Bischof Joachim Reinelt tritt in den Ruhestand

Papst Benedikt XVI. nimmt Rücktrittsgesuch an

Auf Wiedersehen - sagt Bischof Joachim Reinelt.

Auf Wiedersehen - Bischof Joachim Reinelt kann sich nach über zwei Jahrzehnten im aktiven Bischofsdienst nun auf seinen Ruhestand freuen.

Dresden, 20.02.2012 (KPI): Eine Ära geht zu Ende: Nach 24 Dienstjahren als Bischof von Dresden-Meißen geht Joachim Reinelt (75) heute in den wohlverdienten Ruhestand. Papst Benedikt XVI. hat das Rücktrittsgesuch mit Wirkung zum heutigen Mittag offiziell angenommen.

Bereits Monate vor seinem 75. Geburtstag am 21. Oktober 2011 hatte der Bischof im Vatikan sein alterbedingtes Rücktrittsgesuch eingereicht. Der Heilige Vater hatte den erfahrenen und rüstigen Oberhirten jedoch gebeten, zunächst über diesen Termin hinaus im Amt zu bleiben. Immerhin waren mit dem Erzbistum Berlin und dem Bistum Görlitz im Frühjahr 2011 zwei Bischofsstühle der östlichsten deutschen Kirchenprovinz unbesetzt. Zudem stand der Besuch des Heiligen Vaters in den Neuen Bundesländern unmittelbar bevor. Nun aber wird dem volksnahen und bodenständigen Bischof die Last der Verantwortung als oberster Hirte von Dresden-Meißen nach über zwei Jahrzehnten von den Schultern genommen.

Joachim Reinelt wurde am 21. Oktober 1936 in Neurode in Schlesien geboren. Im Zweiten Weltkrieg vertrieben, fand die Familie Reinelt im sächsischen Radeberg eine neue Heimat. Hier wuchs der junge Joachim auf, legte 1954 das Abitur ab. 1961 wurde er in Bautzen zum Priester geweiht. Am 20. Februar 1988 empfing er in Dresden die Bischofsweihe und übernahm am gleichen Tag das Amt des Bischofs von Dresden-Meißen. Zu seinem 24. Weihetag kann er nun in den Ruhestand treten.

Im deutschen Episkopat sind unter den 27 Diözesanbischöfen lediglich die Kardinäle Meisner (78) und Lehmann (75) sowie der Erfurter Hirte Joachim Wanke (70) länger im Amt als Bischof Reinelt. Der erlebte in seiner 24-jährigen Dienstzeit vielfältige Veränderungen: Zwei Staatssysteme wechselten sich ab. Drei DDR-Staatsratsvorsitzende und eine DDR-Volkskammerpräsidentin kamen und gingen. Die Regierungsperioden zweier Bundeskanzler und der ersten Bundeskanzlerin fielen in seine Amtszeit. Er erlebte fünf Bundespräsidenten und drei sächsische Ministerpräsidenten. Als Bischof wirkte er unter Papst Johannes Paul II. und Benedikt XVI. Auf Seiten der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche lernte er drei sächsische Landesbischöfe als Amtsbrüder kennen.

Nach Jahren, in denen der Bischof Chancen und Schwierigkeiten der deutschen Wiedervereinigung zu meistern hatte, und in die neben vielen schönen Momenten wie der Seligsprechung des sorbischen Kaplans Alojs Andritzki auch Tiefpunkte fielen wie die Aufarbeitung des kirchlichen Missbrauchsskandals, wird Joachim Reinelt in Zukunft sicher mehr Zeit für seine Hobbys haben. Zeit zum Reisen, zum Wandern und Radfahren. Zeit für Kunst, Kultur und gute Bücher. Und ganz sicher wird der Mann, der ein Leben lang voll Freude und Überzeugung als Priester und Bischof wirkte, auch in Zukunft als Seelsorger für die Menschen da sein.

 

Der unbesetzte Bischofsstuhl

Für das Bistum Dresden-Meißen beginnt nun die Phase der sogenannten Sedisvakanz, also die Zeit, in der das Bischofsamt nicht besetzt ist. Das Kirchenrecht legt dazu fest, dass das Domkapitel innerhalb von acht Tagen einen Diözesanadministrator wählen muss. Dessen Befugnisse entsprechen im Wesentlichen denen eines Bischofs. Allerdings darf er gemäß Kirchenrecht keine Grundsatzentscheidungen treffen, die den neuen Bischof binden oder in seinen bischöflichen Rechten beeinträchtigen könnten. Die Aufgaben des Diözesanadministrators enden, wenn der Bischofsstuhl neu besetzt sein wird. Bis zur Wahl des Diözesanadministrators wird der emeritierte Dresdner Weihbischof Georg Weinhold als Domdekan die Leitung des Bistums kommissarisch übernehmen.

 

Die Wahl des nächsten Bischofs

Zur Wahl eines neuen Bischofs für das Bistum Dresden-Meißen wird dem Domkapitel ein Vorschlagsrecht eingeräumt. Dazu legen die Domkapitulare in Rom eine aktuelle Liste geeigneter Kandidaten vor. Darüber hinaus war der Bischof von Dresden-Meißen angehalten, dem Vatikan alljährlich eine Zusammenstellung geeigneter Nachfolger zuzusenden. Unter Würdigung dieser Kandidatenlisten erstellt der Heilige Stuhl nun eine Auswahl mit drei Vorschlägen, die immer mindestens einen Kandidaten aus dem Bistum Dresden-Meißen enthalten soll. Aus dieser Dreiergruppe wählt dann das Domkapitel in freier und geheimer Wahl den neuen Bischof, den 49. Hirten auf dem Bischofsstuhl des Bistums Dresden-Meißen.


Michael Baudisch



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