Junge Wallfahrer üben sich in Sorge füreinander

Bistumskinderwallfahrt nach Rosenthal

Beim Gottesdienst

In einem kurzen Theaterstück wurde im Gottesdienst die biblische Geschichte von Rut erzählt.

Kamenz/Rosenthal, 26.07.2012 (KPI): 2.000 Jungen und Mädchen aus dem gesamten Bistum haben am Mittwoch, 25. Juli, bei hochsommerlichen Temperaturen an der großen Bistums-Kinderwallfahrt nach Rosenthal nahe Kamenz teilgenommen. Die meisten Pilgergruppen liefen dabei die letzten Kilometer zur Wallfahrtskirche von verschiedenen Startpunkten aus zu Fuß. Höhepunkt war der große Gottesdienst mit Altbischof Joachim Reinelt auf der Wallfahrtswiese.

Dem Thema des Tages gemäß, das „Ich sorge für Dich!“ lautete, ermutigte der Bischof die Kinder dazu, aufeinander Acht zu geben. Mit Bezug auf den Bistums-Seligen Alojs Andritzki, der selbst häufig nach Rosenthal pilgerte, erzählte er auch von einem weiteren KZ-Insassen des Bistums, Hermann Scheipers. Der heute 99-jährige Prälat überlebte die Lagerhaft und traf in Dachau auch den sorbischen Kaplan Alojs Andritzki. Mit Blick auf das anstehende 75-jährige Priesterjubiläum Scheipers' versprach er den Kindern, diesem die Grüße der Jungen und Mädchen aus Rosenthal zu überbringen, wofür er großen Beifall erhielt.

Die 13-jährigen Kim aus Gaußig und ihre Freundin Julia aus Eulowitz waren mit 45 anderen Kindern aus Großpostwitz angereist. Sie freuten sich über das große Angebot, das es nach dem Gottesdienst zu entdecken gab. „Toll, dass man hier soviel machen kann“, so die beiden, die sich zwischen Bastelangeboten und Sportaktivitäten gar nicht für einen Favoriten entscheiden mochten. Die beiden Mädchen hatten sich in der Religiösen Kinderwoche besonders auf den Tag vorbereitet. In einem großen Korb trugen sie selbstgebackene Hörnchen, die sie an andere kleine Wallfahrer verschenkten.

Der 9-jährige Matthias war mit 80 Kindern am Morgen aus Dresden-Löbtau aufgebrochen. „Die Quelle mit ihrem kühlen Wasser ist das Beste“, sagte er mit Blick auf Temperaturen über 30 Grad. Die 17-jährige Gymnasiastin Luisa Neisser aus Taubenheim ist als eine der Helferinnen der Pfarreien Oppach und Neugersdorf um 7.45 Uhr mit 40 Kindern nach Rosenthal aufgebrochen. In den Gemeinden wird die gesamte Religiöse Kinderwoche ökumenisch gestaltet. So ist auch Luisa, obwohl selbst evangelisch, heute dabei. „Die Kinder freuen sich die ganze Woche auf diesen Tag“, erzählt sie, und sagt auch, dass sie die Wallfahrt „wichtig“ findet.

Kinder beim Einzug in die Wallfahrtskirche.

Alle Pilger wurden zu Beginn des Wallfahrtstages von Schwester Brigitte (vorn) in die Wallfahrtskirche geleitet, wo sie vor der Statue der Muttergottes von Rosenthal beteten oder sangen. Auf dem Foto sind die Kinder der Pfarrei Storcha mit ihrem Pfarrer Gerhard Werner zu sehen; sie beteten unter anderem ein Ave Maria auf Sorbisch. 

Der ganze Tag ist von den Verantwortlichen ausführlich vorbereitet worden. Für die Kinder gibt es viel zu spielen, zu entdecken und auszuprobieren, von Postkarten, die an Freunde daheim geschrieben werden können, über Freundschaftsbänder, die zu knüpfen sind, bis hin zu einem Stand mit Riesenseifenblasen. Die Kleinen lernen auch Vertreter verschiedener Einrichtungen kennen, die gerne helfen. Da steht ein echtes Polizeiauto. Die Sanitäter der Maltheser erzählen von ihrer Arbeit.

Eingebettet ist der Wallfahrtstag in die traditionelle „Religiöse Kinderwoche“. Während einzelne Pfarreien dazu eigens in ein Freizeitheim fahren, sind in aller Regel die Schulkinder der Gemeinden eine Woche lang täglich vor Ort ins Pfarrhaus eingeladen. Angeleitet vom Pfarrer, Kaplan oder den Gemeindereferenten und unterstützt von vielen Erwachsenen und jugendlichen Helfern sammeln sie beim gemeinsamen Singen und Spielen, Basteln und Beten Eindrücke im katholischen Glaubensleben. "Worauf du dich verlassen kannst. Unterwegs mit Rut" lautet das Thema in diesem Jahr. Im Mittelpunkt stehen dabei verschiedene Aspekte von Verlässlichkeit. Angefangen vom Wert eines gegebenen Wortes über gegenseitige Fürsorge bis hin zum Zueinander-Halten.

Die Wallfahrtskirche in Rosenthal zählt neben der Stiftsbasilika in Wechselburg zu den beiden großen Pilgerstätten des Bistums Dresden-Meißen. Hier wird das Gnadenbild der Muttergottes von Rosenthal verehrt, eine Marienstatue aus Lindenholz, geschaffen wohl um 1480. Sie wurde 1928 auf römisches Dekret hin mit einem Kronenaufsatz geehrt und erhielt den Namen "Unsere Liebe Frau von der Linde". Damit ist die Wallfahrtsstätte offiziell in die Reihe der Orte aufgenommen wurde, an denen Gläubige die Gottesmutter besondere verehren.

Der älteste historische Nachweis einer Kapelle in Rosenthal stammt aus dem Jahr 1516. Die heutige Wallfahrtskirche wurde 1778 errichtet. Allerdings wurde das Gotteshaus in den letzten Kriegstagen des Zweiten Weltkriegs in Brand geschossen, so dass lediglich die Umfassungsmauern stehenblieben. Doch bereits unmittelbar nach Ende des Krieges wurde die Kirche wieder aufgebaut.

Im sorbischen Gebiet gelegen, genießt Rosenthal besonders bei den katholischen Sorben hohe Verehrung. Alljährlich ist die Gnadenkirche zu festen Terminen Ziel vieler Wallfahrten mit tausenden Teilnehmern.

Michael Baudisch


Zur Fotoschau - hier klicken...



Zurück Impressum