Ehemaliger KZ-Häftling Hermann Scheipers
traf Papst Benedikt XVI. in Erfurt

 

Prälat Scheipers

Prälat Hermann Scheipers begegnet ...
Papst Benedikt

... Papst Benedikt XVI. in Erfurt.


Ebenso wie viele Priester und Bischöfe war auch Prälat Hermann Scheipers am vergangenen Sonnabend bei der Heiligen Messe mit Papst Benedikt XVI. dabei. Der 98-jährige Priester des Bistums Dresden-Meißen stammt aus Ochtrup/Westfalen, wo er auch heute wieder lebt. Er ist der letzte noch lebende deutsche Priester, der die Inhaftierung im Konzentrationslager Dachau überstand. Wir dokumentieren den Bericht seines Begleiters Hermann-Josef Pape über die Begegnung von Prälat Scheipers mit Papst Benedikt XVI.:

Erfurt / Ochtrup: Es ist die Sicherheitszone 1 auf dem Erfurter Domplatz. Das Papamobil fährt nach der Messe zur Sakristei hinter der Altarinsel. Auch wenn das alles in direkter Nähe geschah. Sicherheitsbeamte kennen keine Ausnahme. Auch die Bischöfe müssen auf ihren Plätzen bleiben. Benno Hörst fasst sich jedoch ein Herz, fährt mit dem wegen des langen Anmarschweges im Rollstuhl sitzenden Prälaten Hermann Scheipers in Richtung Sakristei. Und plötzlich sieht er sich an der Spitze der nachfolgenden Bischofe aus dem selben Besucherblock (V1 unmittelbar vor dem Papstaltar). Vor der Sakristei kommt schon der Bischof des Bistums Dresden-Meißen, Joachim Reinelt, freudestrahlend auf Prälat Scheipers und Benno Hörst zu. Bischof Reinelt war einer der weinigen Bischöfe, die auf der Altarinsel dabei sein durften. Er hatte die beiden Ochtruper gesehen und auch erkannt. Spontan kommt der deutsche Kurien-Kardinal Walter Kasper dazu. Benno Hörst stellt ihm Prälaten Scheipers vor und bittet ihn, eine Begegnung mit dem Papst  zu ermöglichen. Die Sicherheitsbeamten dagegen drängten schon heftig, wenn der Papst kommt, „rollen wir gleich“. Doch es kommt anders. Kardinal Kasper bittet die beiden Ochtruper und Bischof Reinelt, kurz dort zu warten, wo sie stehen, der Papst käme mit Sicherheit gleich zu ihnen. Die Sicherheitsbeamten stimmen zu, als sie die besondere Geschichte Hermann Scheipers mitbekamen, schirmen spontan die drei Personen und stellen zudem den direkten Weg von der Sakristei ab. Und so kam es dann auch. Neben einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich rund um die Organisation des Papstbesuches in Thüringen besonders verdient gemacht hatten, begrüßte Papst Benedikt XVI. nur noch die beiden Ochtruper persönlich. Bischof Reinelt übernahm es, „den couragierten Priester, der als Seelsorger mutig zwei Diktaturen getrotzt hat und letzter Überlebender des Priesterblocks im Konzentrationslager Dachau ist“ aus seinem Bistum Dresden-Meißen vorzustellen. Es entwickelte sich ein kurzer persönlicher Dialog zur Person, und dass Pfarrer Scheipers dem damaligen Kardinalstaatssekretär Joseph Ratzinger im Petersdom bei der Seligsprechung von Pater Titus Brandsma schon mal unmittelbar begegnet war. Hermann Scheipers war während der Feier am 3.11.1985 als Zeitzeuge der einzige Weltpriester überhaupt, der zusammen mit dem damaligen Papst Johannes Paul II. einigen Kardinälen, Bischöfen und Ordensoberen im Petersdom konzelebrieren durfte. Dann drängt der Pulk der Sicherheitsbeamten zum Einsteigen. Ein kurzer Wink auf die versammelten Bischöfe und schon geht es in Richtung Flughafen mit dem Ziel Freiburg.

Fotos von der Begegnung zu machen, war nicht erlaubt. Die Sicherheitsvorkehrungen blieben streng. Benno Hörst musste seine Kleinbildkamera einstecken. Doch zuvor gelang es ihm noch, einen Schnappschuss vom Zwiegespräch zwischen Prälat Hermann Scheipers (sein typischer Fingerzeig) mit Papst Benedikt XVI. zu machen, der sich von seinem Lebensbild tief beeindruckt zeigte und ihm ausdrücklich seinen Respekt und seine hohe Anerkennung aussprach. Aber es gab einen offiziellen Kameramann aus Rom, der jede Menge Fotos fertigte. Benno Hörst gelang es noch soeben, ihm die private Visitenkarte zuzustecken. Es folgte ein kurzes Kopfnicken als Bestätigung und so bleibt die Hoffnung, dass einige Erinnerungsfotos per Mail oder DVD direkt aus Rom nach Ochtrup kommen. In nur wenigen Tagen absolvierte auch Hermann Scheipers mit seinen 98 Jahren ein ebenfalls anstrengendes Programm: Vorträge vor Entlassschülern zweier Gymnasien in Bad Heiligenstadt und in Erfurt. Zwei Stunden berichtet der ehemalige Häftling Nr. 24255 stehend, frei, druck- wie sendereif und stets offen für Nachfragen und Diskussionen. Mehrere Interviews mit verschiedenen Fernsehsendern und Printmedien folgten. Auch „Bild“ war dabei und berichtete wie einzelne Tageszeitungen in großer Aufmachung und positiv über einen besonderen Glaubenszeugen aus dem münsterländischen Ochtrup. Er festigte seinen Ruf als Ochtrups bekanntester „Außenminister“. Dem wurde er schon gerecht, als er vor dem Gottesdienst von einer langen Reihe deutscher Bischöfe begrüßt wurde, die Scheipers freudig begrüßten. Zusammen mit Benno Hörst waren sie als Ehrengäste vom Papstbüro eingeladen.

Scheipers mit Erzbischof Thissen und Bischof Reinelt

Prälat Hermann Scheipers im Gespräch mit dem Dresdner Bischof Joachim Reinelt und dem Hamburger Erzbischof Dr. Werner Thissen.



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