Kirche lebt in der Caritas und die Caritas lebt in der Kirche

Grußwort von Bischof Dr. Heiner Koch zur Festakademie für Prälat Hellmut Puschmann in Dresden am 4. September 2013.

Als Bischof des Bistums Dresden-Meißen darf ich Sie, sehr geehrter Prälat Puschmann und Sie, sehr geehrte Gäste, herzlich begrüßen. Fast ein halbes Jahr darf ich nun schon als Bischof des Bistums Dresden-Meißen wirken. Dabei sind Sie, verehrter Herr Prälat Puschmann, und der Diözesancaritasverband des Bistums mir sehr ans Herz gewachsen.

Es sind nicht nur Gerüchte, die mir über Sie als Caritasdirektor und als Vorsitzender des Caritasverbandes berichtet werden, es sind ihre Wirkungen und die Erfahrungen vieler Menschen mit Ihnen.
Wie vielen Herausforderungen angesichts manchmal dramatischer Herausforderungen angesichts in dramatischer Not lebender Menschen,
wie vielen gesellschaftlichen Herausforderungen widmet sich heute unser Caritasverband: in den Kindergärten, in den Beratungsstellen, in den Einrichtungen für Behinderte oder für Senioren, in den Pflegediensten, in der Sorge um die kranken und sterbenden Menschen. Manche dieser Felder sind dem Caritasverband zugewachsen, manche hat er sehr bewusst angegangen.

Werden wir auch in Zukunft noch die Kraft haben, profiliert und qualifiziert diese Aufgaben zu erfüllen? Wo werden wir angesichts sich verändernder juristischer Rahmenbedingungen und begrenzter finanzieller und personeller Möglichkeiten die Prioritäten setzen?
Wie immer Sie diese Fragen beantworten werden, eines steht für mich fest: Caritas und Kirche sind eine untrennbare Wirklichkeit.

Die Kirche lebt in der Caritas, weil in den Menschen in Not, denen sie in der Caritas begegnet, Gott in ihr Einzug hält. Sie braucht die Caritas, weil sie sonst ihre katholische Weite verlieren würde und sie zu einer auf sich selbst konzentrierenden Sekte verkümmern würde. Sie braucht die Caritas, weil Liturgie, Verkündigung und Caritas in ihr untrennbar sind. In wie vielen Krisenzeiten hat die christliche Sorge um die Armen und Kranken neues hoffnungsvolles Leben eröffnet. In der spirituell sehr dürftigen Zeit der Renaissance wurde in der Nähe von St. Peter in Rom das Hospital zum „Heiligen Geist“ errichtet und dieses Hospital war wirklich die Wirkstätte des Heiligen Geistes.

Die Caritas lebt in der Kirche, weil sie sonst ihre Christusverbundenheit, ihren Lebensort und ihre Kraftquelle verlieren würde, weil sie nur in der Kirche Sakrament für die Menschen sein kann, weil sie nur so zeichenhaft und wirklich für Gott vor den Menschen stehen kann. Caritas braucht Kirche, weil sie ohne Kirche nicht umfassend für das Heil der Menschen, das ihre Seele und ihren Körper, ihre Beziehung und ihr Herz, ihre Psyche und ihren Glauben umfasst, einstehen kann. Und sie braucht die Kirche, weil die vielen caritativ in ihr Wirkenden als Getaufte diesen Verband tragen und vitalisieren. Der Caritasverband braucht die Gemeinschaft der Gläubigen, für die der caritative Dienst ein Herzensanliegen ist.

Das caritative Engagement der Kirche braucht zudem in unserer heute so geprägten Gesellschaft einen starken institutionellen Träger mit einer soliden personellen und finanziellen Ausstattung um seiner Wirkungsmöglichkeiten willen. Die institutionelle Prägung hatte ja schon die Caritas in der römischen Stadtkirche. Sie organisierte auf finanziell solider Basis die sieben Diakoniebezirke des alten Roms, um ihr caritatives Engagement zu stützen. Wie viele Hilfen könnte der Caritasverband ohne gute finanzielle und strukturelle Organisation in unserer modernen Gesellschaft nicht erbringen, wenn er sich zurückziehen würde auf kleine spontane und unverbindliche Aktivitäten?!

Der Caritasverband braucht ein deutliches humanes, christliches und katholisches Profil. Es muss klar sein, wes Geistes Kind er ist: Gottes Geist. Ohne ihn und ohne unser immer wieder neues Aus-IHM-Schöpfen würden wir erschöpft zurückbleiben. Ohne IHN wären wir auch kein profiliertes, einladendes und begeisterndes Angebot in der Pluralität einer säkularisierten Gesellschaft. Ohne IHN würden wir aber auch den Menschen, für die wir da sind, das Größte bzw. den Größten nicht mehr nahe bringen können, der uns alle leben lässt. Ein Verband muss die Frage nach seinem Profil stellen. Welches ist die innere Achse unseres Caritasverbandes, seiner Einrichtungen und Projekte, seiner Ordnungen, seines Engagements seiner Schulungsarbeit und seiner politischen Ausrichtung?
„Wie kannst du ein Haus lieben, das ohne Gesicht ist und in dem deine Schritte keinen Sinn haben?“, fragt Antoine de Saint Exupéry.

Sehr geehrter Herr Prälat Puschmann, ich danke Ihnen im Namen des Bistums Dresden-Meißen für Ihr Gesicht, mit dem Sie das Gesicht unseres Diözesancaritasverbandes und unseres Bistums prägten und prägen. Ihrer glaubwürdigen und glaubenstiefen Persönlichkeit verdanken wir Vieles. Sie sind für viele Menschen, für unseren Caritasverband, für unser Bistum – wie Ihr Name es ausdrückt – „ein Mann, der viel nach vorne puscht“. Auf dieses Gesicht und auf diesen Menschen möchten wir und möchte ich als Bischof auch in Zukunft nicht verzichten.

Auch, um dies anzukündigen, bin ich heute gerne zu dieser Festakademie gekommen.



Mehr Informationen zur Festakademie für Prälat Puschmann - hier klicken...



Zurück Impressum