Unter Soldaten - Militärpfarrer Benno Kosmala ist Seelsorger in der General-Olbricht-Kaserne Leipzig

Der 48-jährige Pfarrer ist als Ansprechpartner und Repräsentant der Kirche ein fester Teil des Kasernenlebens

Der Militärpfarrer gehört zum Kasernenleben dazu.
Als Militärpfarrer ist Benno Kosmala ein fester Bestandteil der
General-Olbricht-Kaserne in Leipzig

Der Soldat am Haupttor der General-Olbricht-Kaserne in Leipzig mustert meinen Ausweis, dreht ihn um. Dann mustert er mich. Dann wieder meinen Ausweis. Die zwei Striche auf den Schulterklappen weisen ihn als Obergefreiten aus, sein Gesicht ist jung, aber ernst. „In Ordnung“, sagt er und gibt mir einen Besucherschein, mit dem ich die Kaserne betreten darf. Ich bin auf dem Weg zum katholischen Militärpfarrer Benno Kosmala, der die Soldaten dieser Kaserne, der Unteroffizierschule in Delitzsch und des Sanitätskommandos III in Weißenfels betreut.

Militärpfarrer war auch schon fünf Jahre Landpfarrer in Nicaragua

Viele Soldaten bekomme ich heute nicht zu sehen. Einige machen ihren LKW-Führerschein und werden in Blaumännern in die Technik der Fahrzeuge eingewiesen. Andere gehen in irgendeinem Auftrag von A nach B, wieder andere scheinen vor Fahrzeughallen auf den nächsten Auftrag zu warten. Auf dem weiten Gelände stehen etliche rote Backsteinbauten. Hinweisschilder führen mich zu einem unauffälligen Gebäude, an dem ein Schild auf die Militärseelsorge hinweist.

Dort treffe ich den 48-jährigen Militärpfarrer, der 1990 von Bischof Joachim Reinelt in Dresden zum Priester geweiht wurde. Er hat ein bewegtes Seelsorgerleben hinter sich. Unter anderem war er fünf Jahre als Landpfarrer in Nicaragua, einige Jahre Pfarrer in Leipzig und sogar ein Jahr in der ägyptischen Hauptstadt Kairo. „Und seit 2009 bin ich Militärpfarrer“, erzählt Kosmala. Er ist ein nüchterner, eleganter Typ, blond, gepflegter Bart, helle Hose, weißes Hemd mit Priesterkragen, Brille. Mein erster Eindruck: Ich stehe vor einem Mann, der schon viel gesehen und erlebt hat.

Ethikausbildung ist wichtig und soll keine zusätzliche Belastung sein

Da er drei Standorte betreut, ist er viel mit dem Auto unterwegs. „Da kommen pro Woche schon einige Kilometer zusammen“, erklärt er. Im Rahmen der Militärischen Grundausbildung muss jeder Soldat in ethischen Fragen unterrichtet werden – diese Aufgabe übernehmen Militärseelsorger wie Pfarrer Benno Kosmala. Zudem ist es für jeden Soldaten verpflichtend, regelmäßig an „Lebenskundlichen Unterrichten“ teilzunehmen. „Diese Unterrichte gebe ich hauptsächlich an der Unteroffizierschule“, teilt Kosmala mit. Die Soldaten erhielten eine körperlich und mental fordernde Ausbildung, erklärt mir der Pfarrer, sie würden in vielen Bereichen benotet und bewertet. „Da ist es gut und richtig, dass sie in der ethischen Ausbildung nicht auch noch bewertet werden“, sagt er und betont, dass seine Unterrichtsstunden für die Männer und Frauen keine zusätzliche Belastung darstellen sollen.

Im Auslandseinsatz war Pfarrer Kosmala noch nicht, das wird in den nächsten Monaten auch nicht der Fall sein. Seitens des Katholischen Militärbischofsamtes und der Bundeswehr gibt es besonders in den ersten beiden Dienstjahren umfangreiche Ausbildungen für die neueingestellten Militärseelsorger. Dazu gehören neben militärischen Grundkenntnissen vor allem psychosoziale Aspekte.

Pfarrer Benno Kosmala ist für seinen Soldaten erreichbar nicht nur am Telefon
Benno Kosmala ist für die Soldaten erreichbar.

Soldaten haben nur kurze Verweildauer an den Standorten

Ein Gemeindeleben komme in der Kaserne leider nicht auf, bedauert der erfahrene Pfarrer. An den Standorten Leipzig, Delitzsch und Weißenfels wird im Wechsel mit dem Evangelischen Militärpfarramt einmal wöchentlich eine Andacht angeboten. „Im Anschluss komme ich hin und wieder mit den Soldaten ins Gespräch“, so Kosmala. Die meisten Soldaten seien jedoch „Pendler“, fahren Freitag nach Hause und kommen Sonntag spät oder Montag früh erst aus ihrer Heimat zurück. Gerade an der Unteroffiziersschule in Delitzsch hätten die meisten Soldaten nur eine Verweildauer von wenigen Monaten. „Es kommt aber auch dort bisweilen zu überraschenden Begegnungen“, berichtet er lächelnd. „Vor einigen Wochen kam ein Soldat wegen einer Firmung auf mich zu.“ Kosmala erklärte ihm die Wege zu diesem Sakrament und ermunterte ihn, am Heimatstandort den Kontakt zu seinem dortigen Amtskollegen zu suchen.

Derartige Begegnungen seien nicht ganz so häufig, es gebe sie aber doch immer wieder. Neben unverzichtbarem Ethik-Unterricht und den regelmäßigen Andachten ist er also einfach da, als unabhängiger Gesprächspartner über „Gott und die Welt“ und für „den Fall der Fälle“, von dem jeder hofft, dass er niemals eintritt. Jeder Soldat weiß das. Der Obergefreite am Haupttor genauso wie alle seine Kameraden, die ihren Dienst ebenso gewissenhaft versehen.

Raum der Stille
Pfarrer Kosmala im "Raum der Stille" in der
General-Olbricht-Kaserne
in Leipzig. 

 

bm



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