Wir sind schon da: Kirche an ungewöhnlichen Orten im Bistum Dresden-Meißen

            Blumen

Kirche ist auch an ungewöhnlichen Orten präsent. Vom Krankenhaus über das Militär, die Universität, den Flughafen bis hin zum Internet sind Seelsorger auch dort, wo man sie nicht unbedingt erwartet. Vom 7. Juli bis zum 28. August wird in einer Sommerreihe jeden Donnerstag einer dieser Seelsorger mit ungewöhnlichen Aufgaben vorgestellt.

Heute lesen Sie:





St. Marienthal - die Zisterzienserinnen beten und arbeiten im mehr als 750 Jahre alten Kloster

Vergangenen Sonntag konnten etwa 2.000 Interessierte die Abtei besichtigen und Orte entdecken, die sonst nicht zugänglich sind

 

Luftbild des Klosters Sankt Marienthal, im Bildvordergrund fließt die Neiße
Luftaufnahme des Klosters Sankt Marienthal

Ankommen ist an Orten möglich, die nicht als Durchreiche dienen, wie es zum Beispiel Bahnhöfe, Flughäfen oder Ämter tun. Ankommen ist dort möglich, wo Bleiben möglich ist. Und die Zisterzienserinnen machen genau dies: Sie bleiben. Mit dem Eintritt in ein Kloster ist die Schwester üblicherweise auf Lebenszeit mit dem Kloster verbunden. Am vergangenen Sonntag ist vom ruhigen „Ankommen" in Sankt Marienthal allerdings nicht viel zu spüren. Es herrscht – für diesen Ort der Ruhe ungewöhnlich – interessiert-heiterer Trubel: Tag der offenen Tür. Über den Sonntag verteilt sind etwa 2000 Interessierte zu Gast im Kloster, Anwohner, Touristen, Familien. Am Sonntag, 7. August, hat ein Tag der offenen Tür an einem besonderen Ort stattgefunden: Das Kloster Sankt Marienthal liegt nicht nur ganz im Osten unseres Bistums, sondern gleich ganz im Osten der Republik, direkt an der polnischen Grenze. Von der A 4 kommt man über Görlitz und Ostritz, zwei Städte im Dornröschenschlaf, hin zu einer Anhöhe, von der man auf das Kloster herabblickt. Es ist empfehlenswert, dort zu parken, auszusteigen und die letzten 500 Meter zu Fuß zu gehen – das verstärkt das Gefühl des Ankommens.

Normalerweise darf die Klausur nicht betreten werden

„Das ist ja ein total großes Gelände", höre ich einen Zehnjährigen staunend zu seinem Vater sagen. „Hier ist ja auch vieles untergebracht", erklärt dieser seinem Filius. Im 66. Kapitel der Regeln des Heiligen Benedikts heißt es: „Das Kloster soll womöglich so angelegt sein, dass sich alles Notwendige innerhalb der Klostermauern befindet, nämlich Wasser, Mühle, Garten und die verschiedenen Werkstätten, in denen gearbeitet wird." Und so ist auch Marienthal gebaut worden. Direkt am Ufer der Neiße betreibt eine Wassermühle ein historisches Sägewerk, das mittlerweile aber nur noch aus musealen Gründen erhalten wird. Die Schwestern haben mehrere Gärten und ihre „Werkstätten": Im Kloster sind ein Hofladen, ein Internationales Begegnungszentrum mit Schulungs- und Tagungsräumen eine eigene Bäckerei und die Näherei beheimatet. 15 Schwestern und 30 angestellte Laien bewirtschaften den Betrieb.

Während des Tages der offenen Tür bekommt man nur eine Idee vom geschäftigen, aber geordneten Treiben, das hier normalerweise herrscht. Und normalerweise darf auch kein Gast die Klausur des Klosters betreten. Klausur: Dazu gehören unter anderem die Privaträume der Schwestern, Zellen genannt, und ihr Speisesaal, den sie Refektorium nennen. Durch die Abgeschiedenheit möchten die Nonnen bei ihrer wichtigste Aufgabe, dem Gebet, und bei ihrer Arbeit völlig ungestört bleiben. Am Tag der offenen Tür stellen sie sich jedoch den Fragen aller Gäste.

