Heiner Koch: Fähigkeit zur Erinnerung zeigt Größe des Menschen

Bischof hält Rede bei der Gedenkstunde zum Volkstrauertag in Sachsen

Bischof Dr. Heiner Koch - hier bei einer Ansprache im Bischöflichen Ordinariat 2013.

Bischof Dr. Heiner Koch - hier bei einer Ansprache im Bischöflichen Ordinariat 2013.

Dresden, 18.11.2013: Bischof Dr. Heiner Koch hat bei der zentralen Gedenkstunde zum Volkstrauertag in Sachsen am 17. November im Sächsischen Landtag die Gedenkrede gehalten. Sächsische Jugendliche berichteten zuvor von ihren Eindrücken bei einem Ferien-Einsatz gemeinsam mit weißrussischen und russischen Jugendlichen auf einem Friedhof für deutsche Gefallene in der Nähe der weißrussischen Stadt Babrujsk. Landtagspräsident Matthias Rößler sprach das Totengedenken. Vor der Feierstunde hatten Vertreter des Verbandes zur Kriegsgräberfürsorge am Ehrenmal für die Dresdner Luftkriegstoten des 13. Februar 1945 einen Kranz niedergelegt.

In seiner Rede erinnerte Bischof Koch mit Blick auf das 200-jährige Gedenken der Völkerschlacht bei Leipzig mit seinen fast 100.000 Toten daran, dass die Opfer jedes Krieges in erster Linie Persönlichkeiten „mit individueller Geschichte, mit Sehnsüchten und Hoffnungen, mit Familien und Leiden“ seien. Er betonte dabei, dass jedem Menschen eine „Größe“ eigen sei, „weil es ihn so nur einmal gibt – mit seinem Körper und Geist, mit seiner Prägung und den für ihn bestimmten Aufgaben, die nur er erfüllen kann“. Diesem Aspekt werde man nur gerecht, indem man diese Größe des Menschen immer wieder ins Bewusstsein rücke und die Erinnerung an die Verstorbenen pflege.

Der Mensch besitze dazu besondere Gaben, so Bischof Koch. „Die Fähigkeit, uns an die Vergangenheit zu erinnern, die uns prägt. Die Gegenwart zu erleben, in der wir unsere Geschichte in jeder Entscheidung aktiv schreiben. Und auf die Zukunft zu blicken mit der Frage, was das Ziel unseres Lebens ist.“
Der Volkstrauertag fände seinen Wert darin, die Größe des Menschen zu achten und zu fördern; die Größe der Gefallenen, aber auch die Größe der Lebenden. Denen helfe er, „groß zu leben“, so Bischof Koch, indem sie sich an Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft erinnerten.

Der Volkstrauertag geht auf eine Initiative des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge zurück, der sich 1919 mit seiner Gründung dafür einsetzte, der gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs zu gedenken. In der Nazizeit wurde der Tag in „Heldengedenktag“ umbenannt und zum staatlichen Feiertag erklärt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Volkstrauertag 1952 in der Bundesrepublik wieder eingeführt und in den Spätherbst auf den Sonntag vor dem Totensonntag gelegt. In der DDR gab es jeweils am zweiten Septembersonntag einen „Tag der Opfer des Faschismus“. Seit der Wiedervereinigung wird am Volkstrauertag in ganz Deutschland der Toten beider Weltkriege sowie aller Opfer von Gewaltherrschaft gedacht.

MB



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