"Wir können anpacken!"

Junge Menschen aus verschiedenen Teilen Deutschlands helfen beim Aufräumen nach der Flut

Helfer aus NRW und Riesa
Nur eine kurze Pause für ein Gruppenfoto: Helferinnen und Helfer aus NRW und aus der katholischen Pfarrei Riesa

Gößnitz, Leisnig, Riesa, 14.06.2013: Seit dem Beginn der 72-Stunden-Aktion ist Diözesanjugendpfarrer Ralph Kochinka unterwegs, um einige der Gruppen zu besuchen. Zuerst traf er sich mit einigen der von auswärts gekommenen Helferinnen und Helfer, die an verschiedenen Orten im Bistum Dresden-Meißen die Menschen unterstützen, die Flutschäden zu beseitigen. Im Folgenden berichtet er:


"Nach dem Aufruf des BDKJ, sich im Rahmen der 72-Stunden-Aktion als Helfer für die von Hochwasser betroffenen Gebiete zur Verfügung zu stellen, sind insgesamt sieben Gruppen ins Bistum Dresden-Meißen gekommen. In Altenburg traf ich fünf junge Erwachsene aus Köln, die gerne helfen wollten und dann über die Zentralstelle des BDKJ zu uns vermittelt wurden.
Zunächst wussten sie gar nicht genau, wo denn Altenburg liegt, und hatten nichts vom Hochwasser dort gehört. Über verschiedene Kontakte in ihrem Pfarreien kam dann eine kleine Kleiderspendenaktion in Gang. Gestern Abend erreichten sie nun mit zwei Kleintransportern voller Kleiderspenden das thüringische Altenburg. Heute morgen lotste ich sie von dort aus nach Gößnitz zu ihrem Einsatzort.

In Gößnitz war die Pleiße über die Ufer getreten gewesen und hatte ganze Stadtteile geflutet, die sonst nie betroffen waren. Hier sammelten sich nun in den Straßen große Sperrmüllhaufen. Man hatte den Eindruck, dass manche Familien ihren ganzen Hausrat durchnässt und verschlammt auf die Straße stellen mussten.
Der Verantwortliche des Bauamtes, der die vier jungen Männer und eine Frau begrüßte, fragte gleich direkt, ob sie bereit seien, auch schmutzige Arbeit zu leisten. Der Grund für seine Frage: Es seien schon andere Helfer gekommen, die aber nicht alles machen wollten...
"Wir sind gekommen, um zu helfen, ganz gleich, was es ist. Wir können anpacken!", erhielt er als Antwort - und nahm die neuen Helfer mit, damit sie Sperrmüll in einen Greifer werfen, den eine schwedische Firma der Stadt Gößnitz zur Behebung der Flutschäden kostenlos zur Verfügung gestellt hatte.
Ich bedankte mich noch einmal bei den freundlichen Rheinländern und wünschte ihnen viel Kraft für ihre Arbeit.

In Leisnig war die Gruppe heute noch nicht da, weil einige noch zur Schule und zur Arbeit mussten. Sie reisen erst heute abend an, um morgen dann in einem evangelischen Kindergarten in Colditz zu helfen, nasse Fußböden herauszureißen, wie mir Pfarrer Andreas Leuschner sagte, der die Gruppe in Leisnig aufnimmt und versorgt.

In Riesa fuhr ich mit Pfarrer Ludger Kauder, der schon tagelang im Dauereinsatz ist, zu Jugendlichen, die aus Schloss Holte-Stukenbrock bei Detmolt angereist sind. Unterwegs berichtete er von dramatischen Situationen in den vergangenen Tagen: Viele seiner Gemeindemitglieder hat es wiederholt getroffen, auch in Ortsteilen und Dörfern, die bisher nicht überspült waren. Die gegenseitige Hilfe der Menschen sei groß und mache Mut, berichtete er.
Ursprünglich hatten sich 15 Jugendliche der Kolpingjugend Schloss Holte-Stukenbrock angemeldet. Weil einige noch Freunde begeisterten, mitzuhelfen, waren insgesamt 25 (!) nach Riesa gekommen. Angesichts der Hochwasserschäden in vielen Teilen Deutschlands verwarfen sie ihren Plan, im Rahmen der 72-Stunden-Aktion einen Kinderspielplatz zu sanieren - das könne warten, fanden sie und meldeten sich über die BDKJ-Zentrale als Helfer in Hochwassergebieten an.
So wurden sie unserem Bistum zugeordnet und nach Riesa geschickt.

Pfarrer Kauder ist begeistert über so motivierte und engagierte Jugendliche. Zusammen mit Jugendlichen seiner Pfarrei sind sie nun im Einsatz in vom Hochwasser überfluteten Dörfern bei Riesa.
Auf der Fahrt dorthin kamen wir an Polizeisperren vorbei, die nur Anwohner, Rettungskräfte oder eben Seelsorger passieren dürfen. "Schon wieder der Pfarrer!", lachte ihn der Polizist an und ließ uns durchfahren. In den letzten Tagen hat Pfarrer Kauder nicht nur im Krisenstab mit Polizisten, Soldaten und THW aus unterschiedlichsten Teilen Deutschlands zusammengearbeitet. Selbst in dieser Situation findet er immer noch Kraft für aufmunternde Scherze.

Das kleine Dorf Moritz ist erst wieder seit zwei Tagen von einer Seite her erreichbar, und das auch durch ca. 10 cm Wasser auf einer tiefen Stelle der Straße.
Hier hatte das Wasser der Elbe die Flutgräben verlassen und war über Felder von allen Seiten in den Ort gelaufen. Vor allen Häusern stehen jetzt bergeweise Wohnungsgegenstände und Möbel. Die Jugendlichen aus Detmolt halfen bei unserer Ankunft gerade einem älteren Ehepaar, ihr Haus auszuräumen. Der Mann, an ein Atemgerät gebunden, bedauerte, nicht mehr mit anpacken zu können. Er musste mit ansehen, wie die Helfer die vom Hochwasser verdorbenen Gegenstände aus seinem Haus auf die Straße räumten.
Für ein Foto (s.o.) stellten sie die Jugendlichen kurz auf, um dann schnell wieder weiter zu räumen.
Ich dankte auch ihnen für ihren Einsatz und fuhr mit Pfarrer Kauder wieder über Umwege ins Pfarrhaus zurück."



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