Gespräch im Heiligen Geist

Pfarrer Benno Schäffel berichtet über die Priesterwerkwoche 2012 in Schmochtitz

Bei der Priesterwerkwoche 2012.

Bei der Priesterwerkwoche 2012.

Schwer in Worte zu fassen, was rund 90 Priester des Bistums Anfang Oktober bei Ihrer jährlichen Priesterwerkwoche in Schmochtitz erlebt haben. Als „Gespräch im Heiligen Geist“ versuchte jemand die Atmosphäre zu beschreiben.

Eigentlich handelte es sich um eine jährliche berufliche Fortbildung, wie sie heute von jedem erwartet wird und die man von Priestern angesichts der wachsenden Komplexität unserer Zeit zumal verlangen muss.

Doch seit sich unser Bistum entschieden hat, mit dem Dialogprozess ernst zu machen, erscheint die Priesterwerkwoche in einem neuen Design. Es geht vor allem um die Einübung jener Haltungen, aus denen heraus Dialog möglich wird. Darum sind das Gespräch und das bewusste Hinhören die bestimmenden Programmelemente und es geht nicht um die Abarbeitung von Themen, sondern um einen Prozess im Miteinander.

Während im vergangenen Jahr Vertreter aus den Gemeinden eingeladen waren, vom Podium her zu sagen, wie sie den Priester erleben, waren in diesem Jahr vier Gäste im Podium, die aus ganz anderen Lebenswelten kamen, als denen, mit denen viele der anwesenden Priester vertraut sind: Eine im Dienst an ihrer Umgebung erkennbar stark engagierte Frau betonte, dass sie dazu den Glauben nicht brauchte. Ein Bauunternehmer erzählte, wie er an die 1000 Mitarbeiter entlassen musste, von denen 990 ihn nach wie vor auf der Straße grüßen. Eine geschiedene Mutter von vier Kindern schenkte bewegend Einblick in die Widerfahrnisse ihrer Lebensgeschichte. Eine Journalistin und Marketing-Chefin ließ verstehen, dass ihr im Missionsgebaren der Kirche die Gelassenheit fehle. Für die Priester sollte es darum gehen, die Lebenswelt der Podiumsgäste zu verstehen, ohne Urteil. Eine anspruchsvolle Übung.

„Im Heute glauben“ ist die Überschrift über dem Dialogprozess, zu dem Erzbischof Zollitzsch im Herbst 2010 im Namen der Bischofskonferenz eingeladen hat. Wir müssen verstehen, was das Heute der Menschen ist, um daran das Evangelium neu zu lernen. Das war während der Priesterwerkwoche die Erkenntnis aus der Begegnung mit der Lebensgeschichte von Johannes XXIII., der mit eben jener Sensibilität für die Menschen und Ereignisse seiner Zeit gelebt hat und deshalb den Impuls spürte, ein Konzil einzuberufen, das der Kirche helfen sollte, Kirche in der Welt von heute zu werden.

Es war deutlich spürbar: Wir brauchen den anderen, wir brauchen seine „Wahrheit“, um zu einer klareren Erkenntnis Gottes und seines Willens zu gelangen. Die Priester haben sich dieser Erkenntnis auch in Bezug auf ihre eigene Praxis gestellt, in der sie vielfach ganz vereinzelt sind. Und sie haben im Austausch miteinander eine lange Liste erstellt, wie sie das „Gespräch im Heiligen Geist“ im Alltag fortsetzen, und wie sie überhaupt das Leben miteinander teilen können.

Bei einem gemeinsamen Theaterbesuch im Bautzener Puppentheater (gegeben wurde Faust) mit anschließendem "Festessen" spürte man, dass sich die anwesenden Priester im Presbyterium zuhause fühlen.

Ordinariatsrat Benno Schäffel,
Leiter der Abteilung Pastoral im Bischöflichen Ordinariat Dresden



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