Videoinstallation für sorbischen Seligen Alojs Andritzki

Kunstfilm von Sonja Toepfer feiert in Bautzen Premiere:
am 20. Januar

Klimann, Szene 10


Bautzen, 12.01.2011 (KPI): Ein experimenteller Kunstfilm von Sonja Toepfer feiert am Donnerstag, 20. Januar, um 17 Uhr im Deutsch-Sorbischen Volkstheater Bautzen (Seminarstraße 12) Premiere. Die Wiesbadener Videokünstlerin wurde vom Bistum Dresden-Meißen beauftragt, eine Installation zu erstellen, die als modernes Lebenszeugnis auf Alojs Andritzki und seine bevorstehende Seligsprechung am Pfingstmontag 2011 neugierig macht. Die Aufnahmen zum Film wurden ausschließlich an Schauplätzen in der Lausitz mit einem beinahe komplett sorbischen Filmteam gedreht. Die Installation ist menschlicher Erfahrung im Kontext religiöser Deutung gewidmet. Sie ist als Einladung zum Dialog mit Menschen verschiedener Weltanschauung gedacht und soll in öffentlichen Räumen aufgestellt werden.

Sonja Toepfer: „Der Film behandelt die existentielle Infragestellung des Daseins im Konflikt mit totalitären Systemen. Die Thematik wird in einem Prolog und sieben Akten entwickelt, die ihre Überschrift von den sieben letzten Worten Jesu am Kreuz beziehen. Zeithistorisch wirkende Bildinhalte wollen nicht dokumentieren. Vielmehr entwerfen sie archetypische Bilder des Leids und seiner Bewältigung.“ Auf der Tonebene wurde von der Künstlerin in Zusammenarbeit mit Sounddesigner Tom Förderer (Karlsruhe) bewusst ein Mix aus naturwüchsigen und gestalteten Tönen gewählt.

Nach der Premiere ist die Installation bis zum 3. Februar 2011 im Foyer des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters Bautzen dienstags bis freitags von 11 bis 18 Uhr und jeweils eine Stunde vor den Theateraufführungen zu sehen. Anschließend soll der Film als Wanderinstallation bis Pfingstmontag 2011 zunächst in Sachsen, anschließend bundesweit und im europäischen Ausland gezeigt werden.

An der Premiere in Bautzen werden neben Bischof Joachim Reinelt und der Videokünstlerin auch der aus Radibor stammende Hauptdarsteller Tomaš Klimann (Graz) teilnehmen. Der Bautzener Oberbürgermeister Christian Schramm hat die Schirmherrschaft der Veranstaltung übernommen. Die Premiere ist öffentlich. Der Eintritt ist frei.

PREMIERE: Andritzki. Bekenntnis

Eine Video-Installation

von Sonja Toepfer, D 2010, 21 Minuten 

Deutsch-Sorbisches Volkstheater Bautzen

Donnerstag, 20.01.2011, 17 Uhr


Hinweis: Journalisten können sich bereits am 18. Januar im Deutschen Hygiene-Museum Dresden um 10.30 Uhr im Rahmen einer Pressekonferenz einen Eindruck von dem Kunstwerk verschaffen.

Mehr Informationen zum Filmprojekt unter http://alojsandritzki.blogspot.com/



Der Zeitplan bis zur Seligsprechung


Alojs Andritzki wird am Pfingstmontag, 13. Juni 2011, in Dresden im Rahmen einer Heiligen Messe seliggesprochen. Die historisch bedeutsame Feier findet auf dem Schlossplatz vor der Dresdner Kathedrale statt. Bei der feierlichen Zeremonie wird ein päpstlicher Beauftragter das vom Heiligen Vater unterschriebene Seligsprechungsdekret verlesen.

Bischof Joachim Reinelt: „Alojs Andritzki hat in schweren Zeiten glaubwürdig als Christ und als Priester gelebt. Er kann den Menschen auch heute noch als Beispiel dienen kann. Er war ein klarer Gegner nationalsozialistischen Gedankenguts. Er war Vorbild für die Jugend. Und natürlich genießt er unter den sorbischen Katholiken seiner Heimat besondere Verehrung."

