Christus kam nur bis Eboli

Exkursion des Instituts für Katholische Theologie nach Rom und Süditalien vom 27. September bis 7. Oktober

Gruppenbild

Die Reisegruppe vor Matera.             (Foto: Tobias Jäger)

Dresden, 15.11.2012: Eine interdisziplinäre Studentengruppe des Instituts für Katholische Theologie der Philosophischen Fakultät begab sich vom 27. September bis 07. Oktober auf eine wissenschaftliche Exkursion zum Thema „Christusbilder und Kirchenräume“ nach Rom und Süditalien. Die Exkursion unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Albert Franz (Lehrstuhl für Systematische Theologie) und Frau Prof. Dr. Hildegard König (Professur für Kirchengeschichte) hatte das Ziel, in Rom und Süditalien Stätten von theologischem und kunsthistorischem Interesse zu besuchen. Der inhaltliche und wissenschaftliche Schwerpunkt der Exkursion lag auf Christusbildern in Kunst, Literatur und Kultur sowie auf der Entwicklung von religiösen Räumen von der Antike bis zur Gegenwart. Die Studierenden beider theologischer Institute haben sich im Rahmen zweier Seminare in der systematischen Theologie („Christusbilder und Kirchenräume“ und „Kunst als locus theologicus“) auf die Exkursion vorbereitet, um die Diskussion über Kunst, die Ursprünge der europäischen Bildkultur und die Entwicklung und den Wandel von religiösen Orten vorzubereiten. Dies ist nicht nur ein unverzichtbarer Bestandteil sowohl des systematisch-theologischen als auch kirchenhistorischen Studiums, sondern es ist vielmehr auch die Voraussetzung, sich gegenwärtigen religiösen, gesellschaftlichen und kulturellen Fragen fundiert stellen zu können.

Daher waren in der Ewigen Stadt auch nicht nur das antike Rom, Katakomben, San Clemente, Pantheon und die großen Basiliken Ziel der Betrachtung, sondern auch das Weltkulturerbe der Vatikanischen Museen, welches einen einmaligen Überblick über kulturelles Schaffen und über Christusdarstellungen bietet – vom Heilsbringer in Philosophengewand der Sarkophagkunst bis zur adonishaften Erlösergestalt Michelangelos im Jüngsten Gericht. Rom verlassend, führte der Exkursionsweg über Montecassino nach Bari in Apulien, zum Schmelzpunkt von west- und ostkirchlicher Glaubenspraxis, der Kirche San Nicola. Entlang der adriatischen Küste, eröffnete sich in Lecce – dem „Florenz des Südens“ – ein ungeahnter Blick auf die Kunst des Okzidents mit dem ornamentalen weißen „Lecceser Barock“. In der Basilicata, im Weltkulturerbe Matera und in Potenza, interessierte die Exkursionsgruppe neben den berühmten Ausmalungen der Felsenkirchen vor allem die Nord-Süd-Problematik Italiens, die autobiographisch von Carlo Levi in seinem Roman „Christus kam nur bis Eboli“ in erschütternden und eindringlichen Bildern geschildert wurde – ein karger Landstrich mit rauen und zugleich beeindruckenden kulturellen Zeugnissen, nach Orientierung suchend.

Auf den Spuren Goethes reiste die Gruppe weiter nach Neapel, Amalfi und Paestum, wo die Ästhetik der griechischen Tempel beeindruckend war; erschütternd wirkte hingegen der schlechte Zustand der Ausgrabungsstätten Pompejis, was große Fragen nach dem Umgang mit kulturellem Welterbe in unserer Zeit aufwarf. Die unüberbietbare kulturelle Vielfalt Italiens und die diversen Einflüsse griechischer, etruskischer, römischer und orientalischer Kultur, die das Christentum an den Wurzeln aufgesogen hat und bis heute in Philosophie, Geschichte und Kunst mitträgt, hat die Exkursionsgruppe tief beeindruckt und somit fiel der Abschied von Süditalien allen durchweg schwer.

Für die Ermöglichung der wissenschaftlichen Exkursion sei an dieser Stelle nicht nur den Exkursionsleitern gedankt, sondern der Dank gilt auch herzlich allen großzügigen Unterstützern der Exkursion, dem Bistum Dresden-Meißen, der Philosophischen Fakultät und der Gesellschaft von Freunden und Förderern der TU Dresden e.V. Mit ihrer Hilfe wurde diese Studienreise für Studenten erst ermöglicht.

(Text: Michael Wächter)



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