Enthüllung der ersten Gedenktafel des " Dresdner Revolutionsweges 1989"

am 8. August an der Dresdner Kathedrale

Gedenktafel

Enthüllten gemeinsam die Gedenktafel: Bürgermeister Winfried Lehmann, der Künstler Prof. Wolff-Ulrich Weder und Dompfarrer Klemens Ullmann. (Foto: Matthias Holluba)

Dresden, 09.08.2012 (KPI): Gestern Nachmittag enthüllten Bürgermeister Winfried Lehmann, Dompfarrer Klemens Ullmann und der Dresdner Künstler Prof. Wolff-Ulrich Weder an der Südostseite der Dresdner Kathedrale die erste Gedenktafel des "Dresdner Revolutionsweges 1989".

Dompfarrer Klemens UllmannIn seiner Ansprache vor der Enthüllung der Tafel rief der Dompfarrer den Anwesenden die Zusammenkünfte in dieser Kirche im Herbst 1989 ins Gedächtnis: "Die Tafel hier an der Hofkirche erinnert an die Kirchenbesetzung von Ausreisewilligen am 4. Oktober 1989 und an die Bürgerversammlungen am 9. und 17. Oktober 1989. Sie erinnert daran, dass wir am 7. Oktober hier schon eine 'Sanitätsstation' eingerichtet hatten, als auf dem Theaterplatz das 'Neue Forum' demonstrieren wollte. Unvergesslich ist jener Abend des 9. Oktober 1989 - ein Tag der großen Spannung und Hoffnungen: Etwas ganz Neues: eine freie Bürgerversammlung." Bei dieser Veranstaltung wollte die "Gruppe der 20", die sich spontan am Vorabend auf der Prager Straße gebildet hatte, die Dresdner Bürger über die Gespräche im Rathaus informieren. Dompfarrer Ullmann wies darauf hin, dass Kirchen damals als Versammlungsorte gewählt wurden, weil die Kirchen in der Bevölkerung den größten Vertrauensvorschuss hatten und die Stadt - aus politischen Gründen - dieser neu aufgekommenen Opposition keine Räume zur Verfügung stellen wollte. Die Kathedrale sei voller Menschen gewesen – "für alle, die damals dabei waren, ein bewegendes Erlebnis", so Ullmann. "Diese Gefühle, die Stimmung, die Erwartungen, die uns damals bewegten, kann man kaum beschreiben. Es war eine Stimmung des Aufbruchs nach den Tagen voller Spannung und Gewalt, nach dem großen Stau. Es war wie ein Vulkan, der ausbrach: man sprach offen aus, was man sonst nur hinter vorgehaltener Hand sprach." Zugleich mahnte er die Zuhörer gestern: "Wir alle sind verantwortlich für unsere Welt, unser Land, unsere Gesellschaft." Auch damals seien es Menschen voller Mut gewesen, die die Fesseln zerrissen und einen neuen Anfang wagten.

Bürgermeister Winfried Lehmann verwies in seiner Rede darauf, dass der "Dresdner Revolutionsweg" die Aufgabe habe, "die für die friedliche Revolution bedeutsamen Orte in einen historischen und symbolischen Zusammenhang zu stellen und damit die Ereignisse von 1989/90 für die Menschen in Gegenwart und Zukunft erlebbar zu machen und wachzuhalten". Noch in diesem Jahr sollen an sechs weiteren Orten in Dresden ähnliche Tafeln angebracht werden: an der Kreuzkirche, der Christuskirche (Strehlen), der Versöhnungskirche (Striesen), am Schauspielhaus, an der Gedenkstätte Bautzner Straße und am Zeitungsverlagsgebäude Hauptstraße.

Dompfarrer mit Herbert Wagner





















Unter den Gästen waren auch Dr. Herbert Wagner (2.v.r.), der im Oktober 1989 zur "Gruppe der 20" gehörte und später in Dresden Oberbürgermeister wurde, und ...

Frank Richter












... Frank Richter, der - damals Kaplan an der Dresdner Kathedrale - von Herbst 1989 an bis zu den ersten freien Wahlen im März 1990 einer der wichtigsten Exponenten der Bürgerbewegung in Dresden war. Heute leitet er die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung.




Fotos (3): Elisabeth Meuser



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