75 Jahre Priester: Hermann Scheipers feierte seltenes Jubiläum

am 5. August in Ochtrup

Konzelebranten

Der Jubilar Hermann Scheipers am Altar (3.v.r.) zusammen mit Bischof Dr. Felix Genn (4.v.r.) und Bischof em. Joachim Reinelt (5.v.r.)

Ochtrup, 06.08.2012: Am 24. Juli feierte Prälat Hermann Scheipers seinen 99. Geburtstag. „Das ist eine große Gnade, dass ich das erleben darf“, sagte er. Am vergangenen Sonntag, 5. August, gab es einen weiteren Festtag in seinem Lebenslauf: Hermann Scheipers feierte den 75. Jahrestag seiner Priesterweihe mit einem Dankgottesdienst in der Lambertikirche mit vielen Wegbegleitern und Gästen aus dem In- und Ausland. Er ließ es sich nicht nehmen, selbst mit am Altar zu stehen und in Konzelebration mit Bischof Dr. Felix Genn (Hauptzelebrant), Bischof em. Joachim Reinelt (Dresden-Meißen), Diözesanadministrator Michael Bautz (Bistum Dresden-Meißen), Pfarrer Josef Wichmann (Ochtrup), Pfarrer Martin Prause (Schirgiswalde) und Pfarrer em. Ludger Bügener (Ochtrup) die Eucharistie zu feiern.

Die Pfarrkirche war festlich geschmückt. Der Kirchenchor sorgte für den musikalischen Rahmen, stimmte mit Macht das Lied „Singt dem Herrn eine neues Lied“ an. Gemeindepfarrer Josef Wichmann freute sich über den rüstigen Mitbruder: „75 Jahre Priester, das ist ein großes Geschenk, das dir, lieber Hermann, und auch uns mit dir zuteil wird. Die Gemeinde St. Lambertus, in der du aufgewachsen bist, hier deine Berufung erkannt hast und nun als Emeritus lebst und das Seelsorgeteam nach besten Kräften unterstützt, freut sich mit dir, heute dieses seltene Jubiläum begehen zu können“.

Begrüßungsworte des Jubilars

"Im Blick auf mein heutiges Jubiläum sind mir bereits in der Vergangenheit manche Ehrungen und Lobensworte für mein Leben zuteil geworden. Alldem aber möchte ich das Wort des heiligen Augustinus entgegenhalten: 'Lobenswert im Leben ist allein die Bitte um Vergebung'. Das betrifft vor allem mich mit meinem langen Leben", sagte Prälat Hermann Scheipers in seinen Begrüßungsworten und bat um Vergebung.

Mit geistiger Frische schilderte der Jubilar - spürbar bewegt - kurz sein priesterliches Leben unter zwei Diktaturen. Konzentriert am Ambo stehend und ohne auf sein Manuskript zu schauen, sprach der 99-Jährige. Seine Ergriffenheit war ihm anzusehen. Scheipers' Worte (zum Nachzulesen: hier herunterladen) bewirkten in den Mitfeiernden Freude, Bewunderung und Dankbarkeit.

Diözesanbischof Dr. Felix Genn, Münster, predigte im Festgottesdienst

„Die Worte, die uns Mitbruder Pfarrer Scheipers in seiner Begrüßungsrede geschenkt hat, sind ein Zeugnis, das sein eigenes Leben als Priester in diesen 75 Jahren lebendig zusammenfasst“, sagte Diözesanbischof Dr. Felix Genn in seiner Predigt. „In diesem Alter, mit dieser erstaunlichen Art des Geistes, hat er uns bereits einen Weg geschenkt. Mehr noch, dieses Leben, auf das wir heute zurückschauen, ist eine Predigt für sich, auf die das Wort von Papst Paul VI. zutrifft: 'Was die Menschen unserer Tage suchen, sind in erster Linie nicht Lehrer, sondern Zeugen. Wenn es Lehrer sind, dann deshalb, weil es Zeugen sind.' So können meine Worte in dieser Stunde nur einige kleine Anmerkungen sein zu diesem kraftvollen lebendigen Zeugnis des Glaubens“, betonte Genn. „Wir haben gespürt, dass Scheipers wesentlich aus dem Gebet der Psalmen sein geistliches Leben gestaltet.“ Ausdrücklich würdigte der Bischof dabei die Standhaftigkeit und Verdienste des Seelsorgers im Widerstand gegen Staatswillkür und Diktatur - zuerst zu Zeiten des Nationalsozialismus, später unter dem Regime der DDR.

