"Geistliche Persönlichkeit, die mit Christus und für seine Kirche lebt"

Landesbischof Bohl spricht Grußwort zur Verabschiedung von Bischof Reinelt

Landesbischof Jochen BohlGrußwort zum Abschied von Bischof Reinelt am 26. April 2012:

Lieber Bruder Reinelt,

so reden wir uns an, und diese Anrede bringt das starke Band des Glaubens zum Ausdruck, in dem wir uns verbunden wissen. Wir bezeugen den barmherzigen Gott, den wir als unseren Vater anbeten, wie Jesus Christus es gelehrt hat. Darum sehen wir uns, in einem geistlichen Sinn, als Brüder.

Meine Damen und Herren,

ich habe Bischof Joachim Reinelt als einen ökumenisch gesonnenen Christenmenschen kennengelernt. Diese Haltung hatte einen lebensgeschichtlichen Hintergrund, der sie stark und belastbar gemacht hat. Wie Sie wissen, gehörte die Familie Reinelt zu den vielen Vertriebenen aus Schlesien, die sich nach dem Ende des 2. Weltkrieges im lutherischen Sachsen niederließen und hier eine neue Heimat fanden. Oft hat Bischof Reinelt mir davon erzählt, wie unkompliziert und herzlich die Katholiken in den evangelischen Kirchgemeinden aufgenommen und die Kirchen geöffnet wurden, so dass die Messe gefeiert werden konnte. Als junger Kaplan ist er viel im Erzgebirge unterwegs gewesen, um die Flüchtlingsgemeinden zu betreuen, und darüber hat er die lutherische Spiritualität schätzen gelernt, wie auch das Leben und die geistlichen Prägungen in den evangelischen Pfarrhäusern. Diese Erfahrungen haben den Boden für das gute ökumenische Miteinander der Konfessionen in unserem Land bereitet, zu dem er in seinen Jahren als Diözesanbischof nach Kräften beigetragen hat.

Persönlich bin ich dankbar, dass ich mit Ihnen, lieber Bruder Reinelt, zusammenarbeiten durfte. Ich durfte Sie kennenlernen als eine geistliche Persönlichkeit, die mit Christus und für seine Kirche lebt. Ich habe Ihnen aufmerksam zugehört in Ihren Predigten und Ansprachen, im Gespräch und stets mit Gewinn. Wir haben sehr oft zusammen amtiert; viele Begegnungen und festliche Gottesdienste werden mir unvergesslich bleiben. Dazu gehört insbesondere der ökumenische Gottesdienst anlässlich der Weihe der Frauenkirche (2004), in dem Sie die Freude der katholischen Mitchristen über den Wiederaufbau authentisch und in bewegender Herzlichkeit ausdrückten. Ein bedeutendes Ereignis war auch die ökumenische Vesper anlässlich des Bischof-Benno-Jubiläums im Dom zu Meißen 2006, das wir erstmals in versöhnter Gemeinschaft begangen haben. Als im letzten Jahr erstmals ein Sachse seliggesprochen wurde, der sorbische Kaplan Alois Andritzki, ein Märtyrer in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur, hatten Sie mich eingeladen, zu den Teilnehmern der Prozession vor der Frauenkirche zu sprechen. Das war ein hoffnungsvolles Signal und wurde auch so verstanden.

Ich darf sagen: Die Zusammenarbeit der Bischöfe – auch schon mit meinen Amtsvorgängern Kreß und Hempel – im ökumenischen Geist hat beiden Kirchen gut getan und das christliche Zeugnis in einer säkularen Umgebung gestärkt. Das herzliche und unkomplizierte Miteinander war eine gute Grundlage für gemeinsames Handeln in der Öffentlichkeit; so in der klaren Positionierung gegen die neuen Nazis oder als es um die freien Schulen ging.

Angesichts der 24 Dienstjahre im Bischofsamt bis zum wohlverdienten Ruhestand sehe ich mit größtem Respekt auf die geistliche Haltung und die Dienstbereitschaft, in der Sie, verehrter Bruder Reinelt, ihr Amt ausgeübt haben.

Ich bin dankbar, dass die wechselseitige Anrede als „Bruder“ keine Formalie war, sondern eben das Vertrauen ausdrückt, das uns verbindet und gewachsen ist – indem wir miteinander getan haben, was uns aufgetragen ist.

Nun hat der Ruhestand für Sie begonnen. Ich wünsche Ihnen einen erfüllten neuen Lebensabschnitt. Meine Segenswünsche und mein Gebet begleiten Sie.

Jochen Bohl
Landesbischof der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens



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