Bischof bei BKU-Tagung: "Auseinandersetzung über Werte nicht scheuen"

„Zum Unternehmer berufen!“ zum neuen Jahresthema bestimmt

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Referierte vor Unternehmern in Dresden: Bischof Heiner Koch. Foto: bku

Dresden, 14.10.2013: Wie kommt man in pluralistischen Gesellschaften zu gemeinsamen Werten? Welchen Beitrag kann die Katholische Kirche dazu leisten? Dazu referierte Bischof Dr. Heiner Koch bei der 63. Bundestagung des Bundes Katholischer Unternehmer e.V. (BKU) am Wochenende vom 12./13. Oktober in Dresden.

Für viele sei die Wirtschaftskrise eine Wertekrise und Folge verantwortungslosen Handelns. Sie habe den Ruf nach einer Rückbesinnung auf Werte lauter werden lassen. Es sei jedoch schwierig, eine allgemeine Werteordnung zu definieren. Schon in der Gesellschaft eines Landes betonten unterschiedliche Gruppen unterschiedliche Werte; erst recht aber auf internationaler Ebene. „Ich glaube aber sicher, dass es allgemeine Grundwerte gibt, die uns vorgegeben sind und die wir voraussetzen können“, sagte Koch vor mehr als hundert katholischen Unternehmern.

„Intellektueller Diskurs aller gesellschaftlichen Gruppen“

In einer freien, demokratischen Gesellschaft könne man Werte nicht als Herrschaftswissen von oben festlegen, sagte Koch. Auch sie in Mehrheitsentscheidungen festzulegen sei sehr problematisch: Denn auch dem Nationalsozialismus hätten selbst definierte ‚Werte‘ zu Grunde gelegen, die mit Gewalt und auf Kosten einer Minderheit durchgesetzt worden seien. „Es gibt keinen anderen Weg als den intellektuellen Diskurs aller gesellschaftlichen Gruppen“, betonte Koch. Dazu gehöre unbedingt auch ein religiöser Diskurs: „Glaubensfragen dürfen nicht von vornherein ausgeschlossen werden, etwa um auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner zu kommen“, so Koch. „Das wäre von Vornherein ein Sieg des Atheismus“, sagte er. 

Koch zeigte sich zuversichtlich, dass in einem solchen Diskurs allgemeine Werte entdeckt werden könnten, die zwar unterschiedlich begründet, aber von allen selbstverständlich vorausgesetzt würden: Dass der andere wertvoll sei; dass jeder das Recht habe, zu leben; oder dass Geiz und Betrug schlecht seien. „Als Christen brauchen wir diese Auseinandersetzung nicht zu scheuen“, ermutigte Koch. Das Christliche Bekenntnis sei ein logisches Bekenntnis. Nicht logisch im mathematisch-naturwissenschaftlichen Sinn, aber als vernünftig begründbares Bekenntnis. „Für uns Christen ist es eine entscheidende Aufgabe, diese Wertefrage zu stellen“, hob Koch hervor.


Freiraum zur Reflexion und Familienarbeit der Kirchen


Die persönliche Wertebildung jedes einzelnen erfordere Freiraum, sagte Koch: „Freiraum, sich zu überlegen ‘Woran glaube ich?‘ und ‚Was ist mir wertvoll?‘“. Es sei problematisch, dass dieser Freiraum in Schulen und Hochschulen zurückgehe.

Zugleich seien Werte stark geprägt von der eigenen Geschichte: Der gesellschaftlichen Geschichte, das merke er insbesondere in seinem neuen Bistum, wo die Menschen durch die Erfahrung des  politischen Umbruchs geprägt seien. Das mache Geschichtsunterricht so wichtig.

Aber auch von der individuell in der eigenen Familie erlebten Geschichte. „Daher ist Familienarbeit für uns als Kirche so entscheidend“, sagte Koch. Er hob die Bedeutung der katholischen Kindergärten und Schulen dafür hervor, Familien mit christlichen Werten vertraut zu machen, insbesondere auch in seinem Bistum mit nur 3,6 Prozent katholischer Bevölkerung. „Hier blüht etwas auf“, begeisterte sich Koch, und verwies auf die zunehmende Zahl von Erwachsenen- und Familientaufen in Dresden und Leipzig.


Neues Jahresthema des BKU: Zum Unternehmer berufen!


Im Alltag Erwachsener ist nicht zuletzt das berufliche Umfeld prägend. „Als Führungskräfte und Unternehmer haben wir eine Vorbildfunktion für unsere Mitarbeiter“, betonte die BKU-Vorsitzende Marie-Luise Dött, MdB. Das neue Jahresthema des BKU soll Führungskräfte ermutigen und darin stärken, christliche Werte auch im beruflichen Alltag zu verwirklichen und vorzuleben: Die Delegiertenversammlung des BKU hat „Zum Unternehmer berufen!“ zum neuen Jahresthema bestimmt. Gemeinsam mit dem Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden hat der BKU eine gleichnamige Schrift herausgegeben, die auch praktische Leitlinien für ethisches Handeln im betrieblichen Alltag enthält. Der BKU wird das Dokument weiterentwickeln und weiter verbreiten: Um ethische Werte in die Wirtschaft zu tragen, und um in Kirche und Gesellschaft das Verständnis für die wichtige gesellschaftliche und soziale Funktion unternehmerischen Handelns zu stärken.


Stichwort: BKU

Der BKU: Dem 1949 gegründeten BKU gehören rund 1 200 Inhaber-Unternehmer, Selbständige und leitende Angestellte an. Der BKU ist in 36 Diözesangruppen gegliedert. In seinen Arbeitskreisen entstehen innovative Konzepte zur Wirtschafts- und Sozialpolitik und zum Führen mit Werten. Der Verband sieht sich als Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Kirche und Politik.

www.bku.de



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