Kein Zweifel darüber, woher der Wind weht

In der historischen Bibliothek des Klosters, die Gäste heute auch nur ausnahmsweise besuchen können, sorgt die 31-jährige Schwester Anna dafür, dass alles seine Ordnung hat. Ein Gast, der in der Bibliothek fotografiert, wird umgehend von ihr ermahnt, dass dies hier nicht erlaubt sei. Und das tut sie in einem sehr freundlichen Ton, der aber keinen Zweifel darüber lässt, woher der Wind weht.

Überhaupt macht Schwester Anna einen sympathischen, anziehenden und resoluten Eindruck. Ein paar Gäste befragen sie über ihren Werdegang als Nonne. Ob das erste Jahr denn nicht zu hart wäre? Nein, findet sie, schließlich werde sie so auf eine Entscheidung für das ganze Leben vorbereitet. Ob es nicht übertrieben sei, dass man den Orden nur sehr schwer verlassen könne. Nein, erklärt sie, das sei wie bei der Scheidung zwischen Eheleuten: Wenn ein Austritt einfach möglich sei, dann würde man bei großen Schwierigkeiten zu leicht aufgeben. „Gott gibt uns nie eine Aufgabe, die wir nicht lösen können", erklärt sie der Menschentraube, die sich plötzlich um sie herum gebildet hat. „Und wenn Gott mal irrt?", fragt eine Dame mittleren Alters. Schwester Anna lächelt. „Gott irrt nicht", antwortet sie. Wieder in einem sehr freundlichen Ton, und wieder lässt sie keinen Zweifel darüber, woher der Wind weht.

Nach dem Augusthochwasser 2010 werden dringend Spenden benötigt

Vor einem Jahr wurde das Kloster von der großen Neißeflut getroffen. Eine Katastrophe für das Kloster, die Überschwemmung sorgte für Schäden in Millionenhöhe. Seitdem wohnen die Schwestern auf einer Baustelle und ein Leben in echter Klausur ist nicht mehr möglich: Überall stehen Lufttrockner, Werkzeuge, der Putz wurde von den Wänden geschlagen, damit sie trocknen können, Arbeiter haben Zutritt zu den Räumen. Schaut man jedoch in die Gesichter der Nonnen, dann sind Bitterkeit oder Zweifel nicht zu entdecken. Gelassen-heitere Freundlichkeit zeichnet ihre Erscheinung aus.

Baustelle in der Kirche
Die Klosterkirche ist seit der Flut zur Baustelle geworden. Baugeräte
und Arbeiter werden die Schwestern noch lang begleiten.

Unmittelbar an der Grenze zu Polen, inmitten einer malerischen Grenzgegend, repräsentiert das Kloster Sankt Marienthal tiefen Glauben, feste Überzeugung und die ununterbrochene Tradition des ältesten deutschen Zisterzienserinnenklosters – und das seit 1234!

Für die Sanierung des Klosters benötigen die Zisterzienserinnen dringend Spendengelder.
Konto-Nummer: 30 00 06 01 10
Bankleitzahl: 850 501 00
Kreditinstitut: Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien
Kennwort / Verwendungszweck: Hilfe für Marienthal
Empfänger: Kloster St. Marienthal
Mehr Informationen unter www.kloster-marienthal.de.

bm

 

Im "World Wide Web" - Pfarrer Joachim Scholz ist Internet- und Pilgerseelsorger

Vom vogtländischen Netzschkau aus betreut Pfarrer Scholz ein Forum für...

Krankenhausseelsorger Pfarrer Alfred Bock bietet den Patienten geistlichen Beistand und ein offenes Ohr

Sein eigenes geistliches Leben hilft ihm beim Umgang mit Sterben und Tod

Die Katholische Studierendengemeinde in dem malerischen Altbau

Der 33-jährige Jesuitenpater Clemens Blattert ist ein begeisterter und begeistender...

Unter Soldaten - Militärpfarrer Benno Kosmala ist Seelsorger in der General-Olbricht-Kaserne Leipzig

Der 48-jährige Pfarrer ist als Ansprechpartner und Repräsentant der Kirche ein fester...


RSS-Feed | Newsletter | Sitemap | Impressum | Datenschutz