Herzlichen Glückwunsch, Prälat Scheipers!

Hermann Scheipers wird 99 und begeht sein 75-jähriges Priesterjubiläum

Prälat Hermann Scheipers

Prälat Hermann Scheipers

Dresden/Ochtrup, 23.07.2012 (KPI): Er ist der älteste Priester des Bistums Dresden-Meißen und hat in Kürze gleich zweifach Grund zur Freude: Prälat Hermann Scheipers. Morgen, am Dienstag, 24. Juli, kann er seinen 99. Geburtstag begehen. Den 75. Jahrestag seiner Priesterweihe (1. August 1937) feiert er dann mit einer Dankmesse am Sonntag, 5. August, um 8.30 Uhr in seinem Geburtsort Ochtrup, wo er seit seinem Eintritt in den Ruhestand 1983 lebt. Zu der feierlichen Messe wird auch eine große Delegation des Bistums Dresden-Meißen, angeführt von Diözesanadministrator Michael Bautz, Bischof em. Joachim Reinelt und Weihbischof em. Georg Weinhold, ins Münsterland reisen.

Letzter überlebender deutscher Priester des KZ Dachau

Hermann Scheipers ist der letzte überlebende deutsche Priester des KZ Dachau. Er war einer von fast dreitausend christlichen Geistlichen, die von den Nationalsozialisten in den Jahren von 1933 bis 1945 als „Staatsfeinde“ in Dachau inhaftiert waren. Der Grund für seine Verhaftung: als junger Kaplan hatte er sich in seiner Pfarrei in Hubertusburg/Wermsdorf für Kriegsgefangene eingesetzt, wollte mit ihnen einen Gottesdienst feiern.
Unter Lebensgefahr hielt seine Zwillingsschwester Anna in den folgenden Jahren den Kontakt zu ihrem inhaftierten Bruder, schmuggelte Briefe, Lebensmittel und Medikamente ins Lager. 1942 rettete sie ihn und viele weitere Priester durch eine mutige Intervention beim SS-Reichssicherheitshauptamt in Berlin vor dem Abtransport als "nicht arbeitsfähig" aus dem Invalidenblock des KZ Dachau in die NS-Tötungsanstalt Hartheim bei Linz. 

Flucht auf dem „Todesmarsch“

Am 27. April 1945, zwei Tage vor der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau durch amerikanische Streitkräfte, gelang Scheipers auf einem „Todesmarsch” die Flucht in die Freiheit. Schon 1946 kehrte er ins Bistum Meißen zurück, wo er bald mit dem SED-Regime in Konflikt geriet.
Scheipers wirkte nach dem Zweiten Weltkrieg im heutigen Bistum Dresden-Meißen als Seelsorger in Radebeul, Berggießhübel, Dresden-Johannstadt, Freital, Wilsdruff und Schirgiswalde. In der Schirgiswalder Pfarrei Mariä Himmelfahrt war er von 1960 bis 1983 Pfarrer. 1983 trat er in den Ruhestand und kehrte in sein Heimatbistum Münster zurück.
Bis ins hohe Alter berichtete Prälat Scheipers vor Schulklassen und bei Bildungsveranstaltungen von seinen Erlebnissen unter dem Hitler-Regime und im SED-Staat. Vortragsreisen führten ihn nach Spanien und in die USA, ebenso war er nach Frankreich und in die Niederlande eingeladen.

Vielfältige Ehrungen

Hermann Scheipers ist Ehrendomkapitular des Domkapitels St. Petri. Für seine Verdienste hat er zusammen mit seiner Schwester Anna im November 2002 das Bundesverdienstkreuz am Bande erhalten. 2012 bekam er das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen.
2003 wurde Pfarrer Scheipers 89-jährig von Papst Johannes Paul II. zum Päpstlichen Ehrenprälaten ernannt. Er ist außerdem Ehrenbürger der Stadt Schirgiswalde, der Gemeinde Hubertusburg/Wermsdorf und von Williamsport in den USA.

MB


HINWEIS:

Die Autobiografie Hermann Scheipers ist unter dem Titel „Gratwanderung – Priester unter zwei Diktaturen“ im St. Benno Verlag in Leipzig erschienen - inzwischen in 6. Auflage. Als Zeit- und Glaubenszeuge findet sein außergewöhnliches Lebensbild nach wie vor große Beachtung in der Literatur, in vielen Radio- und Fernsehbeiträgen. Das Medienzentrum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe in Münster stellte erst vor wenigen Monaten einen DVD-Film in deutscher, englischer und polnischer Fassung vor, in denen Prälat Scheipers ausführlich über seine Erfahrungen unter dem NS-Regime berichtet sowie einen ROM-Teil mit weiteren Text- und Bildquellen, der sogar sehr gut für die historische Bildungsarbeit eingesetzt werden kann.

In der Pfarrkirche St. Lambertus wird zum 5. August die Ausstellung „Geistliche im KZ“ präsentiert und zudem als weiterer Banner ein Auszug aus dem international erfolgreichen Ausstellungsprojekt „Gedächtnisbuch für die Häftlinge des KZ Dachau - Namen statt Nummern“ mit einem Beitrag über den inzwischen selig gesprochenen Karl Leisner, an dessen Priesterweihe im KZ Dachau auch Hermann Scheipers teilnahm. 


Mehr Informationen zum Leben von Prälat Hermann Scheipers finden Sie in unserem Archiv-Beitrag zu seinem 70. Priesterjubiläum - zum Lesen hier klicken...



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