Der Kapitän verlässt die Kommandobrücke

Bischof Reinelt am Morgen feierlich in den Ruhestand verabschiedet

Ministerpräsident Tillich, Bischof Reinelt, Erzbischof Zollitsch

Ministerpräsident Tillich, Bischof Reinelt, Erzbischof Zollitsch

Dresden, 26.04.2012 (KPI): „Der Kapitän verlässt die Kommandobrücke“, so kommentierte Ordinariatsrat Christoph Pötzsch in seiner Einleitung zur offiziellen Abschiedsfeier für Joachim Reinelt nach 24 Jahren an der Spitze des Bistums den anstehenden Ruhestand des Bischofs von Dresden-Meißen. Im Rahmen eines Festakts mit etwa 150 geladenen Gästen im Großen Saal des Bischöflichen Ordinariats wurde der Bischof am Morgen feierlich aus dem Dienst verabschiedet. Er werde zwar nicht mehr als Kapitän auf der Brücke stehen, so Joachim Reinelt in seiner Antwort, er wolle aber in Zukunft als „Heizer im Schiffsbauch das Kirchenschiff auf seiner Fahrt durch die Ströme der Zeit befeuern“.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, dankte Bischof Reinelt in seinem Grußwort für seine Verdienste bei der Zusammenführung der Berliner Bischofskonferenz der Bischöfe in der ehemaligen DDR mit der Westdeutschen Bischofskonferenz in Bonn zur neuen Deutschen Bischofskonferenz. „Der Heilige Stuhl und die Deutsche Bischofskonferenz haben Dein intensives Mitwirken bei der Vereinigung unserer Bischofskonferenzen sehr geschätzt“, so der Freiburger Erzbischof. „Als es dann die neue Deutsche Bischofskonferenz gab, warst Du es, der vor allem mit Bischof Joachim Wanke uns westdeutschen Bischöfen den Osten nähergebracht hat. Es ist Dir zu verdanken, dass die katholischen Gläubigen zwischen Ost und West einander näher gerückt sind.“

Ministerpräsident Stanislaw Tillich beschrieb in seinem Grußwort das Verhältnis von Staat und Kirche in Sachsen als wertvollen Dialog. Insbesondere das Engagement des Bistums zur Errichtung katholischer Schulen sei eine Bereicherung im Freistaat, so Tilich.

Sachsens Landesbischof Jochen Bohl betonte in seiner Ansprache das ökumenische Engagement seines scheidenden katholischen Amtsbruders. Der ökumenische Gottesdienst zur Weihe der Frauenkirche 2004, die ökumenische Vesper im Meißner Dom aus Anlass des Bischof-Benno-Jubiläums 2006 und die Einladung zur Ansprache des evangelischen Landesbischofs bei der Übertragung der Urnen der im KZ Dachau ermordeten Priester des Bistums im Februar 2011 seien dafür hoffnungsvolle Signale gewesen. „Das herzliche und unkomplizierte Miteinander war eine gute Grundlage für gemeinsames Handeln in der Öffentlichkeit“, so Jochen Bohl.

Als Festredner stellte Sachsens früherer Ministerpräsident Kurt Biedenkopf die Biographie Joachim Reinelts in ihren geschichtlichen Zusammenhang und zeigte Verbindungslinien zwischen DDR-Geschichte und friedlicher Revolution im Leben des scheidenden Bischofs auf. Reinelt habe „hinter der Mauer gedient“ und den Menschen, die sich von der Chance der Freiheit abgeschnitten gesehen hätten, Mut gemacht. Aus der Zeit seiner eigenen politischen Verantwortung in Sachsen erinnerte sich Kurt Biedenkopf an den „starken Willen und die Zielstrebigkeit“ des Bischofs, vor allem, wenn sich Widerstände auftaten. Mit Blick auf eine Ansprache des Bischofs vor Jugendlichen in einer überfüllten Hofkirche im Nachgang der Anschläge auf das New Yorker World-Trade-Center 2001 erinnerte Biedenkopf daran, dass es Bischof Reinelt immer auch darum gegangen sei, nicht nur gläubige Katholiken, sondern als Bischof alle Menschen in Sachsen und Ostthüringen zu erreichen.

In seinem Dankwort nannte Bischof Reinelt als einen wesentlichen Grundgedanken seiner Amtszeit, Kirche nach außen zu öffnen. Dabei habe das Volk Gottes eine wesentliche Aufgabe gehabt, so Joachim Reinelt. „Ohne das Volk Gottes sind wir Bischöfe nichts“, so der Bischof, „da ist die tragende Kraft“.

Am Abend sind alle Gläubigen um 18 Uhr zum festlichen Pontifikalamt mit dem Bischof in die Dresdner Kathedrale eingeladen. An der Heiligen Messe werden zahlreiche Kardinäle, Erzbischöfe, Bischöfe und Weihbischöfe aus Deutschland, Tschechien und Russland teilnehmen. Im Anschluss daran ist das benachbarte Haus der Kathedrale (Schloßstr. 24) zur Begegnung mit dem Bischof und zur Abschiedsfeier für alle Gäste geöffnet.

Michael Baudisch


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