Eine Woche weg vom Alltag

Ora et labora - gemeinsam beten und arbeiten im Haus HohenEichen

Das Gästehaus des Hauses HohenEichen

Das Gästehaus des Hauses HohenEichen


Einer der Wege auf dem Gelände des Hauses HohenEichen in Dresden wurde vom Regenwasser unterspült. Aber davon sieht man jetzt nichts mehr, weil die Reparaturarbeiten schon begonnen haben. Denn zum Glück gibt es einen Ingenieur und Architekten aus Ebersbach/Sa. bei den Teilnehmern der diesjährigen „Ora et labora“-Tage (2.-9. September). Er hat sich dieses Problems gemeinsam mit einem Gast aus Olpe (Nordrhein-Westfalen) angenommen. Beide kommen seit vielen Jahren hierher. Die Arbeiten sind im vollen Gange, Werkzeuge und die Schubkarre stehen bereit, die Randsteine sind freigelegt. Der Mann vom Fach erklärt, dass hier eine Ablaufrinne fehlt, die das Wasser geregelt abführt. Eine solche soll gebaut werden; dazu werden neue Randsteine etwas schräg neben den alten in den Boden gebracht, so dass sie gemeinsam die neue Abflussrinne bilden.

Arbeiten an der Ablaufrinne

Die Abflussrinne wird anglegt.


Über das ganze Gelände des Exerzitienhauses hinweg ist der Lärm eines Schredders zu hören: In einem Waldstück sind zwei Gäste aus Dresden und Pirna damit beschäftigt, Äste zu zerkleinern, damit diese nicht so viel Platz wegnehmen. Beide sind schon zum zweiten Mal hier. Sie tragen Gesichts- und Hörschutz, ihre Kleidung ist mit kleinen Holzsplittern bedeckt. Bevor sie hierher fuhren, hatten sie sich Gedanken gemacht, ob es sich überhaupt lohne, diese eine Woche wertvollen Urlaubs für eine Gebets- und Arbeitswoche zu opfern – man könne doch auch etwas Sinnvolleres machen oder mit Familie oder Freunden Zeit verbringen, erzählen sie. „Ich war das erste Mal als Student dabei, jetzt arbeite ich schon zwei Jahre“, berichtet einer von Beiden; jetzt mit Familie sei das schon etwas anderes, eine Woche nicht zu Hause zu sein. Aber beide sind froh, hier teilzunehmen, um vom Alltag wegzukommen. „Man muss sich hier um nichts kümmern, man hat Zeit für sich“, sagt der Eine, der Andere fügt hinzu: „Ist mal was anderes als Büroalltag.“

Schredder und Schubkarre im Wald

Mit diesem Schredder wird das Holz zerkleinert.


Die Arbeiten in HohenEichen sind vielfältig: der Zaun muss gestrichen werden, Beete und Rabatten brauchen Pflege, und die Sträucher sollen ihren Herbstschnitt bekommen. Außerdem warten Äpfel und Birnen auf ihre Ernte.


Die Teilnehmer sind jedoch nicht nur zum Arbeiten hier, das Gebet spielt im Rhythmus des Tages eine wichtige Rolle. So gibt es neben der Arbeit und den Mahlzeiten feste gemeinsame Gebetszeiten und eine Stunde der Stille – und natürlich auch Freizeit.


Ursula Weßner hat vor einigen Jahren gemeinsam mit Pater Markus Franz SJ die „Ora et labora“-Tage im Haus HohenEichen eingeführt. Mittlerweile leitet sie diese Woche, die jedes Jahr Anfang Herbst angeboten wird, zusammen mit Pater Petrus Köst SJ. Sie ist für die morgendlichen Impulse verantwortlich, die jedem Tag ein Thema geben. „Ich will mit einfachen Worten auf Wesentliches hinweisen“, sagt sie selbst. Weil sie Christen wie auch Nichtchristen, Menschen, die auf der Suche sind, ansprechen möchte, verwende sie viele Bilder aus der Pflanzen- und Tierwelt, die jeder verstehen kann, berichtet sie. Mit einem Augenzwinkern fügt sie hinzu, dass man dabei auch meist noch etwas über die Natur lernen kann.
Der Kurs wolle durch den Tagesrhythmus und das regelmäßige Innehalten weg vom Alltag führen und den Teilnehmern dadurch „mehr Leben und mehr Lebenslust“ ermöglichen, so die Leiterin.

Gebäude auf dem Gelände des Hauses HohenEichen

Die verschiedenen Gebäude auf dem Gelände des Hauses HohenEichen (v.l.n.r. "Jägerhaus", Jesuitenhaus, Kapelle, Gästehaus, Seminargebäude)


Die Gäste genießen die Tage im Haus HohenEichen; die meisten sind hier, um Kraft zu tanken. „Das Teilnehmerfeld wechselt, doch ein fester Stamm ist immer dabei“, sagt Frau Weßner. Deshalb freuen sich viele Besucher nicht nur auf Ruhe und Besinnung, sondern auch auf neue Gesichter und alte Bekannte.


Nachdem sie sich abends von dem Schmutz der Arbeiten befreit haben, treffen sich alle in der Kapelle. Hier wird gemeinsam der Tag reflektiert und ausgewertet, als Abschluss die Komplet, das Nachtgebet der Kirche, gebetet. Anschließend kann der Abend bei einem Glas Bier oder Wein im Clubraum ausklingen.


Nach einer erholsamen Nacht können dann am nächsten Vormittag die Arbeiten weitergehen. Die Abflussrinne soll bis zum Ende der Woche fertig werden, und auch im Wald sind noch viele Äste, die geschreddert werden wollen. Der Zaun ist lang, und es ist noch nicht alles Obst von den Bäumen abgenommen.


Am Sonnabend fahren dann alle wieder nach Hause – stolz auf die geleistete Arbeit, gestärkt durch die geistlichen Impulse, die Gebete und die erfahrene Gemeinschaft. Sie sind nun bereit, im Alltag wieder voll durchzustarten.

 

Der Zaun wird gestrichen

Zwei Teilnehmer streichen den Zaun.


Text und Fotos: Johannes Siegburg



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