes eingebunden, die auch im Leben Andritzkis eine besondere Rolle spielten. So werden vier sorbische Osterreiter die Urnen Andritzkis und der beiden neben ihm im KZ Dachau ums Leben gekommenen Priester des Bistums Aloys Scholze und Bernhard Wensch auf die Altarinsel tragen. Mit Laura Wiener wird eine Vertreterin der Gemeinde Radibor in Druschka-Tracht eine Lesung auf sorbisch vortragen. Eine Fürbitte spricht als Vertreter der Kolpingfamilien, für die Andritzki als Präses tätig war, Andreas Reinelt. Eine weitere übernimmt Schwester Gabriela Hesse aus der Zisterzienserinnenabtei St. Marienstern. Das Kloster der Zisterzienserinnen in Panschwitz-Kuckau besitzt für alle Sorben eine besondere Bedeutung, zumal die Wallfahrtskirche Rosenthal dem Kloster gehört.


Die Dresdner Kapellknaben, für die Andritzki als Präfekt Verantwortung trug, gestalten die Messe musikalisch. Daneben werden ein Sorbischer Projektchor, Posaunenbläser aus Radeberg sowie eine Band zu hören sein.

Fahnenträger der Kolpingsfamilien.

Auch die Fahnenabordnungen der Kolpingsfamilien werden - wie hier zur Urnenprozession - in großer Zahl erwartet.


Der Ablauf des Tages


Am Morgen reisen die Gäste an und werden sich einzeln und in größeren Gruppen auf den Weg zur Kathedrale begeben. Etwa 300 Jugendliche aus dem gesamten Bistum, die bereits am Vortag im Rahmen einer Jugendwallfahrt in Dresden zusammenkommen, werden von ihrem Übernachtungsquartier im St. Benno-Gymnasium aus zunächst zu einem Morgengebet auf den Dresdner Elbwiese aufbrechen. Von hier aus ziehen sie gemeinsam zum Gottesdienst. Ab 10 Uhr werden die Besucher der Seligsprechungsfeier auf dem Schlossplatz vor der Kathedrale auf den Gottesdienst eingestimmt. Die Messe soll unter freiem Himmel stattfinden. Vor dem Hauptportal der Kathedrale wird dazu eine Altarbühne aufgebaut, in die die Eingangsstufen der Hofkirche integriert werden. Um 10.30 Uhr wird der Gottesdienst mit dem Einzug der Zelebranten feierlich eröffnet.


Für gehörlose Menschen wird eine Übersetzung des Ablaufs in Gebärdensprache angeboten. In den Seitenschiffen der Dresdner Kathedrale wird die Feier der Messe auf Großbildschirmen übertragen. Besonders Menschen, für die das Stehen auf dem Schlossplatz eine zu große Anstrengung wäre, haben hier die Möglichkeit zu sitzen.


Der eigentliche Seligsprechungsakt


Die Seligsprechung findet im ersten Teil der Messe bereits kurz nach der Eröffnung statt. Der Radiborer Pfarrer Stephan Delan wird dabei zunächst die Biographie des künftigen Seligen vorstellen. Anschließend wird Kardinal Amato das Apostolische Schreiben, in dem die Seligsprechung Alojs Andritzkis erklärt wird, im lateinischen Original verlesen. Anschließend wird der Bautzener Dekan Clemens Rehor den Text auf Sorbisch und der Dresdner Dompfarrer Klemens Ullmann den Text auf Deutsch vortragen. Unter dem Jubel der Gläubigen wird abschließend ein Bild des neuen Seligen enthüllt, das für diesen Gottesdienst über dem Hauptportal der Kathedrale angebracht ist. Bei der Seligsprechung wird auch der römische Advokat Andrea Ambrosi zugegen sein, der das Seligsprechungsverfahren im Vatikan im Auftrag des Bistums Dresden-Meißen begleitete. Für das Bistum selbst hatten Pfarrer Francois Reckinger, Elisabeth Sparing und Pfarrer Rudolf Kilank das Material über Alojs Andritzki zusammengetragen.


Im Anschluss an die Seligsprechung erklingt ein von Beno Budar (Text) und Alojs Hantuš (Melodie) eigens geschaffenes sorbisches Andritzki-Lied. Auch auf Deutsch wird zur Melodie des bekannten Gotteslobliedes „Das ist der Tag, den Gott gemacht“ ein neuer Andritzki-Text gesungen. Dazu tragen Kinder Symbole, die für Alojs stehen, zum Urnenschrein. Es folgt der traditionelle Ablauf der Heiligen Messe, die bis 12 Uhr dauern wird.


