Bischof Dr. Heiner Koch: Vom Rhein an die Elbe

Grußwort von Erzbischof Robert Zollitsch
zur Amtseinführung des neuen Bischofs von Dresden-Meißen

Erzbischof Robert ZollitschMit Ihnen, liebe Schwestern, liebe Brüder in Sachsen und Ost-Thüringen, freue ich mich, dass das Bistum Dresden-Meißen nach fast einem Jahr Vakanz wieder einen Bischof hat. Sie haben mit Bischof Heiner Koch einen neuen und auch wieder einen guten Hirten bekommen, der vielfältige pastorale Erfahrung und höchste theologische Kompetenz mit sich bringt. Im Namen der Deutschen Bischofskonferenz gratuliere ich Dir, lieber Mitbruder Bischof Heiner, zu Deiner neuen Aufgabe und wünsche Dir Gottes reichen Segen für Dein Wirken.

Diese herrliche Dresdner Kathedrale ist zwar etwas kleiner als der Kölner Dom, der Dir lange Zeit Heimat war. Aber es lebt sich hier an der Elbe sehr gut: Dresden war Gastgeber von Katholikentag und Evangelischem Kirchentag. Hier haben die katholische und evangelische Kirche vor zehn Jahren gemeinsam das ökumenische Jahr der Bibel eröffnet. Vor allem denke ich an die Pastoralsynode der Bistümer in der ehemaligen DDR in den Jahren 1973 bis 1975, die hier in Dresden tagte. Ohne Frage: Von Dresden gingen und gehen kräftige Glaubensimpulse und Glaubenszeugnisse aus, die in unser Land hineinwirken. Du, lieber Mitbruder Heiner, wirst ab heute in einem Landstrich arbeiten und wirken, der weniger katholisch geprägt ist als das Rheinland. Aber ich bin fest davon überzeugt und konnte es so schon häufiger erleben: Hier ist eine lebendige Diaspora, in der die Gläubigen zu ihrer Kirche und ihrem Glauben stehen, in der „Zusammenhalt und Einsatzfreude“ groß geschrieben werden, wie Du es selbst formuliert hast. Und ich bin mir sicher: Du wirst offene Türen und Herzen auch unserer Glaubensgeschwister der evangelischen und orthodoxen Kirche antreffen und ebenso wirst Du den Austausch und das Gespräch suchen mit Muslimen und Juden und auch vielen Nichtgläubigen. Denn Du, lieber Mitbruder, hast der Welt etwas zu sagen; so konnten wir Dich in Köln und unserer Bischofskonferenz schon oft erleben.

Der Jugend bist Du besonders verbunden, da Du drei Jahre als Generalsekretär des XX. Weltjugendtags in Köln gewirkt hast. Mit großem Geschick und unermüdlichem Eifer gelang es Dir, das Mammutereignis unserer katholischen Kirche in Deutschland mit einem guten Team von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu stemmen. Bei Dir in Köln war die Welt zu Gast und ich weiß, dass damals nicht wenige Jugendliche auch aus dem Bistum Dresden-Meißen nach Köln gepilgert sind. Jetzt wirst Du ihr Hirte und bringst Deine reichen Erfahrungen des Weltjugendtags mit in die pastorale Arbeit ein. Gerade aus den „Tagen der Begegnung“ unmittelbar vor dem Weltjugendtag hat sich auch in den ostdeutschen Bistümern vielerorts ein neuer Aufbruch ergeben. Das spiegelt sich bis heute in Gebetskreisen und Bibelgesprächen wider.

Dein Bischofswappen zeigt auf seiner rechten Seite neben dem Stern als Zeichen der Gottesmutter Maria einen Fluss. Er erinnert an das Wort im Johannesevangelium: Christus ist die Quelle des Lebens, der den Menschen lebendiges Wasser schenkt. Den lebendigen Glauben zu diesem Christus findest Du auch hier im Bistum Dresden-Meißen. Ein Beispiel ist das Musical, das am vergangenen Sonntag in Bautzen aufgeführt wurde. „Von Träumen und wahren Geschichten auf der via regia“ heißt es – ein Kindermusical, das Menschen aus ganz unterschiedlichen Regionen Sachsens zeigt, die sich auf den Weg gemacht haben.

Vom Rhein an die Elbe, aus dem Rheinland nach Sachsen und Ost-Thüringen: Bischof Heiner Koch ist auf dem Weg. Der Fluss in Deinem Wappen passt gut zu Deinem neuen Wirkungsort. Dein Bischofssitz liegt an der Elbe, die viele Städte und Regionen miteinander verbindet. Verbundenheit mit der Kirche und den Gläubigen, so unterschiedlich sie auch sein mögen – das ist eines Deiner Spezialgebiete: Lange warst Du in Köln Bischofsvikar für die internationale katholische Seelsorge. Und seit drei Jahren trägst Du als Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für die katholische deutsche Auslandsseelsorge Verantwortung. Ebenso gehörst Du neben der Kommission „Ehe und Familie“ auch der Migrationskommission an. Dieses Engagement ist eindrucksvoll. Dafür sind wir Dir dankbar.

Lieber Bischof Heiner, Du trittst nun die Nachfolge unseres geschätzten Mitbruders Bischof Joachim Reinelt an. Ihm und dem Diözesanadministrator, Michael Bautz, gilt in dieser Stunde unser Dank für ihr aufmerksames und den Menschen zugewandtes Wirken. Es ist ein gutes Zeichen, dass die Zahl der Katholiken besonders in der Gruppe der 20- bis 30-Jährigen wächst. Das macht Mut für den Weg der Kirche in die Zukunft. Gib den Gläubigen auf diesem Weg Halt und Zuversicht! Vermittle Ihnen die Schönheit des Glaubens. Und lass Sie – gerade solche, die suchend sind – Weggefährten im Glauben und eine Heimat in der Kirche finden.

Deine Heimat war bisher das Rheinland. Jetzt brichst Du zu neuen Ufern hier im Osten auf. Dabei liegen Deine eigenen Wurzeln sogar noch weiter östlich als hier: Deine Mutter stammt aus Breslau – und Dein Vater aus Oberschlesien. Dein Bischofsring anlässlich Deiner Ernennung zum Weihbischof im Jahr 2006 wurde Dir vom Breslauer Domkapitel geschenkt – als hätte es geahnt, dass Dein Weg Dich wieder in die Nähe Deiner Vorfahren führen wird. So wirst Du nun in vielfältiger Weise zum Pontifex, zum Brückenbauer.

Lieber Mitbruder Heiner, in einem Interview hast Du folgende kurze und prägnante Charakterisierung von Dir selbst gegeben: „Ich mische mich gerne ein“. Ich sage Dir: Genau das sollst Du tun. Mische Dich ein in eine wachsende Kirche hier im Bistum Dresden-Meißen. Mische Dich ein bei den Fragen und Herausforderungen, die auf Dich zukommen werden. Mische Dich ein in die Debatten, die Kirche und Gesellschaft prägen! Ich bin mir sicher: Einen aufmerksamen Zuhörer, einen konstruktiven Einmischer und verlässlichen Brückenbauer wie Dich, werden die Menschen hier gerne als ihren Bischof haben.




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