Leutersdorfer Pfarrei erinnert an Pfarrer Aloys Scholze

Der Geistliche kam 1942 im KZ Dachau ums Leben

Aloys Scholze

Aloys Scholze (1893 - 1942)

Leutersdorf, 29.08.2012 (KPI): Aus Anlass des 70. Todestags von Pfarrer Aloys Scholze, der am 1. September 1942 im Konzentrationslager Dachau ums Leben kam, feiert Bischof em. Joachim Reinelt am Sonnabend, 1. September, um 10 Uhr eine Heilige Messe in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Leutersdorf. Zwei Tage zuvor, am 30. August, findet um 19 Uhr aus dem gleichen Grund ein Podiumsgespräch im Gemeindezentrum statt. Dabei werden Zeitzeugen und Historiker über den Leutersdorfer Geistlichen Aloys Scholze (1893 – 1942) sprechen.

Es diskutieren: Johannes Scholze (Hoyerswerda), Großcousin von Aloys Scholze; Sylvia-Maria Reiffenstein (Gundelfingen), Großnichte von Dr. Helmut Klotz; Dr. Andreas Morgenstern (Stuttgart), wissenschaftlicher Mitarbeiter am Haus der Geschichte in Stuttgart; Dr. Siegfried Seifert (Bautzen), langjähriger Leiter des Diözesanarchivs in Bautzen; Günter Schütz (Berlin), Bildhauer. Moderiert wird der Abend von Monsignore Winfried Pilz, langjähriger Präsident des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“ und heute Pfarrer der deutschsprachigen Gemeinde in Prag.



Zur Person: Aloys Scholze


Aloys Scholze kam am 4. September 1893 in Dresden zur Welt. Der Vater, von Beruf Buchhändler, starb bereits 1904 mit 43 Jahren. Als Schneiderin ernährte die Mutter die Familie und gab den vier Söhnen und drei Töchtern der Familie eine tiefe religiöse Prägung.

Nach dem Abitur entschloss sich Aloys Scholze zum Theologiestudium und für den Priesterberuf. Er ging an die Universität Breslau. 1915 wurde er zum Kriegsdienst nach Frankreich eingezogen. Nach Kriegsende kehrte er zum Studium nach Breslau zurück. 1920 fand er Aufnahme im Priesterseminar in Paderborn.

Am 7.8.1921 wurde er in Paderborn zum Priester geweiht. Nach Stationen als Kaplan in Gera und Leipzig-Lindenau bekam er 1928 die neugegründete Seelsorgestelle Kunnersdorf auf dem Eigen in der Lausitz als Pfarrer übertragen. Nach drei Jahren Aufbauarbeit wurde er 1931 Pfarrer von Leutersdorf in der Lausitz.

Im September 1933 erhielt er einen Anruf aus Bautzen mit der Anfrage, ob er zu Hause sei, weil Besuch käme. Gegen 23.30 Uhr traf ein Auto im Leutersdorfer Pfarrhaus ein. Darin: Dr. Joseph Wrede vom katholischen Volksverein in Berlin und der von den Nazis verfolgte Helmut Klotz. Wrede bat Pfarrer Scholze, den von den Nazis gesuchten Helmut Klotz über die nahegelegene Grenze in die Tschechoslowakei zu bringen. Nach der Messe am kommenden Morgen brachte der Pfarrer Helmut Klotz über die Grenze nach Philippsdorf. Dr. Wrede war noch nachts zurückgefahren, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Das Unternehmen schien geglückt.

Schwer litt Pfarrer Scholze in den folgenden Jahren unter der Auflösung der katholischen Jungschar und der katholischen Schule in seiner Gemeinde. Als in Leutersdorf ein Gefangenenlager für Belgier und Franzosen eingerichtet wurde, hielt er regelmäßig Gottesdienste für die Gefangenen und predigte ihnen auf Französisch. Da von den Wachmannschaften, die die Gefangenen begleiteten, keiner Französisch verstand, konnte er den Gefangenen in seinen Predigten nahekommen und viel Trost spenden.

Anfang Juni 1941 brach das Verhängnis über Pfarrer Scholze herein. Die Gestapo holte ihn aus dem Religionsunterricht in Eibau, einer Außenstation der Pfarrei von Leutersdorf, zur Vernehmung. Gegenstand des Verhörs: seine Mithilfe bei der Flucht von Helmut Klotz 1933. Nach dem Verhör kehrte er ins Pfarrhaus zurück.

Am 5. Juni 1941 wurde er hier verhaftet. Er kam zunächst ins Dresdner Polizeigefängnis. Dann wurde er nach Maltheuern bei Brüx (Böhmen) gebracht. Von dort wurde er am 2.8.1941 in das KZ Dachau als Häftling mit der Nr. 26 841 geschafft.

Scholze starb am 1. September 1942 an Darmtyphus im KZ Dachau. Dem Bruder des Verstorbenen gelang es, die Herausgabe der Asche des Toten zu erwirken; in einer Konservenbüchse wurde sie der Familie übersandt. Die Beisetzung erfolgte am 9. Oktober 1942 auf dem Alten Katholischen Friedhof in Dresden in der Priestergruft. Viele seiner Mitbrüder im Priesteramt und zahlreiche Gläubige aus seiner ehemaligen Pfarrei in Leutersdorf nahmen an der Beerdigung teil.

In seiner ehemaligen Pfarrei in Leutersdorf trägt die Straße, in der das Pfarrhaus liegt, seinen Namen. Die Leutersdorfer Pfarrei erinnert alljährlich am 1. September an ihren verdienstvollen Seelsorger.

MB



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