Auf den Spuren des heiligen Franziskus sich selber finden

Werkwoche für Zivildienstleistende in Assisi (12.-19. Mai 2011)

vor San Francesco

Gruppenbild vor der Kirche San Francesco in Assisi

Für Zivildienstleistende im Bistum Dresden-Meißen bietet die Jugendseelsorge in jedem Jahr eine Werkwoche in Assisi an. Tom Eckhardt, der seit Herbst 2010 in der Jugendseelsorge im Bischöflichen Ordinariat seinen Zivildienst absolviert hat, berichtet von seinen Erfahrungen während der Reise:


Die traditionsreiche Zivi-Werkwoche nach Assisi fand in der vorigen Woche (12.-19. Mai) wohl zum letzten Mal statt. Sieben Zivis auf dem Weg ins Ungewisse, mit vielen Fragen und großen Erwartungen. Begleitet wurden wir vom Jugendreferenten Philipp Pulger, dem Sozialarbeiter Kai Fritsche und natürlich von unserem Bistumsjugendseelsorger Ralph Kochinka.
Mit großen Erwartungen stieg ich in unseren gemieteten Kleinbus. Viele Fragen beschäftigen mich: Wie geht es nach dem Zivildienst weiter? Wo ist meine persönliche Beziehung zu Gott? Und was ist der Sinn des Lebens?
Die Zivi-Werkwoche sollte laut Beschreibung mit Hilfe der Spuren des heiligen Franziskus dabei eine Orientierungshilfe bieten.

Nach einem kleinen Zwischenstopp in der Jugendherberge Wunsiedel kam ich nun meinem vermeintlichem Wegweiser immer näher. Am Freitagabend erreichten wir Assisi und bezogen unser Quartier in der Casa San Lorenzo.
Wir waren in meinen Augen, trotz einiger kleiner musikalischer Unstimmigkeiten eine sehr harmonische Gruppe, die sich gut zu ergänzen verstand. So starteten wir am nächsten Morgen, nach einem gut einprägsamen Wecklied von Ralph, zu unserem ersten Ausflug nach Assisi, um die ersten Spuren des hl. Franz zu erkunden, unter anderem sein Geburtshaus.

Am Sonntag feierten wir einen besonderen Gottesdienst mit vielen Impulsen, während wir versuchten, den Monte Subasio zu besteigen. Zuerst mit der nötigen Zeit für sich selbst, um dann in kleinen Gruppen sich mit dem eigenen Glaubens- und Lebensweg auseinanderzusetzen.
Währenddessen kamen wir dem Gipfelkreuz immer näher. Von dort hat man einen unbeschreiblich schönen Blick auf Assisi und die vorgelagerte weite Ebene Umbriens.

Einige von uns waren von der Natur so beeindruckt, dass sie – wie ich – nach der Hälfte des Aufstieges barfuss weitergingen. So konnten wir Gottes Werk nicht nur sehen, sondern auch spüren. Das Highlight an diesem Tag bot die Eucharistie. Wir bauten uns aus herumliegenden Steinen einen Altar und bereiteten alles für das Herz der Messe vor, als es plötzlich kurz anfing zu regnen. Wir ließen uns jedoch nicht beirren und führten die Messe fort. Kurz nachdem ich den Leib und das Blut Christi empfangen hatte, zeigte die Natur ihre Kraft: Eine weiße Wand schob sich vor uns den Berg hoch und umhüllte uns innerhalb von Sekunden. Begleitet von einem Gewitter prasselten nun riesige Mengen an Regen auf uns ein, so dass ich nach wenigen Sekunden bis auf die Knochen durchnässt war.

Bergmesse im Regen

Pfarrer Ralph Kochinka gut beschirmt bei der Bergmesse im Regen...

Es lag ein einstündiger Abstieg vor uns, und der Regen hörte nicht auf. Doch statt uns zu beklagen, nahmen wir uns Franziskus als Vorbild und fingen an zu singen. Wir dankten Gott für den Regen und stiegen nass, aber gut gelaunt hinab.

Angeregt durch viele Gespräche, die Natur und das optimistische Lebensbild von Franziskus, war der Montag ein sehr emotionaler und eingekehrter Tag für mich.
Wir besuchten den Gründungsort des Franziskanerordens in Rivotorto. Dieser Ort hatte eine besondere Wirkung auf mich: Zum ersten Mal konnte ich richtig abschalten, meine Umwelt vergessen und mich ganz alleine auf meine Fragen konzentrieren. Wie ist meine Beziehung zu Gott? Und wie kann ich die Schöpfung bewahren? Wir erhielten Impulse zum Thema Gewalt/ -losigkeit und mein Kopf quälte mich mit der Ungerechtigkeit in der Welt. Alles schwerwiegende Themen, bei denen man nicht gleich zu einer Lösung kommen kann. Jedoch bot mir die Zeit der nächsten Tage die Möglichkeit, meine Gedanken zu ordnen, wie zum Beispiel in den Carceri, in dessen Höhlen schon Franziskus meditierte. Auch weitere Gespräche mit Ralph Kochinka und den anderen halfen mit, etwas klarer zu sehen.
Einen gelungenen Abschluss zum Thema Franziskus, den ich in der Woche kennenlernen durfte, gab es durch die Führung des Franziskanerfraters Thomas in der San Francesco Kirche mit anschließendem Gespräch vor einem weiten Panorama.

mit Fr. Thomas im Gespräch

Die "Zivis" im Gespräch mit dem Franziskanerfrater Thomas

Am nächsten Tag ging es schon 5 Uhr früh in Richtung Heimat.
Was habe ich mit genommen? Francesca Wein, neue Kontakte und Freunde, viele gute Gespräche und ein bestätigendes Gefühl, dass es richtig war mitzufahren.
Ich folgte der Spur des heiligen Franziskus und kam meinem eigenen Leben ein großes Stück näher.
 
Mit dem Aussetzten des Zivildienstes steht nun auch die Fahrt nach Assisi in Frage. Es wäre schade für die nächsten Jungen Erwachsenen, wenn sie diese Erfahrung nicht machen könnten.
Damit verabschiede ich mich - "grazie" und "chiao" -
Tom Eckhardt 



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