Bischof Koch weiht neue St. Franziskus-Kirche in Crimmitschau

 

Feierlicher Moment: Bischof Koch salbt den neuen Altar mit Chrisam.

Crimmitschau, 30.09.2013: Ein Ministerpräsident erlebt ja so allerhand in seinem Alltag. Dennoch: „Ich bin nun 54 Jahre“, so gestand Sachsens Premier Stanislaw Tillich bei der feierlichen Kirchweihe am Sonntag, 29. September, in Crimmitschau, „aber eine Kirchweihe habe ich vorher noch nie miterlebt.“ Dass der sächsische Regierungschef gerne zu der Feier gekommen war, hatte aber auch noch einen anderen Grund. „Mit sechs Jahren war ich erstmals hier in der Crimmitschauer Pfarrei. In den Ferien auf ‚West-Besuch’“, wie der Regierungschef ironisch mit Anspielung auf seine östlicher gelegene Oberlausitzer Heimat bemerkte. Immerhin, hier habe es zumindest ARD und ZDF gegeben, so Tillich. Die Diaspora allerdings war für den jungen Sorben damals eine neue Erfahrung.

Dass die katholische Kirche in Crimmitschau trotz geringer Gläubigenzahlen lebendig und optimistisch in die Zukunft blickt, bewies die feierliche Messe mit Bischof Dr. Heiner Koch, der aus Dresden zur Kirchweihe angereist war. Bei strahlendem Sonnenschein konnte er mit vielen Gläubigen der Gemeinde und ihren Gästen, mit einer großen Gruppe Priester der Region, mit Vertretern der evangelischen Gemeinden und des öffentlichen Lebens und den am Bau beteiligten Betrieben die neue St. Franziskus-Kirche weihen. So viele Menschen wollten das seltene Ereignis miterleben, dass die Feier auch in den benachbarten Gemeindesaal des Piusheims und in die bisherige Kapelle im Pfarrhaus übertragen wurde.

Dieser Gottesdienstraum war zwei Tage zuvor entwidmet worden. Die alte Kapelle war dabei noch einmal bis auf den letzten Platz gefüllt gewesen. Knapp 87 Jahre hatte sie als Versammlungsort der Gemeinde gedient. Nun war am Schluss des Gottesdienstes der Tabernakel geräumt und das Ewige Licht gelöscht worden.




Gut besucht: Viele Menschen kamen zur Weihe der neuen St. Franziskuskirche.

Vor knapp fünf Jahren hatten die Crimmitschauer Gläubigen beschlossen, den Gebäudebestand den aktuellen Gegebenheiten der Pfarrei anzupassen. Ziel dabei: die Pfarrei sollte einerseits auch in den kommenden Jahrzehnten die Räume zur Verfügung haben, die sie für ihr Gemeindeleben benötigt. Andererseits müsste sie auch imstande sein, diese zu unterhalten. Im Ergebnis kamen die Gremien der Gemeinde und eine Gemeindeversammlung 2009 zu der Entscheidung, das seit 1926 genutzte Pfarrhaus – eine vierstöckige Gründerzeitvilla – aufzugeben. Anstelle der bisher darin untergebrachten St.-Franziskus-Kapelle entstand nun die vom Chemnitzer Architekturbüro Kerstin Bochmann geplante neue St.-Franziskus-Kirche neben dem Gemeindezentrum „Piusheim“, das seit 1958 existiert. Dynamik erhielt der Planungsprozess 2010, als klar wurde, dass ab Sommer 2011 mit Pfarrer Michael Gehrke Crimmitschau und Werdau künftig nur mehr von einem Priester betreut werden würden.

Ein gutes Jahr nach der Grundsteinlegung am 19. Juli 2012 konnte nun Kirchweihe gefeiert werden. 770.000 Euro kostete die neue Kirche, in der Sitzplätze für 150 Gläubige sind. Von diesen Kosten trägt die Pfarrgemeinde 400.000 Euro, wovon 350.000 Euro in den vergangenen 20 Jahren ursprünglich für die Sanierung des Pfarrhauses angespart wurden; die übrigen 50.000 Euro wurden gespendet. Das Bistum Dresden-Meißen steuerte zu der Bausumme 300.000 Euro bei. Das Bonifatiuswerk unterstützte den Kirchenbau mit 70.000 Euro.




