Jung, dynamisch, gottverbunden: Mutter Philippa tritt ihr Amt als Äbtissin an

seit ihrem 14 Lebensjahr steht sie in enger Verbindung zum Kloster St. Marienstern

Mutter Maria Philippa Kraft.

Mutter Maria Philippa Kraft.

Panschwitz-Kuckau/Kamenz, 11.08.2011 (KPI): Freundlich und zurückhaltend, aber sicher und verbindlich: so begrüßte heute Mutter Maria Philippa Kraft Vertreter der Presse im Kloster St. Marienstern. Seit zwei Tagen ist sie neue Äbtissin des traditionsreichen Zisterzienserinnenklosters, das seit 1248 seinen Sitz in der sorbischen Oberlausitz hat. Am Sonntag, 18. September, wird sie im Rahmen einer Benediktionsfeier um 15 Uhr in der Klosterkirche feierlich die Äbtissinnen-Insignien Ring und Stab erhalten. Bischof Reinelt wird dem Festhochamt vorstehen und auch die Predigt halten, die Benediktion erteilt der Generalabt der Zisterzienser.

Mutter Philippa wurde im thüringischen Greiz geboren und wuchs ohne Geschwister in Elsterberg im sächsischen Vogtland auf. Die Mutter ist Katholikin, der Vater evangelisch getauft, aber als Kind mit seiner Familie aus der Kirche ausgetreten. "Bis heute kann er nicht an Gott glauben, auch wenn er sich sehr für die Dinge interessiert" sagt die junge Äbtissin. Sie selbst kommt mit 14 Jahren zum ersten Mal in Kontakt mit dem Kloster St. Marienstern. In der Schule hatte sie sich kurz zuvor geweigert, an der Jugendweihe teilzunehmen. Sie wollte katholisch gefirmt werden. „Darauf haben mir die Lehrer erklärt, dass es mit dem Abitur bei mir ja nun nichts werden würde.“


Mit 14 Jahren erstmals in Marienstern, kommt sie nie wieder davon los

Mit ihrer Großmutter nahm sie auf der Durchreise zu einer Ordensprofess in Tschechien Quartier in St. Marienstern nahe Kamenz. Damals, so erzählt sie, sei ihr zum ersten Mal der Gedanke gekommen, ins Kloster einzutreten. „Aber wie das bei Jugendlichen so ist, ich habe das für einen Spleen gehalten, der vorübergeht.“ Doch von nun an sollte der Faden zu den Zisterzienserinnen nicht mehr abreißen. Das war 1989, wenig später war die DDR am Ende.

Ihre neuen Lehrer rieten ihr, nun das Abitur abzulegen. „Aber Schule war nie mein Ding“, sagt sie. Manuela – so ihr bürgerlicher Vorname – wollte „was Handwerkliches machen.“ Im thüringischen Pößneck, einer Stadt mit langer Tradition in der Buchherstellung, schloss sie eine Lehre als Buchbinderin ab. „Allerdings in einem Großunternehmen“, erklärt sie. „Für die Arbeit mit unseren historischen Werken im Kloster hat mir das keinen richtigen Nutzen gebracht.“


Eine fesselnde Beziehung entsteht

Über die Jahre hinweg verwebt sich der zunächst dünne Faden zum Kloster St. Marienstern in regelmäßigen Besuchen, bei denen sie mit immer mehr Schwestern in Kontakt kommt, zu einem belastbaren Seil. „Ich war irgendwie gefesselt“, sagt die junge Frau mit dem freundlichen Lächeln und den flachen Brillengläsern. „Ich konnte es mir aber noch nicht so richtig vorstellen, ins Kloster einzutreten.“

Doch jedes Jahr kommt sie nun hierher, „als der Führerschein da war, noch öfter.“ Ein Jahr, bevor sie ihre Lehre beendet, meldet sie sich im Kloster an. 1994 kommt sie ganz nach Marienstern. Es folgt der traditionelle Aufnahmeprozess. Ein halbes Jahr lang ist sie Kandidatin, dann beginnt das mehrjährige Noviziat, die „Klosterausbildung“. Zwölf Monate absolutes Schweigen gehören für die Neulinge zu dieser Zeit noch zum Pflichtprogramm. Nur mit drei ihrer Mitschwestern darf sie damals sprechen. Der Kontakt nach außen wird völlig unterbrochen. „Das war nicht so einfach“, sagt Philippa. Bis sie 1999 ihre ewige Profess ablegt, gibt es öfter Momente des Zweifelns. Doch in diesen Augenblicken wünscht sie sich nur umso intensiver, endlich ganz zum Kloster dazuzugehören. „Um mich gebunden zu fühlen.“

Stabwechsel hinter Klostermauern: Mutter Philippa Kraft und Altäbtissin Benedicta Waurick.

Stabwechsel hinter Klostermauern: Mutter Philippa Kraft und Altäbtissin Benedicta Waurick.

In der barocken Abtei nahm sie seither eine Vielzahl an Aufgaben war. Sie bewirtete die Gäste, arbeitete sich in Computertechnik ein, beschäftigte sich mit der Erneuerung liturgischer Bücher. Als Mutter Benedicta Waurick (73) nach knapp 25 Jahren an der Spitze der Abtei zurücktrat, wurde sie jetzt aus dem Kreis der 18 Zisterzienserinnen zur neuen Äbtissin gewählt.

Ein Programm für ihr neues Amt hat sie noch nicht ausgearbeitet. Aber eines ist ihr wichtig: „Ich lege Wert darauf, dass eine liebevolle, friedvolle Atmosphäre herrscht“, sagt sie. „Und das sowohl unter den Schwestern, als auch in Beziehung zu den zahlreichen Angestellten, die im Kloster ihren Dienst tun.“

Das Kloster steht gut da

Sorgen um das Kloster muss sich die 36-jährige momentan keine machen. „Das Kloster steht wirtschaftlich solide da“, sagt sie. Der Konvent hat eine ausgeglichene Altersstruktur, 27 Jahre ist die jüngste Schwester, insgesamt vier Schwestern sind jünger als 36 Jahre. „Natürlich könnten wir noch so zehn Leute gebrauchen, aber vielleicht nicht alle auf einmal“, meint Mutter Philippa mit einem Schmunzeln. So drückt auch ihr Wahlspruch, entnommen aus dem 2. Timotheusbrief, Entschlossenheit aus: „Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Liebe, der Kraft und der Besonnenheit.“

Nur mit der sorbischen Sprache, da wird die junge Äbtissin noch etwas üben müssen. Schließlich besitzt das traditionsreiche Kloster für die sorbischen Katholiken eine besondere Bedeutung. Aber immerhin sprechen ja noch drei Schwestern – darunter die Altäbtissin – Sorbisch. Ein kleiner Sprachkurs vor Ort wäre also auf jeden Fall möglich.

Michael Baudisch



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