Grimmaer Pfarrei vom Hochwasser gezeichnet

Bonifatiuswerk wirbt um Solidarität der Katholiken in Deutschland

Pfarrer Gregor Hansel (re.) und Pfarrgemeindemitglied Norbert Werner in der flutgeschädigten Kirche.   Foto: Bonifatiuswerk

Pfarrer Gregor Hansel (re.) und Pfarrgemeindemitglied Norbert Werner in der flutgeschädigten Kirche.   Foto: Bonifatiuswerk

Grimma, 14.06.2013: Schon auf der Straße riecht man den modrig-feuchten Geruch, der aus der kleinen Kirche dringt. Drinnen bietet sich auch nach dem Aufräumen ein trostloses Bild: Der Parkettboden ist komplett zerstört und bereits herausgerissen. Die Kirchenbänke türmen sich an der Wand. Die Türrahmen liegen im Müllcontainer. Wie schon 2002 zeigte die Mulde ihr zerstörerisches Gesicht: 40 Zentimeter hoch stand das Wasser am 3. Juni in der St. Trinitatis-Kirche in Grimma, geschätzter Schaden: 120.000 Euro.

Am Sonntag, den 2. Juni, wurden nach und nach alle Häuser in der Nicolaistraße in der sächsischen Kleinstadt nahe Leipzig evakuiert. „Wir hatten noch den älteren Menschen in der Nachbarschaft geholfen, ihre Häuser auszuräumen“, berichtet Gregor Hansel, Pfarrer der St. Trinitatis-Gemeinde. Die Straße war bereits zum Fluss geworden. Feuerwehr und Polizei brachten die Bewohner mit Booten in Sicherheit. Doch Pfarrer Hansel blieb, um so viel wie möglich vor dem Hochwasser zu schützen. „Am Montag erreichte die Flut ihren Höchststand. 40 Zentimeter haben wir schließlich in der Kirche gemessen!“ Ohne Strom und damit ohne Verbindung zur Außenwelt harrte der Pfarrer im Gemeindehaus aus, bis ihm die Lebensmittel und Getränke ausgingen.

Hochwasserblick: Die Straßen wurden zu Flüssen: Blick aus der Kirche St. Trinitatis.   Foto: privat

Hochwasserblick: Die Straßen wurden zu Flüssen: Blick aus der Kirche St. Trinitatis.   Foto: privat

Die Flut hat deutliche Spuren hinterlassen: Das Mauerwerk hat sich voll Wasser gesogen, das Holzparkett, die Türrahmen und große Teile des Mobiliars sind zerstört. Die Orgel ist von der Luftfeuchtigkeit stark in Mitleidenschaft gezogen worden, so dass einige Register nicht mehr funktionieren. „Die Trockenarbeiten am Mauerwerk werden der Orgel wahrscheinlich weiteren Schaden zufügen. Das war schon nach dem Hochwasser 2002 so“, erklärt Pfarrer Hansel.

Hoffnung auf Solidarität

Die Gemeinde hat zügig mit den Aufräumarbeiten begonnen. Doch bis das gewohnte Gemeindeleben wieder stattfinden kann und auch die Kirche wieder nutzbar ist, wird noch viel Zeit vergehen. „Wir hoffen, dass wir diesmal schneller wieder zum Alltag zurückkehren können als beim letzten Hochwasser. Damals dauerte es länger als ein Jahr.“ Bis dahin müssen die Gemeindemitglieder den Gottesdienst im Gemeinderaum feiern, auf nicht einmal 50 Quadratmetern. Dort lagerten flinke Helfer auch das Wichtigste aus der Sakristei und aus dem Pfarrbüro eilig ein, um es vor den Fluten zu retten. Ein normales Gemeindeleben wird für lange Zeit nicht möglich sein.

Die Kirche in Grimma. Sie wurde bereits zum zweiten Mal überflutet.   Foto: Bonifatiuswerk

Die Kirche in Grimma. Sie wurde bereits zum zweiten Mal überflutet.   Foto: Bonifatiuswerk

Wie reibungslos die Sanierungsarbeiten ablaufen, ist nicht zuletzt eine finanzielle Frage. Eine erste Schätzung beziffert alleine den Schaden am Bauwerk auf 120.000 Euro, Inneneinrichtung und Orgel nicht mitgerechnet. Auch wenn die Versicherungsfrage noch nicht geklärt ist: „Wie viel wir von der Versicherung bekommen, wissen wir noch nicht. Doch wir müssen in jedem Fall einen Teil der Kosten selbst tragen – eine Last, die wir nicht alleine schultern können!“, so Pfarrer Hansel.

Auf Spenden angewiesen


Die Kosten sind ein großes Problem für die kleine Diaspora-Gemeinde in Ostdeutschland. Gerade einmal 758 katholische Christen leben in der 20.000-Einwohner-Stadt. Als einzige katholische Kirche in Grimma ist das Gotteshaus unerlässlich für das Glaubensleben der Gemeinde. Sie ist ein sichtbares Zeichen lebendigen Glaubens inmitten einer glaubensfremden Umgebung. „Die Katholiken in Grimma sind auf die Solidarität der katholischen Christen in ganz Deutschland angewiesen“, betont Monsignore Georg Austen. Der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes ist schockiert über das Ausmaß der Hochwasserschäden in Ost- und Norddeutschland: „Das Bonifatiuswerk ist mit den Opfern der Flut von Elbe, Mulde und Gera im Gebet verbunden. Gleichzeitig helfen wir, wo wir können, mit finanzieller Unterstützung, die die Spender in Deutschland möglich machen.“ Monsignore Austen weiß um die Nöte und Wünsche der betroffenen Kirchengemeinden, auch um die Hoffnung von St. Trinitatis in Grimma: „Unser größter Wunsch ist es, an Weihnachten wieder die Heilige Messe in unserer sanierten Kirche feiern zu können“, bekräftigt Pfarrer Hansel.

Das Hochwasser stand fast einen halben Meter hoch in der Kirche.   Foto: privat

Das Hochwasser stand fast einen halben Meter hoch in der Kirche.   Foto: privat

Elbe, Mulde, Gera – erneut sind die Diaspora-Regionen in Ostdeutschland von einem Jahrhunderthochwasser betroffen. Auch an katholischen Kindergärten, Einrichtungen der Caritas, Kirchen und Gemeindehäuser sind große Schäden entstanden. Die Kirchengemeinden werben um Unterstützung aller Katholiken in Deutschland, um auch künftig ihren Glauben als kleine Minderheit in einer glaubensfremden Umgebung zu leben. Das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken bittet deshalb um Spenden:

Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken
Spenden-Stichwort: Fluthilfe
Konto 10 000 100
BLZ 472 603 07
Bank für Kirche und Caritas

www.bonifatiuswerk.de



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