Gäste von nah und fern

Fast zwei Stunden dauerte die feierliche Liturgie anlässlich des 75-jährigen Priesterjubiläums. Nach dem Auszug gab es dann im gegenüberliegenden Clemens-August-Heim einen festlichen Empfang. Lang war die Schar der Gratulanten, als Verwandte, Freunde und langjährige Wegbegleiter dem Jubilar Glück und Segen wünschten.
Der polnische Konsul Wieslaw Ratynski hatte eine besondere Überraschung dabei: Er überreichte dem Jubilar ein Dokument, in dem die Verdienste von Prälat Hermann Scheipers für die deutsch-polnische Aussöhnung hervorgehoben werden.
Er dankte Scheipers im Namen seiner Landsleute: "In der dunkelsten Stunde der Menschheit haben Sie durch Ihre Taten eindrucksvoll bewiesen, welch ein großartiger Mensch und Priester Sie sind. Als Seelsorger für polnische Zwangsarbeiter haben Sie das wesentliche Zeugnis vom Glauben und Mut aufgewiesen. Damit haben Sie den Grundstein für die deutsch-polnische Aussöhnung gelegt und dazu beigetragen, dass Deutschland und Polen heute eine derart gute und freundschaftliche Nachbarschaft pflegen. Ihr Engagement bleibt in meiner Heimat unvergesslich – wir alle sagen: dziekujemy!"

Ehrung

Der polnische Konsul verliest die Ehren-Urkunde, bevor er sie überreicht.


Unter den Gästen weilten auch Ordensfrauen, Johannes-Schwestern aus Den Haag, Domkapitular Walter Böcker aus Münster, der im Bonifatiuswerk lange Jahre mit Prälat Scheipers zusammenarbeitete, und in ökumenischer Verbundenheit aus der evangelischen Schwestergemeinde Pfarrer Albrecht Philipps. Aber nicht nur Gäste aus dem kirchlichen Raum, sondern auch aus Politik und Verwaltung fanden sich ein. Dabei auch Regierungspräsident  Prof. Dr. Reinhard Klenke, Münster, der dem Jubilar im Auftrag des Bundespräsidenten im Mai das Bundesverdienstkreuz erster Klasse überreicht hatte, und Kai Hutzenlaub, Bürgermeister der Stadt Ochtrup.

Zu den Feierlichkeiten war bereits am Vortag eine große Delegation des Bistums Dresden-Meißen, angeführt von Diözesanadministrator Michael Bautz, Bischof em. Joachim Reinelt, Weihbischof em. Georg Weinhold und Domkapitular em. Bernhard Rachwalski, ins Münsterland gereist sowie ein Bus mit Katholiken aus der Pfarrei Schirgiswalde mit ihrem Pfarrer Martin Prause. Dabei wurden viele Erinnerungen ausgetauscht. Genau die Hälfte seiner gesamten Priesterjahre war Scheipers in Schirgiswalde (südlich von Bautzen) tätig.

Schirgiswalder

Erinnerungsfoto: Die Gäste aus Schirgiswalde zusammen mit ihrem früheren Pfarrer Hermann Scheipers


Drei Schirgiswalder Pfarrer

3 Schirgiswalder Pfarrer (v.l.): Alexander Paul (1983-2011), Hermann Scheipers (1960-1983) und Martin Prause (seit 2011)

Text und Fotos: Hermann-Josef Pape



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