Bereits am Sonnabend, 5. Februar, sollen die sterblichen Überreste des künftigen Seligen in einer großen Prozession gemeinsam mit denen zweier weiterer im KZ Dachau ums Leben gekommener Priester des Bistums – Bernhard Wensch und Aloys Scholze – feierlich in die Kathedrale übertragen werden. Die Hauptprozession beginnt dabei um 11 Uhr am Polizeipräsidium – dem Ort der ersten Inhaftierung Andritzkis – und führt von dort in die Hofkirche. Zahlreiche Gläubige aus dem gesamten Bistum, vor allem aber aus der sorbischen Region sowie viele Ministranten, werden dazu in Dresden erwartet. Die Reliquien werden zunächst in der Bischofsgruft, mit der Seligsprechung dann auf einem Seitenaltar der Kathedrale ihre letzte Ruhestätte finden.

Zum Hintergrund: Ein Gefäß mit seiner vorgeblichen Asche wurde nach dem Tod Andritzkis aus dem KZ Dachau nach Dresden übersandt und hier am 15. April 1943 in der Priestergruft auf dem Alten Katholischen Friedhof beigesetzt.


Sorbe – Priester – Seliger


Alojs Andritzki wurde am 2. Juli 1914 in Radibor in der Oberlausitz geboren. 1939 in Bautzen zum Priester geweiht, war er Jugendseelsorger und Kaplan an der Hofkirche in Dresden. Seine Ablehnung des Nationalsozialismus brachte ihn am 21. Januar 1941 in Haft und im Oktober 1941 ins Konzentrationslager Dachau. Hier erkrankte Andritzki lebensgefährlich an Typhus. Ein Mithäftling bat einen Pfleger, dem Sterbenden einen Priester zu rufen. Stattdessen wurde Andritzki am 3. Februar 1943 durch eine Giftspritze ermordet. Er ist als Märtyrer anerkannt, der für seinen Glauben starb. In der sorbischen Region erinnern zahlreiche Gedenktafeln und auch ein Kirchenfenster der Pfarrkirche in Radibor an ihn. In Bautzen und Dresden sind Straßen nach ihm benannt. Der Kindergarten in Radibor, eine polnische Grundschule und eine Pfadfindergruppe tragen seinen Namen.


Der Seligsprechungsprozess

Am 2. Juli 1998 hatte Bischof Reinelt im sorbischen Wallfahrtsort Rosenthal nahe Kamenz das Seligsprechungsverfahren für Kaplan Andritzki eröffnet. Alle verfügbaren Dokumente und Informationen wurden daraufhin gesichtet und ausgewertet, Interviews mit Zeitzeugen und Wegbegleitern geführt. Am 22. März 2001 wurden diese Akten an den römischen Anwalt Dr. Andrea Ambrosi übergeben. In einer "Positio super Martyrium" (Stellungnahme über das Martyrium) fasste der römische Advokat die Unterlagen und Zeugenaussagen zusammen und erstellte eine Analyse. Das fertige Werk überreichte er am 6. Mai 2003 in der Dresdner Kathedrale an Bischof Reinelt. Der übergab das Dokument am 17. Dezember des gleichen Jahres in Rom an Papst Johannes Paul II.

Am 10. Dezember 2010 gab die Heiligsprechungs-Kongregation bekannt, dass Alojs Andritzki als Märtyrer anerkannt ist und selig gesprochen wird. Er wird bei seiner Seligsprechung neben dem heiligen Bischof Benno von Meißen (um 1010 bis 1106) der erste Selige des Bistums sein, der zudem hier geboren wurde. Außerdem ist er der erste seliggesprochene Sorbe.


Stichwort: Selige und Heilige


Die katholische Kirche verehrt Selige und Heilige als Zeugen vorbildlichen Christseins in ihrer Zeit. Die Seligsprechung stellt eine Frau oder einen Mann als Beispiel christlichen Lebens für die Kirche eines Landes, eines Bistums oder auch für eine bestimmte kirchliche Gemeinschaft heraus. Eine Heiligsprechung erweitert diese Verehrung auf die gesamte Weltkirche.     
                                  
MB
  



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