Verbrachte als sechsjähriger Bub seine Ferien in der Crimmitschauer Pfarrei: Auch Sachsens Ministerpräsident nahm an der Kirchweihe teil.

„Braucht Gott so einen Raum?“ hatte Bischof Dr. Heiner Koch in seiner Predigt gefragt und sogleich die Antwort geliefert. „Nein. ER ist größer.“ Aber: „WIR brauchen heilige Räume und heilige Zeiten“, so der Bischof. Diktaturen hätten daher zu allen Zeiten versucht, gerade diese heiligen Orte und heiligen Zeiten abzuschaffen. Er erinnerte die Gemeinde daran, das Gebet und die Feier des Gottesdienstes als Zentrum und Kernpunkt zu pflegen. „Eigentlich fängt der Bau der Kirche heute erst an“, so Bischof Koch.

Dass Ökumene in Crimmitschau groß geschrieben wird, bewies auch die starke Beteiligung der evangelischen Pfarrerin und der Pfarrer des Ortes, die an der Kirchweihe teilnahmen und der Gemeinde ihre Grüße überbrachten. Für die Feier ihrer großen Festtagsgottesdienste wird die katholische Gemeinde auch in Zukunft in der evangelischen St. Johanniskirche zu Gast sein.

Der Feier schloss sich bei bestem Herbstwetter ein Gemeindefest rund um die neue Kirche an, mit Kirchenführungen, Informationsständen und Gelegenheiten zur Begegnung. Mit einem Abendgebet klang der Kirchweihtag besinnlich aus. Mit einer großen Festwoche feiert die Gemeinde nun acht Tage lang ihre Kirchweihe.

Festwoche
• Montag, 30.9. – Ökumenetag:
  - 9.00 Uhr: Hl. Messe
  - 16.00 / 17.00 / 18.00 Uhr: Kirchenführungen
- 19.30 Uhr: Ökumenischer Gottesdienst
• Dienstag, 1.10. – Kindertag:
  - 7.30 Uhr: Rosenkranzgebet
  - 8.00 Uhr: Hl. Messe
  - 10.00 / 11.00 / 12.00 Uhr: Kirchenführungen
- 15.00 Uhr: Kinderfest rund um die Kirche
  - 16.00 Uhr: Kindermesse
  - 19.30 Uhr: Geistliches Konzert
• Mittwoch, 2.10. – Seniorentag:
   - 10.00 / 11.00 Uhr: Kirchenführungen
- 13.30 Uhr: Hl. Messe für alle Seniorengruppen
  - 14.30 Uhr: Seniorennachmittag im Piusheim
  - 21.00 Uhr: Jugendgebetsnacht
• Donnerstag, 3.10. – Gospeltag:
 - 10.00 Uhr: „CrimmitschauGospelt“ – Proben
  - 17.00 Uhr: Konzert „CrimmitschauGospeltSanktFranziskus“
•  Freitag, 4.10. – Franziskusfest:
- 16.00 / 17.00 / 18.00 Uhr: Kirchenführungen
- 19.00 Uhr: Festgottesdienst zum Patronatsfest
mit Bischof em. Joachim Reinelt
und früheren Seelsorgern der St.-Franziskus-Gemeinde
  - 20.00 Uhr: Gelegenheit zur Begegnung im Piusheim
• Samstag, 5.10. – Weinfest:
- 14.00 Uhr: Taufgottesdienst
- 19.00 Uhr: Weinfest im Piusheim mit dem Kabarett „ÖSE“ (Erfurt)
• Sonntag, 6.10. – Erntedankfest:
  - 10.15 Uhr: Familiengottesdienst
  - 15.00 / 16.00 Uhr: Kirchenführungen
  - 17.00 Uhr: Dankandacht

Hintergründe zum Kirchenneubau in Crimmitschau:
www.hl-geist-werdau-crimmitschau.de 


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Text/Fotos: Michael Baudisch