Ein neuer Schrein für die Urnen


Die Urnen der Dachauer KZ-Opfer Alojs Andritzki, Aloys Scholze und Bernhard Wensch werden in einem neu geschaffenen Schrein beigesetzt. Dieses in Form eines Kubus gehaltene Gefäß aus Holz und Metall wurde vom Bildhauer Andreas Kuhnlein (Unterwössen/Traunstein) geschaffen. Von Kuhnlein stammt auch die Figurengruppe „Befreiung“, die auf dem Altar des linken Seitenschiffs in der Kathedrale zu sehen ist. Die Figurengruppe erinnerte bislang bereits an fünf junge Polen sowie einen polnischen Ordensmann, die 1942/43 im Landgericht am Münchner Platz hingerichtet und 1999 seliggesprochen wurden. Auf diesen Altar wird zum Ende der Messe der Urnenschrein gebracht und hier seinen endgültigen Platz finden. Künstler Andreas Kuhnlein wird im Nachmittagsprogramm um 14 Uhr übrigens selbst eine Viertelstunde über sein Werk sprechen.


Gottesdienstübertragung im Fernsehen


Das MDR-Fernsehen zeigt ab 10 Uhr einen Beitrag unter dem Titel „Die Sorben. Ein Volk zwischen Widerstand und Anpassung“. Ab 10.30 Uhr bis 12 Uhr überträgt der Sender die Seligsprechungsfeier live aus Dresden.


Fest der Begegnung

Viele Angebote für alle Generationen wird es rund um die Seligsprechungsfeier geben.


Fest der Begegnung im Anschluss an die Seligsprechungsfeier


Im Anschluss an den Festgottesdienst ist ein großes Fest rings um die Kathedrale vorgesehen. Kurz nach dem Evangelischen Kirchentag haben alle Dresdner nun die Möglichkeit, sich auch vom katholischen Leben in Sachsen und Ost-Thüringen unkompliziert einen Eindruck zu verschaffen. An 60 Ständen und auf zwei Bühnen auf Schloss- und Theaterplatz werden sich Pfarreien, Vereine und Bewegungen vorstellen. Zu erleben sein werden unter anderem sorbische Tänze (Tanzgruppe Höflein), Akrobatik mit Clown Paolo, eine Kunstradvorführung (Alexander und Maximilian Lehmann aus Zwickau), der Gospelchor der Pfarrei Peter und Paul aus Zwönitz oder das Theaterstück „Mit dem Herzen -  Alojs Andritzki“ der Schauspielgruppe Jota aus der Pfarrei in Dresden-Löbtau.


Im Wirtschaftshof des Dresdner Schlosses ist die Videokunstinstallation „Andritzki. Bekenntnis“ zu erleben. Von 12 bis 15 Uhr wird hier auch die Künstlerin Sonja Toepfer (Wiesbaden) zum Gespräch vor Ort sein.


In der Kathedrale werden Kirchenführungen angeboten (13 Uhr), es gibt Orgelmusik (13.30 Uhr) und Vorträge (14 Uhr).


 

Einen Gesamtüberblick der Angebote zum Fest der Begegnung finden Sie - hier.

 

BITTE BEACHTEN SIE: Das gesamte Areal Schlossplatz, Augustusbrücke, Theaterplatz ist an diesem Tag für den öffentlichen und privaten Verkehr gesperrt.

 

Abschlussandacht in der Kathedrale

Mit einer Abschlussandacht um 15 Uhr in der Kathedrale endet der Festtag in Dresden. In dieser Abschlussandacht wird auch der 97-jährige Prälat und KZ-Überlebende Hermann Scheipers zu erleben sein.


Ein Festtag für die Sorben


Im gesamten Bistum Dresden-Meißen haben sich die Pfarreien und Gruppen auf den Festtag der Seligsprechung vorbereitet. In herausgehobener Form allerdings wird die Seligsprechung in der sorbischen Region gefeiert werden. So sind die sorbischen Gläubigen bereits am Freitag vor der Seligsprechung (10. Juni) zu einem besonderen Gottesdienst in den Bautzener Dom eingeladen. Am Sonnabend (11. Juni) folgt eine Heilige Messe am Cyrill-Methodius-Denkmal nahe Schmochtitz bei Bautzen. Die traditionsreiche Wallfahrt der Sorben am Pfingstmontag nach Rosenthal wird in diesem Jahr auf den Sonntag (12. Juni) vorgezogen.


Abschluss der Feierlichkeiten in Radibor


Ihren Abschluss finden die Feierlichkeiten zur Seligsprechung in Radibor, dem Geburtsort des künftigen Seligen, mit einem Festgottesdienst und großen Feierlichkeiten am Sonntag, 19. Juni.


Bürgermeister Vinzenz Baberschke: „Wir freuen uns auf viele Gäste und weisen darauf hin, dass an diesem Tage die gesamte Ortslage Radibor für den Durchgangsverkehr gesperrt ist. Ein Großparkplatz ist im Gewerbegebiet Schwarzadler eingerichtet. Von dort aus existiert ein Bus-Shuttle nach Radibor. Für Schwerbeschädigte gibt es die Möglichkeit, in der Ortslage Radibor Sonderparkplätze zu nutzen.“


MB

 

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